Sparda-Banken

Weitere Abkehr vom kostenlosen Girokonto

Der Druck steigt. Erste ausgewählte Zahlen zu ihrer Ertragslage im Jahr 2015 haben aus der Gruppe der Sparda-Banken die Institute in Frankfurt (Sparda-Bank Hessen) und Nordbayern (Sparda-Bank Nürnberg) vorgelegt. Dabei berichten die Nürnberger von einem um 4,1 Prozent reduzierten Zinsüberschuss (69,4 Millionen Euro nach 72,4 Millionen Euro im Vorjahr) und einem leicht gesunkenen Provisionsüberschuss (8,5 Millionen Euro nach 8,76 Millionen Euro). Ihren Jahresüberschuss hat die Bank hingegen um 0,3 Prozent auf 8,1 Millionen Euro erhöht. Auch die Sparda-Bank Hessen hat ihren Jahresüberschuss gesteigert - um 2,8 Prozent auf 12,1 (11,8) Millionen Euro. Das Teilbetriebsergebnis ist aber rückläufig: höhere Kosten durch Investitionen in das Filialnetz und weitere Belastungen durch die Regulatorik sorgten dafür, dass das operative Ergebnis bei 31,1 Millionen Euro nach 33,8 Millionen Euro lag. Das Zinsergebnis der Bank ist von 86,7 Millionen Euro auf 89,9 Millionen Euro gestiegen, das Provisionsergebnis auf 14,8 Millionen Euro nach 16,3 Millionen Euro zurückgegangen. Die Cost Income Ratio hat sich von 67,2 Prozent im Vorjahr auf 70,3 Prozent erhöht. Dass der Jahresüberschuss dennoch etwas höher als im Vorjahr ist, wird in der Bank insbesondere auch auf einen erhöhten Ertrag aus der Eigenanlage zurückgeführt.

Gerade die Gruppe der Sparda-Banken steht im Niedrigzinsumfeld stark unter Ertragsdruck. Zur Erinnerung: Die Banken sind lediglich im Privatkundengeschäft tätig und fokussieren sich auf wenige Produkte. In ihrem Passivgeschäft dominieren die (kurzfristigen) Kundeneinlagen, auf der Aktivseite die (langfristigen) Baufinanzierungen. Die Abhängigkeit der Spardas vom Zinsergebnis ist dementsprechend hoch. Um den Druck zu mildern, den Niedrigzins und regulatorische Kosten derzeit verursachen, gehen die zwölf zu der Gruppe gehörenden Institute, die zum Jahresende 2014 auf eine gemeinsame Bilanzsumme von 65,57 Milliarden Euro kamen, zwar verschiedene Wege, eine gemeinsame Richtung lässt sich aber durchaus erkennen. Besonders deutlich wird das derzeit an der Bepreisung der zum Girokonto gehörenden Debitkarte.

Seit Anfang dieses Jahres berechnet die Sparda-Bank Hannover ihren Kunden für die bisher gebührenfreie Bankkarte zwölf Euro jährlich, die Sparda-Bank West setzt ab 1. April eine Jahresgebühr von zehn Euro an. Damit rücken diese Kreditinstitute faktisch vom kostenlosen Girokonto ab. Das ist in der Gruppe nicht wirklich neu, sondern tatsächlich schon geübte Praxis, beispielsweise seit dem Jahr 2015 bei der Sparda-Bank Berlin, die die Debitkarte mit 7,50 Euro pro Jahr bepreist. Seit mehreren Jahren machen das auch die beiden eher kleineren Spardas Ostbayern (8,45 Euro Jahresgebühr) und Münster (zwölf Euro Jahresgebühr) vor. Konzepte für transaktionsabhängige Kostenmodelle sind in der Gruppe ebenfalls bereits seit Längerem im Einsatz: Die Sparda-Bank Nürnberg verlangt von ihren Kunden eine Jahresgebühr von 7,50 Euro für die Debitkarte, sie erstattet diese aber zurück, wenn mindestens 50 Handelsumsätze damit angestoßen werden. Dadurch sollen die Kunden dazu angeregt werden, die Karte auch wirklich zu nutzen und damit für die Bank profitabler zu machen. Die nach Bilanzsumme größte der zwölf Sparda-Banken, die Sparda-Bank Baden-Württemberg, berechnet 10 Euro im Jahr und legt die Messlatte für die Rückerstattung dieses Betrages bei 100 bargeldlosen Umsätzen mit der Karte pro Jahr an. In Frankfurt ist das Erheben einer derartigen Gebühr - transaktionsabhängig oder nicht - übrigens derzeit nicht vorgesehen. Auch Südwest, Hamburg und München scheinen (vorerst?) beim Modell der Gebührenfreiheit zu bleiben.

Die sich verstärkende Abkehr vom kostenlosen Girokonto lässt sich dennoch erkennen. BaFin-Präsident Felix Hufeld gab zuletzt in der Januar-Ausgabe dieser Zeitschrift zu Protokoll, er zweifele daran, ob die Gratiskultur rund um das Girokonto Bestand haben könne. Auch andere deutsche Bankenaufseher wie beispielsweise Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret betonen seit geraumer Zeit ihr Interesse an profitableren Kreditinstituten. In diesem Sinne dürften sie die neuesten Schritte in der Sparda-Bankengruppe durchaus positiv sehen. Eine gewisse Häme oder doch zumindest ein kleines Schmunzeln mögen sie hingegen so manchem Primärbanker der genossenschaftlichen Finanzgruppe entlocken. Mit Blick auf das Girokonto nähern sich die Spardas den stärker filialbasierten Volks- und Raiffeisenbanken nun an - nachdem sie jahrelang "freundlich & fair" und dabei doch ganz offensiv mit dem kostenlosen Girokonto geworben und damit auch den Primärbankern im eigenen Finanzverbund Konkurrenz gemacht haben.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X