Castell-Bank

Bewahrung von Vermögen als Anreiz für Neukunden

Fürstlich Castell´sche Bank, Würzburg

Ein Minus von 5,9 Millionen Euro beim Zinsüberschuss und ein Plus von 3,1 Millionen Euro beim Provisionsüberschuss. Das ist eine Entwicklung, wie sie der Tendenz nach im Berichtsjahr 2016 für hiesige Banken nicht unüblich ist. Das abschmelzende Zinsgeschäft kann in Zeiten der Niedrigzinsen durch Provisionen nicht aufgefangen werden.

Bei der Fürstlich Castell´schen Bank dokumentieren diese Zahlen freilich nicht die Entwicklung des vergangenen Jahres, sondern die Änderung der beiden zentralen Ertragsquellen seit 2012. In diesem Lichte zeigt sich dann doch deutlich klarer als bei der Betrachtung einzelner Jahre die von der Bank angestrebte Entwicklung. Stand zum Stichtag 2012 einem Zinsüberschuss von 23,3 Millionen Euro ein Provisionsüberschuss von 11,7 Millionen Euro entgegen, lauten die Vergleichswerte per 31. Dezember vergangenen Jahres 17,4 Millionen Euro und 14,8 Millionen Euro. Anders ausgedrückt. Der Anteil des Zinsüberschusses am Rohertrag ist in diesen Jahren von 66,57 Prozent auf 54,03 Prozent zurückgegangen. Entsprechend ist der Anteil des Provisionsüberschusses am Rohertrag von 33,43 Prozent auf 45,97 Prozent gestiegen.

Mit diesen Relationen bewegt sich die Entwicklung der voll im Besitz der beiden Fürstenfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen befindlichen Privatbank sichtbar in die seit einigen Jahren angepeilte Richtung. 20 Millionen Euro an Provisionsüberschuss halten die Eigner und der Vorstand in den kommenden Jahren für realistisch. Und damit würden sie dann gerne ein hoffentlich wieder in diese Größenordnungen zurückgekehrtes Zinsergebnis übertreffen, das zunehmend zum Engpass wird. Dass dieses Wachstum des Provisionsgeschäftes überhaupt angepeilt werden kann, ist der vor einigen Jahren auf den Weg gebrachten strate gischen Neuausrichtung zu verdanken. Die Fokussierung auf das mittelständische Firmenkundengeschäft in der Stammregion rund um Würzburg soll dabei die Basis für bessere Jahre des Zinsgeschäftes bringen und der Ausbau der Vermögensverwaltung bundesweit, das heißt nicht nur über die zwölf eigenen Geschäftsstellen, sondern auch über Drittanbieter bundesweit, schafft Raum für den Ausbau des Provisionsgeschäftes.

Vom Produktangebot her ist dabei die Vermögensverwaltung als vergleichsweise neuer Arm des dualen Geschäftsmodells maßgeblich auf ein höchst übersichtliches Angebot von drei Anlagekonzepten ausgerichtet, nämlich drei vermögensverwaltende Fonds der Varianten defensiv, ausgewogen und seit vergangenem Jahr auch dynamisch. Die Grundphilosophie der Bewahrung von Vermögen für die beiden fürstlichen Eigentümerfamilien spiegelt sich freilich auch in deren Anlagekonzepten, die angesichts ihrer Risikobudgets von 5, 10 und 15 Prozent der Verlustvermeidung einen hohen Stellenwert einräumen. Mit einer Wertentwicklung von 2,8 Prozent per annum für die defensive und 3,6 Prozent per annum für die ausgewogene Anlagevariante wurden in den vergangenen Jahren zwar keine astronomischen Renditen erreicht, aber die Beständigkeit in den vergangenen gut drei Jahren hat mittlerweile neben Privatkunden auch den einen oder anderen institutionellen Kunden angelockt.

Ganz so hart wie einige andere Institute wird die Castell-Bank möglicherweise auch durch die weitere Entwicklung im Zinsgeschäft nicht getroffen. Dass sie im harten Konditionenwettbewerb im Firmengeschäft schon in den vergangenen Jahren auf Geschäfte verzichtet hat, die sich am Markt nicht rechnen, hat sich schon im Berichtsjahr 2016 an der erforderlichen Auflösung eines Teils der in den Vorjahren gebildeten Risikovorsorge gezeigt. Diese konnte von 4,8 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,3 Millionen Euro im Berichtsjahr zurückgeführt werden. Und auch die Aufsicht hat in ihrer SREP-Bewertung offensichtlich keine auffälligen Zinsänderungsrisiken festgestellt und auf einen individuellen Kapitalzuschlag verzichtet.

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