Börsennachrichten Ausgabe 1/2017

Euronext: Verhandlungen mit LSE

Die Mehrländerbörse Euronext führt exklusive Gespräche mit der London Stock Exchange (LSE) über einen möglichen Erwerb des kontinentaleuropäischen Clearinggeschäfts der Tochtergesellschaft LCH. Clearnet SA. Hintergrund ist die geplante Fusion der LSE und der Deutschen Börse, die noch bis zum 13. März 2017 von den EU-Kartellwächtern geprüft wird. Schon Ende September 2016 hatte die LSE erklärt, die LCH.Clearnet SA möglicher weise verkaufen zu wollen, nachdem die Kommission Befürchtungen geäußert hatte, dass es vor allem im Clearinggeschäft abträgliche Folgen für den Wettbewerb geben könnte. Da LCH in den Bereichen Zinsderivate (Swap Clear), Kreditausfallversicherungen (CDS Clear), Währungen (Forex Clear) und Festverzinsliche sowie in börsengehandelten Derivaten, Rohstoffen und im Aktien-Kassahandel bedeutende Marktanteile besitzt, befürchtet die EU-Kommission, die Auswahl an Collateral-Diensten und Zentralverwahrern könnte eingeschränkt und die Preise diktiert werde. Ein Kauf der französischen Tochter der LCH.Clearnet wird davon abhängig gemacht, dass der Zusammenschluss von LSE und Deutscher Börse zustande kommt.

Bats: Konkurrenz für Dax

Der Börsenbetreiber Bats Europe hat acht neue Benchmark-Indizes in den Europäischen Schlüsselmärkten Frank reich, Italien, Schweiz und Deutschland aufgelegt. Die zum 19. Dezember gestarteten neuen Aktienindizes sollen traditionellen nationalen Benchmarks wie dem Dax, CAC 40 oder SMI Konkurrenz machen.

Für Deutschland wird es den Bats Germany 30 geben, ein Äquivalent zum Dax. Außerdem der Bats Germany Mid Cap 50 und Bats Germany Small Cap 50, die eng mit dem MDax und dem SDax konkurrieren sollen. Angeboten werden dabei jeweils zwei Indexvarianten: den Price Return, der den Kurs abbildet, und den Net Total Return, bei dem die Dividenden reinvestiert werden.

Die Indizes unterscheiden sich von bisher bekannten Varianten durch andere Aufnahmekriterien, beispielsweise die Kriterien Herkunftsland und Primärlisting-Standort. Bats will prüfen, in welchem Land das Unternehmen seinen Hauptsitz hat, wo die Primärnotierung erfolgt und wie hoch der Streubesitz ist, um festzulegen, welchem Land das Unternehmen zugeordnet wird. Auch Auf- und Abstiegsregeln sind geplant. Im Gegensatz zu den üblicherweise 15 Minuten verzögerten, kostenlosen Indexdaten will Bats generell Real-Time-Daten liefern, die kostenlos nutzbar sind. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass die Indizes als Benchmark für Produkte zugrunde gelegt würden oder für Datenanbieter. Werden die Daten für den Handel genutzt, fallen wie gewohnt Gebühren an.

ICE Clear Europe: neuer CCP

Nach der ICE Clear Europe im September hat die Europäische Wertpapier- und Marktaufsicht (ESMA) nun auch dem Clearinghaus ICE Clear US (ehemals New York Clearing Corp.) den Status als anerkannter zentraler Kontrahent (central counterparty - CCP) aus einem Drittstaat erteilt. Aufgrund der Anerkennung unter der europäischen Marktinfrastrukturrichtlinie Emir kann das US-Clearinghaus von europäischen Unternehmen zur Erfüllung ihrer Clearingverpflichtungen genutzt werden. Die Einstufung gilt für die Verrechnung von Derivate-Transaktionen in Aktien, Kreditausfall-Swaps, Währungen und Rohstoffen auf regulierten Märkten.

Euronext: Beteiligung an EuroCCP

Die Mehrländerbörse Euronext hat eine Beteiligung am Clearing-Haus EuroCCP erworben. Nach der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbshüter hat Euronext 20 Prozent des paneuropäischen Anbieters von Clearing- und Settlement-Dienstleistungen für einen Preis von 13,4 Millionen Euro gekauft. Außer der Euronext sind die ABN Amro Clearing Bank, Bats Europe, die amerikanische The Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) und der New Yorker Börsenbetreiber Nasdaq an der EuroCCP beteiligt.

Börse Düsseldorf: Fusion

Der geplante Zusammenschluss der Börsen Düsseldorf, Hamburg und Hannover nimmt weiter Formen an. Der Börsenrat der Börse Düsseldorf hat sich für die Zusammenlegung ausgesprochen. Die geplanten Veränderungen sollen allein auf der Eigentümerebene der Börse Düsseldorf stattfinden und in zwei Schritten erfolgen. Zunächst soll der operative Betrieb der Börse mit Wirkung zum 1. Januar 2017 auf eine neue 100-prozentige Tochtergesellschaft der Börse Düsseldorf abgespalten und anschließend an die BÖAG Börsen AG, den Träger der Börsen Hamburg und Hannover, verkauft werden.

Das Gremium erhofft sich dadurch eine langfristig wirtschaftlichere, tragfähigere Aufstellung des Betriebs der Börse Düsseldorf und die damit verbundene Zukunftssicherung des Standortes. Als Vorbereitung auf die Veränderung der Trägerschaft hat der Börsenrat Düsseldorf Dr. Thomas Ledermann und Hendrik Janssen, die bereits Geschäftsführer der Börsen in Hamburg und Hannover sind, für fünf Jahre zu weiteren Geschäftsführern der Börse Düsseldorf bestellt.

Deutsche Börse: Anteile an Figo

DB-1-Ventures, die Mitte 2016 ins Leben gerufene Plattform für Corporate Venture Capital (CVC) der Deutschen Börse, investiert einen siebenstelligen Betrag in das Hamburger Fintech-Unternehmen Figo GmbH für einen signifikanten Minderheitsanteil. Weitere Investoren sind Business Angel aus Deutschland. Insgesamt konnte der Banking Service Provider in der aktuellen Serie-B-Finanzierungsrunde rund 6,8 Millionen Euro einsammeln.

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