Bankenaufsicht

Ausbaufähige Basis

Die Schlussbemerkung, mit der Elke König bei der Bekanntgabe der eigentlich erfreulichen AQR- und Stresstestergebnisse die 21 verbliebenen Kreditinstitute quasi in die direkte Aufsicht der EZB entließ, dürfte nicht nur die hiesige Kreditwirtschaft wenig beglücken. Denn die Präsidentin der BaFin formulierte ihre Erwartung, dass sich eine vergleichende Betrachtung der großen europäischen Banken auf dem mit dem Comprehensive Assessment erreichten Niveau zu einer jährlichen Übung entwickeln sollte. In welchem genauen Turnus man die jetzige Momentaufnahme des europäischen Bankensektors künftig wird aktualisieren müssen, wird bei der Entwicklung eines eigenen Profils sicherlich in die Überlegungen der europäischen Aufsichtsbehörden einfließen. Die betroffenen Banken in Deutschland und Europa werden sich mit einer routinemäßigen Wiederholung der Übung aber nur ungern anfreunden. Zwar würden bei einem zweiten, dritten und mehrfachen Durchlauf dieser Art sicherlich die Abläufe einfacher, und viele der diesmal aufgetretenen Schwierigkeiten und Fragen wären mit einem weitaus geringeren Aufwand zu lösen. Doch insgesamt bedeutet eine Datensammlung auf diesem umfangreichen Niveau ohne Frage einen erheblichen Kostenaufwand für die Institute und die Bindung vieler qualifizierter Mitarbeiter in diesem Projekt.

In der kontinuierlichen Aufrechterhaltung eines Zahlen- und Datengerüstes in der nun erreichten Qualität dürften die großen Kreditinstitute aber nicht alleine bleiben. Schon zuvor hatte Raimund Röseler als zuständiger Exekutivdirektor Bankenaufsicht auf den Charme einer breiteren quantitativen Beobachtungsbasis für kleine und mittlere Häuser hingewiesen, dabei aber gleichzeitig klar gemacht, die gerade von der deutschen Bankenaufsicht stark forcierten qualitativen Aspekte nicht aus dem Auge verlieren zu wollen.

Dem zuständigen Bundesbankvorstand Andreas Dombret war es bei der Einordnung der perspektivischen Wirkungen von AQR und Stresstest ein besonderes Anliegen, auf die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung zu einem wirklichen europäischen Kapitalmarkt hinzuweisen. Mit Blick auf die international eher bescheidene Ertragslage der deutschen Kreditwirtschaft versuchte er dabei den Schwung des guten Abschneidens der hiesigen Institute mitzunehmen, um die Weiterentwicklung einer europäischen Finanzmarktarchitektur voranzutreiben. Wenn es schon auf absehbare Zeit am Widerstand der nationalen Parlamente scheitern dürfte, eine Fiskal- und Wirtschaftsunion zustande zu bringen, so seine Überlegung, so könnte eine noch stärkere Hinwendung zu einer europäischen Kapitalmarktunion den derzeit machbaren Zwischenschritt darstellen, mit dem sich nach Währungs- und Bankenunion das Modell Europa krisenfester und damit zukunftsfähiger machen lässt. Er verweist dabei nicht zuletzt auf die gerade von den G20, aber auch von Deutschland und Frankreich angestoßenen Überlegungen zu einer Verbesserung des Zugangs der Real wirtschaft zu alternativen Finanzierungsquellen. Ansatzpunkte sieht er in einer Belebung der Verbriefungsmärkte sowie allgemein in einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die europäischen Eigenkapital- und Fremdkapitalmärkte.

Der Tendenz nach erhofft sich Andreas Dombret eine Gewichtsverlagerung der Ertragsrechnung hiesiger Banken vom bisher vorherrschenden Zinsgeschäft hin zu Provisions- und Handelsgeschäften, vermeidet aber tunlichst Handlungsempfehlungen an bestimmte Institute. Zwar macht er aus einer gewissen Sympathie für Fusionen und/oder einer Ausdünnung von Filialnetzen keinen Hehl, lässt sich aber nicht zur Nennung von Banken locken, die er dabei im Auge hat. Betrachtet man die selbstbewusste Pressemitteilung, mit der der VÖB fast zeitgleich mit den Ergebnisberichten von EZB und Bundesbank die Bestätigung der Geschäftsmodelle aller öffentlichen Banken ausgerufen hat, kann man den Eindruck gewinnen, als wolle der Bundesbankvorstand die Euphorie an dieser Stelle wieder ein bisschen dämpfen.

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