Börsennachrichten Ausgabe 10/2016

ESMA-Stresstest für CCPs: Ergebnisse

Nach ihrem Stresstest mit 17 zentralen Gegenparteien (Central Counterparties, CCP) hat die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA das System der CCPs in der EU als widerstandsfähig bezeichnet. Der Stresstest zielte auf das Kreditrisiko der einzelnen Gegenparteien ab, für den Fall dass mehrere Clearing-Mitglieder ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Zudem wurde ein Szenario mit zusätzlichen simultanen Marktpreisschocks durchgerechnet. Die zentralen Gegenparteien konnten den Ausfall ihrer beiden jeweils größten EU-weiten Clearing-Mitglieder kombiniert mit Marktpreisschocks verkraften. Wenn die jeweils zwei größten Clearing-Mitglieder jedoch nicht nur bei einer Gegenpartei ausfielen, sondern bei allen Gegenparteien, dann würde das bedeuten, dass in Europa mehr als 25 Clearing-Mitglieder ausfallen. Dieses Szenario würde zu einem ungedeckten Verlust bei den CCPs zwischen 0,1 Milliarden Euro und 4,0 Milliarden Euro führen. Die ESMA hat den nationalen Aufsichtsbehörden Vorschläge zur weiteren Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von CCPs gemacht. Die European Market Infrastructure Regulation (EMIR) sieht vor, dass die ESMA jedes Jahr einen entsprechenden Stresstest durchführt.

MiFID II: Definition Hochfrequenzhandel

Auf europäischer Ebene sollen algorithmischer Handel und Hochfrequenzhandel (high frequency trading) im Rahmen der EU-Marktrichtlinie MiFID II strenger reguliert werden. Im Rahmen eines delegierten Rechtsaktes hat die EU-Kommission nun Ende April 2016 veröffentlicht, wie sie diese beiden Begriffe definiert. Algorithmischer Handel ist demnach dadurch gekennzeichnet, dass ein automatisches System in der Phase der Einleitung, des Erzeugens, des Weiterleitens oder der Ausführung von Aufträgen oder Quotes Entscheidungen nach vorgegebenen Parametern trifft. Menschliche Beteiligung ist dabei überhaupt nicht oder nur eingeschränkt vorgesehen (Artikel 18, C (2016) 2398). Auch den Begriff Hochfrequenzhandel hat die EU-Kommission anhand von Durchschnittswerten präzisiert. Hierunter wird die Übermittlung von mindestens zwei Mitteilungen pro Sekunde in Bezug auf einzelne Finanzinstrumente an einem Handelsplatz verstanden, oder aber das Übertragen von mindestens vier Mitteilungen pro Sekunde in Bezug auf alle Finanzinstrumente an diesem Handelsplatz.

ICE: Kein Gebot für LSE

Der US-Börsenbetreiber Intercontinental Exchange hat angekündigt, auf ein Angebot für die Übernahme der London Stock Exchange zu verzichten. Diese Aussage ist für das Unternehmen sechs Monate lang bindend, sofern keine wesentliche Veränderung der Rahmenbedingungen eintritt. Damit wird es von dieser Seite vorerst nicht zu einem mit den Fusionsplänen der Deutschen Börse konkurrierenden Gebot kommen.

Deutsche Börse: Fintech-Hub Frankfurt

Die Deutsche Börse hat ihren Fintech-Hub in Frankfurt eröffnet (siehe auch Beitrag Leupold). Damit unterstützt sie die Initiative der Hessischen Landesregierung, ein Fintech-Cluster in Frankfurt aufzubauen. Insgesamt bietet der neue Fintech-Hub auf dem Gelände einer ehemaligen Arzneimittelfabrik auf 450 Quadratmetern rund 60 Arbeitsplätze. Die Deutsche Börse stellt die Büros zunächst kostenfrei zur Verfügung. Meetingräume, ein Lounge-Bereich und eine Kaffeebar schaffen zusätzlich Raum zum kreativen Arbeiten, Netzwerken und für Events. Die Mitarbeiter des Deutsche Börse Venture Network, der im vergangenen Jahr gestarteten Initiative für Wachstumsunternehmen, sollen den Start-ups im Fintech-Hub mit ihrer Expertise zur Seite stehen.

Eurex: Bloomberg

Eurex Clearing, als Clearinghaus Teil der Gruppe Deutsche Börse, hat Bloomberg als Approved Trade Source (ATS) an Eurex OTC Clear, den Clearing-Service für Zinsswaps der Deutschen Börse, angebunden. Durch diese Anbindung können Händler, die die elektronischen Handelssysteme oder sprachgesteuerten Post-Trade-Bestätigungssysteme von Bloomberg nutzen, ihre OTC-Transaktionen direkt an Eurex Clearings zentralen Kontrahenten für den OTC-Handel weiterleiten. Die erste Clearing-Transaktion über diese Direktanbindung fand zwischen der Société Générale und der Zürcher Kantonalbank statt.

Euronext: ETF in London

Der Börsenbetreiber Euronext wird zukünftig ETFs auch in London listen und handeln. Bisher konnten Emittenten über die Euronext mit ihren ETFs die europäischen Märkte Amsterdam, Brüssel, Lissabon und Paris erreichen. Das Clearing und Settlement für die ETFs in London werden über Euro-CCP und Euroclear UK & Ireland erfolgen. Zu den ersten Handelsteilnehmern in diesem Bereich gehören Société Générale und Kepler Cheuvreux. Insgesamt hat Euronext rund 700 Produkte an den fünf Handelsplätzen gelistet. Deren Handelsumsatz hat sich im Jahr 2015 um 74 Prozent erhöht.

EEX: Clearing von Futures auf Frachtraten

Die European Energy Exchange (EEX) hat ein Handelsgeschäft in Futures auf Frachtraten zum Clearing registriert und damit ihr neues Global Commodities-Segment erweitert. Das Geschäft über 90 Kontrakte im vierten Quartal 2016 zu einem Preis von 8 750 US Dollar pro Kontrakt wurde Ende April 2016 im Produkt Capesize TC4 Time Charter abgeschlossen. Der EEX Trade Registration-Service soll der Schifffahrtsund Frachtbranche einen Rechtsrahmen bieten, der die Registrierung von Termingeschäften in Frachtraten unter dem Regelwerk eines regulierten Marktes in Europa gestattet.

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