Wealth Management

Aktien überholen Cash

Es sind keine schlechten Zeiten für Vermögensverwalter und Family Offices: Auch im Jahr 2014 hat gemäß dem jährlich erscheinenden World Wealth Report von Capgemini und RBC Wealth Management die Zahl ihrer Kunden sowie deren akku muliertes Vermögen wieder beträchtlich zugenommen. Sowohl die Menge der High Net Worth Individuals (HNWIs), das sind alle, die eine Summe von einer Million US-Dollar oder mehr frei anlegen können, als auch deren investierbare Mittel sind im Jahr 2014 gestiegen - wenn auch langsamer als im Jahr 2013. Insgesamt betrug deren Zahl 14,6 Millionen (plus 6,7 Prozent), mit einem Vermögen von 56,4 Billionen US-Dollar (plus 7,2 Prozent). An der Spitze setzen sich die besonders Vermögenden deutlich ab: Die Menge der Ultra-HNWIs (mit einem investierbaren Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar) hat noch stärker zugenommen als im vergangenen Jahr und stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Sie wuchs um 8,6 Prozent auf rund 139 300. Diese Multimillionäre machen zwar nur ein Prozent der HNWIs aus, vereinen aber etwa 34,7 Prozent des entsprechenden Vermögens auf sich.

Bricht man den Blick auf die Weltregionen herunter, so lässt sich die weitere Verstärkung eines Trends der vergangenen Jahre erkennen. Erstmals hat die Region Asien-Pazifik mit 4,69 (4,32) Millionen Personen mehr HNWIs als Nordamerika mit 4,68 (4,33) Millionen. Beim Gesamtumfang der Vermögen bleibt Nordamerika jedoch mit 16,2 (14,88) Billionen US-Dollar noch an der Spitze, die Region Asien-Pazifik vereint 15,8 (14,20) Billionen US-Dollar auf sich. Die höhere Wachstumsrate ist freilich in Asien zu verzeichnen mit 11,4 Prozent versus 9,1 Prozent. Im Vergleich dazu haben sich die großen Vermögen in Europa mit 4,6 Prozent Zuwachs eher langsam entwickelt. Für die kommenden Jahre (ab Ende 2014 bis 2017) wird ein Wachstum des Gesamtvermögens der Reichen von 7,7 Prozent jährlich erwartet, auf einen Wert von 70,5 Billionen US-Dollar Ende des Jahres 2017.

Innerhalb der Vermögen hat sich der Aktienanteil erhöht, er ist nun größer als der Anteil der in Bargeld oder Bargeld-ähnlichen Vehikeln gehaltenen Mittel. Die Verschiebung fiel zwar nur graduell aus: Aktien verzeichneten ein Plus von zwei Prozentpunkten auf 26,8 Prozent der Portfolios, Cash hingegen ein Minus von einem Prozentpunkt auf 25,6 Prozent der Portfolios. Dies dürfte - in einem durchaus guten Börsenjahr - auch Resultat aus der Entwicklung der zugrunde liegenden Werte sein und damit weniger eine bewusste Reallokation. Das ändert aber nichts daran, dass sich die Risikoneigung der HNWIs langsam zu erhöhen scheint. Die wichtigsten Beweggründe für die nach wie vor relativ hohen Cash-Bestände der Millionäre sind der Erhalt des eigenen Lebensstils (35,1 Prozent) und die Absicht, Volatilitäten der Märkte auszugleichen (30,7 Prozent). An dritter Stelle nennen sie die Absicht, Bares vorzuhalten, um zukünftige finanzielle Anlagemöglichkeiten nutzen zu können (14,7 Prozent).

Zumindest im Hinblick auf die Bar-Bestände scheinen die Millionäre den Retailkunden der Banken also gar nicht so unähnlich zu sein. Die Ergebnisse des World Wealth Report 2015 haben freilich auch gesamtgesellschaftliche Implikationen. Überall auf der Welt öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter - und das Konfliktpotenzial steigt.

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