Börsennachrichten Ausgabe 16-17/2016

Deutsche Börse und LSE: leidige Standortfrage

Formal hat der geplante Zusammenschluss von Deutsche Börse AG und der London Stock Exchange Group plc mit Überschreitung der Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent der Deutsche-Börse-Aktien (abzüglich eigener Aktien) schon seit Ende Juli dieses Jahres eine wichtig Hürde genommen. Faktisch bleibt aber weiter unklar, wie die EU-Kommission und das hessische Wirtschaftsministerium als die beteiligten Wettbewerbs- und Aufsichtsgremien das Vorhaben bewerten werden. Unterschiedliche Auffassungen zeigen sich seit dem Brexit-Votum in Großbritannien immer wieder in der Standortfrage. Das fängt an mit rechtlichen Betrachtungen zur Zulässigkeit verschiedener Standorte, geht über die Präferenzen verschiedener Interessenverbände und reicht bis hin zu der Arbeit des eigens einberufenen Referendumsausschusses der beteiligten Börsen sowie zur Positionierung des Top-Managements. So hat beispielsweise der CEO der LSE anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen seines Hauses Anfang August an der Position festgehalten, die Holding nach britischem Recht in London anzusiedeln.

Ungeachtet der offenen Fragen rund um das Fusionsvorhaben hat die Deutsche Börse in der letzten Juliwoche ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2016 veröffentlicht. Demnach stiegen die Nettoerlöse der Gruppe um 10 Prozent gegenüber denen des Vorjahresquartals auf 600,7 (547,1) Millionen Euro. Als maßgeblich für diese Entwicklung werden neben Konsolidierungseffekten die positiven Entwicklungen bei Indexderivaten und im Commo dities-Geschäft, im Segment Eurex, beim internationalen Geschäft im Segment Clearstream sowie im Indexbereich im Segment Market Data + Services. Die bereinigten operativen Kosten lagen in der Berichtsperiode mit 275,8 (273,4) Millionen Euro trotz Konsolidierungseffekten über denen des Vorjahres. Der bereinigte Periodenüberschuss erhöhte sich damit um 21 Prozent auf 218,5 (180,8) Millionen Euro.

Während des Quartals wurde die International Securities Exchange Holdings an die Nasdaq, Inc. gegen eine Barzahlung in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar veräußert. Damit wurde die Gewinn- und Verlustrechnung auf Basis der fortlaufenden Geschäftstätigkeit aufgestellt, das heißt die Berichtsperiode und die Vorjahreswerte werden ohne den Beitrag der ISE gezeigt. Dies betrifft auch den Nachsteuer-Buchgewinn aus der Veräußerung in Höhe von rund 565 Millionen Euro.

ICE im ersten Halbjahr

Die Ankündigung des amerikanischen Börsenbetreibers Intercontinental Exchange (ICE), Atlanta, sein laufendes Aktienrückkaufprogramm um eine Milliarde US-Dollar ausweiten zu wollen, wird von Beobachtern als Hinweis gewertet, dass mit Blick auf die noch laufenden Fusionsgespräche zwischen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange auch nach Ablauf der Stillhaltefrist im November vonseiten der Muttergesellschaft der Nyse her kein Gegenangebot zu erwarten ist. Allerdings läuft auch die Entscheidungsfindung rund um die Fusion in den Gremien der Deutschen Börse und der LSE sowie in den eingebundenen Aufsichtsbehörden und der Politik nach dem Brexit-Votum keineswegs reibungslos ab (siehe Deutsche Börse und LSE: leidige Standortfrage). Im Zuge der Präsentation ihrer Halbjahresergebnisse hat der US-Börsenkonzern unter Verweis auf entsprechende Gremienbeschlüsse einen Aktiensplit im Verhältnis 5 zu 1 angekündigt. Das Ergebnis des ersten Halbjahres war maßgeblich von der im Herbst 2015 vollzogenen Übernahme des Datendienstleisters Interactive Data Corporation (IDC) geprägt. Aus dem Geschäft mit Daten wird inzwischen knapp ein Drittel der Konzernerträge generiert.

Börse Hamburg: elektronischer Handel

Ab August dieses Jahres kann auf dem elektronischen Handelssystem der Börse Hamburg unter der Bezeichnung "Lang & Schwarz Exchange" auf Basis eines Market-Maker-Systems gehandelt werden. Als Market Maker fungiert die Lang und Schwarz Trade-Center AG & Co. KG, Düsseldorf. Unter den rund 8 000 Werten zu Beginn des Handels befinden sich neben deutschen Standardaktien zahlreiche ausländische Aktien, ETFs und festverzinsliche Werte.

Anleger können das neue Handelssystem montags bis freitags zwischen 07:30 Uhr und 23:00 Uhr nutzen. Damit erhöht sich die Handelszeit an der Börse Hamburg auf 15,5 Stunden pro Tag. Seitens Börse und Market Maker fallen beim Handel über das neue System für Anleger keine Entgelte an. Vom Start an dabei ist die BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland mit ihrer Marke DAB Bank. Der Anschluss weiterer Kreditinstitute befindet sich laut der Börse in Vorbereitung und soll zeitnah erfolgen. Die Böag Börsen AG will das neue Angebot als Ergänzung im traditionellen Börsenhandel verstanden wissen.

CEGH und Powernext: Kooperation genehmigt

Die angestrebte Kooperation zwischen dem österreichischen Central European Gas Hub (CEGH) und Powernext mit Sitz in Paris ist nunmehr offiziell durch die österreichischen und deutschen Wettbewerbsbehörden genehmigt worden. Im Rahmen dieser Kooperation sollen die österreichischen Spot- und Terminkontrakte der CEGH Gas Exchange auf dem durch Powernext betriebenen Gasmarkt der EEX Gruppe und dessen PEGAS-Plattform angeboten und unter dem Regelwerk und der Börsenlizenz der Powernext gehandelt werden. Die Migration der CEGH-Produkte auf die Plattform soll bis Ende November 2016 abgeschlossen sein. Darüber hinaus sieht die Vereinbarung die gemeinsame Weiterentwicklung der mittel- und osteuropäischen (CEE) Gasmärkte vor.

Als Basis für diese Kooperation werden Powernext und CEGH ein gemeinsames Unternehmen in Wien etablieren, an dem Powernext einen Anteil von 51 Prozent und CEGH einen Anteil von 49 Prozent hält. Dieses gemeinsame Unternehmen soll die Vorort-Betreuung für die Kunden am österreichischen Markt gewährleisten.

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