Gespräch des Tages

Zahlungsverkehr - Die BaFin warnt

Die Einigkeit Europas ist nicht immer groß, und das Bestreben, größtmögliche Einheitlichkeit herzustellen, damit nicht immer leicht. Das beginnt im ganz Großen mit den spannenden Fragen der Haushaltskonsolidierung der Schuldenländer, möglichen Rettungsalternativen und den ungeklärten Zukunftsfragen einer wie auch immer gearteten Fiskal-, Wirtschafts- oder gar politischen Union. Das geht über ein Level Playing Field bei der Umsetzung der europäischen Vorschriften in nationales Bankenaufsichtsrecht. Und das endet schließlich im Alltag der Verbraucher beim kleinteiligen elektronischen Massenzahlungsverkehr. Am 1. Februar 2014 sind alle Vorbereitungen passé und es beginnt mit der endgültigen Umstellung aller Überweisungen und Lastschriften auf Sepa, den grenzüberschreitend einheitlichen Zahlungsverkehr im Euroraum, ein neues Zeitalter. Doch gut vier Monate vor diesem wahrlich einschneidenden Termin stehen längst noch nicht alle Ampeln auf Grün. Lediglich der deutschen Kreditwirtschaft attestiert die Deutsche Bundesbank als einer der Federführer in diesem Prozess einen guten Stand bei der Umsetzung.

Noch ein wenig Nachholbedarf sehen die Verantwortlichen bei großen Unternehmen und den öffentlichen Verwaltungen, sehr viel Arbeit kommt dagegen noch auf kleine und mittlere Unternehmen und Vereine zu. Ob es überhaupt zu schaffen ist? Allein die deutschen Privathaushalte und Unternehmen - ohne die Banken - führen im kalendertäglichen Durchschnitt fast 49 Millionen unbare Transaktionen mit einem Gesamtwert von 186 Milliarden Euro aus. Im ersten Quartal 2013 wurden gerade einmal knapp neun Prozent aller Überweisungen und weniger als ein Prozent der Lastschriften im Sepa-Format mit IBAN und BIC abgewickelt. In weniger als fünf Monaten müssen dies 100 Prozent sein, sollte sich die EU nicht doch noch auf gewisse Übergangsfristen einlassen. Doch darauf verlassen sollte sich niemand.

Was muss also noch getan werden? Dieser Frage nahm sich die BaFin in diesem Sommer an, und überprüfte die Banken hinsichtlich der Vorbereitung und ob diese "zum Stichtag technisch und organisatorisch in der Lage sein werden, den Zahlungsverkehr in Sepa abzuwickeln". Sie kommt zu einem ähnlichen Schluss wie ihre Kollegen von der Bundesbank. Es sei davon auszugehen, dass die deutschen Zahlungsdienstleister Sepa-fähig sind. Doch die BaFin wäre nicht die BaFin, wenn sie nicht doch noch etwas zu kritisieren fände - berechtigterweise muss man hinzufügen. Denn die Untersuchung der Bonner Behörde kommt zu dem Schluss, dass die Banken und Sparkassen über den Umsetzungsstand ihrer Kunden teils nur rudimentäre Erkenntnisse hätten. Mehr als die Hälfte der Institute konnte noch im Sommer dieses Jahres zur Sepa-Fähigkeit ihrer Kunden keine Aussage treffen. Wie aber bitte schön soll der wahrlich anspruchsvolle Umstellungsprozess gelingen, wenn die Verantwortlichen nicht miteinander harmonieren - auch hier könnte man schon wieder den Vergleich zu der ganz großen politischen europäischen Bühne ziehen. Die BaFin "erwartet von den Zahlungsdienstleistern, dass sie einzelne Kunden und Kundengruppen, die Lastschrifteneinreicher sind, gezielt ansprechen und entsprechend unterstützen". So etwas kann natürlich nicht ohne Widerspruch der Betroffenen bleiben. Banken könnten erst dann sicher feststellen, dass ein Kunde Sepa-ready sei, wenn er auch tatsächlich die Sepa-Verfahren nutze, schreibt beispielsweise der VÖB in seinem aktuellen Zahlungsverkehrs-Newsletter. Und es sei natürlich auch eine Bringschuld der Unternehmen und Vereine, die aktiv für eine reibungslose Sepa-Umstellung zu sorgen hätten.

Der zweite Kritikpunkt der BaFin ist da schon eher echter aufsichtsrechtlicher Natur: Die Zahlungsdienstleister würden die Umstellung häufig zu umfassend auf ihre IT-Dienstleister abwälzen. 93 Prozent der Banken und Sparkassen nutzen laut der Umfrage externe Dienstleister. Sanft weist die Ba-Fin aber darauf hin, dass für den fristgerechten Ablauf des Prozesses und das reibungslose Funktionieren in der Zukunft aufsichtsrechtlich der Vorstand verantwortlich ist. Dagegen ist wohl wenig zu sagen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X