Verband Öffentlicher Banken

Drive für Europa

Keineswegs als brave Statthalterin einer tradierten Interessenlage eines Verbandes mit ungewisser Zukunft, sondern als frische Ideen- oder Impulsgeberin für eine moderne europäische Finanz- und Kapitalmarktentwicklung hatte Liane Buchholz kurz nach ihrem Amtsantritt ihre Vorstellungen von der künftigen Amtsführung als Hauptgeschäftsführerin des VÖB umrissen (ZfgK 12-2014). Durch die große Zahl an Mitgliedsinstituten unter EZB-Aufsicht sowie die Neutralität einer Interessenvertretung, die Häuser aus allen drei großen Verbänden der deutschen Kreditwirtschaft repräsentiert, sieht sie den Verband Öffentlicher Banken in einer natürlichen Position, die hiesigen Banken in zentralen aufsichtsrechtlichen, bilanziellen und steuerlichen Themen zu unterstützen und dabei nicht zuletzt europäische Fragestellungen aufzugreifen und zu diskutieren.

Welche Rolle sich der VÖB mit Blick auf eine Weiterentwicklung der europäischen Kreditwirtschaft vorstellen könnte, wurde kürzlich auf der Herbstkonferenz verdeutlicht. Nach Abschluss von AQR und Stresstest macht sich der Verband für eine neue europäische Dialogplattform stark, um künftig mit der EZB und/oder anderen europäischen Ins tanzen wie der EBA auf einem institutionalisierten Pfad möglichst direkt kommunizieren zu können. Vergleichbar der lockeren Zusammenarbeit der Deutschen Kreditwirtschaft auf nationaler Ebene, so hat es Verbandspräsident Gunter Dunkel angeregt, könnte eine effektive Arbeitsplattform für die ganz überwiegende Zahl der europäischen Banken unter direktem EZB-Regime eine enorme Erleichterung beim regelmäßigen Austausch mit der Aufsicht darstellen.

Die zehn bis zwanzig größten europäischen Banken sieht er zwar längst mit ihren hauseigenen Interessenvertretern auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene unterwegs, aber für den Rest der Institute mit einem teils doch eher übersichtlichen Etat für die hauseigene politische Interessenvertretung könnte ein solches Netzwerk für den Dialog untereinander ebenso wie mit den Aufsichtsinstanzen durchaus den Charme haben, den eigenen Interessen größeres Gehör zu verschaffen.

Für die Institute wie für die Regulierer dürfte sich nach Einschätzung des VÖB auch die Effizienz der Kommunikation erhöhen, wenn möglichst viele EZB-Institute aus der zweiten und dritten Reihe länderübergreifend ihre speziellen Anliegen miteinander diskutieren, gemeinsame Interessen möglichst zu bündeln, um sie dann mit einer Stimme den zuständigen aufsichtsrechtlichen Instanzen vorzutragen. Viele praxisrelevante Fragestellungen einschließlich unterschiedlicher Wirkungen bestimmter Instrumente und Maßnahmen in den einzelnen Ländern können so in der Tat zu einer gemeinsamen Haltung verdichtet und bei Bedarf als besonders dringliche Angelegenheiten schneller mit der Aufsicht ausgetauscht werden als das für ein einzelnes Institut möglich wäre. Organisiert wissen will der VÖB diese Dialogplattform zwischen Praxis und Aufsicht ohne neue Verbandsstrukturen und ohne feste Führungsspitze. Seine eigene Rolle will der Verband lediglich als Koordinierungs- und Anlaufstelle in der Startphase verstanden wissen und keineswegs als Suche nach neuem Profil.

Von der Idee her klingt ein solches europaweites Netzwerk für einen pragmatischen Austausch innerhalb des Kreises der EZB-Banken sowie in Richtung der diversen Regulierungsinstanzen vernünftig und ist damit ein lohnender Versuch, die europäische Aufsichtspraxis mit Leben zu erfüllen. Es kann gerade in aufsichtsrechtlichen und bilanziellen Sachfragen helfen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede untereinander besser zu verstehen und auch gegenüber der Aufsicht zu artikulieren. Auf der Arbeitsebene bestehen durchaus schon fruchtbare Kontakte unter einzelnen europäischen Häusern. Um den Austausch zu institutionalisieren bedarf es aber letztlich des Wohlwollens der wichtigsten europäischen Bankenverbände und zumindest in der Anlaufphase in verschiedenen Ländern eines großen Engagements Einzelner für die gemeinsame Sache. Ob die europäische Bankenlandschaft aus sich heraus für ein solches Projekt schon bereit ist?

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