Landesbanken

Firmengeschäft und kleinere Akzente

Kapitalspritzen und Garantien der öffentlichen Eigner, Auflagen der EU-Kommission, Abbau von Portfolios und Geschäftsaktivitäten, Konsolidierung und Konzentration auf Kerngeschäfte, Schifffahrtskrise und Heta-Rechtsstreitigkeiten: So lauten seit Jahren typische Schlagworte zur deutschen Landesbankenszene. Zum Jahresende 2014 betrug die Bilanzsumme der inzwischen nur noch sechs am Markt tätigen Institute zusammengenommen etwa 1 002 Milliarden Euro (siehe auch Bilanzen, ab Seite 1126). Zum Vergleich: Am Jahresende 2007 war dieser Wert mit 2 008 Milliarden Euro noch doppelt so hoch. Die WestLB, die Landesbank Berlin, die Sachsen-LB und die Landesbank Rheinland-Pfalz gibt es in ihren früheren Formen nicht mehr.

Während die Saar-LB seit einigen Jahren den Weg einer deutsch-französischen Regionalbank eingeschlagen hat, bleibt die Zukunft der HSH Nordbank sehr vage.

Immerhin wurde kürzlich im erneuten EU-Beihilfeverfahren ein vorläufiger Kompromiss erzielt. Die EU-Kommission erlaubt eine Wiederaufstockung von Garantien der Eigentümer von sieben auf zehn Milliarden Euro. Die Bank kann einen Teil ihrer Altlasten an die Mehrheitseigentümer abgeben und wird ihre Geschäftsaktivitäten in eine operative Tochter abspalten. Letztere muss dann innerhalb von 24 Monaten nach einer endgültigen Entscheidung der EU-Kommission privatisiert werden. Dass die HSH Nordbank bei Verkündigung dieser Eckpunkte der Einigung die anderen Landesbanken explizit auffordert, sich am Finden einer neuen Eigentümerstruktur zu beteiligen, klingt wie ein Hilferuf.

In den nächsten Stresstest der EBA im Jahre 2016 werden nur die vier größeren Landesbanken, LBBW, Bayern-LB, Nord-LB und Helaba miteinbezogen. Alle vier haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Arme im Retailgeschäft. Und alle vier setzen vor allem im Firmenkunden- und damit verbunden dem Auslandsgeschäft wieder auf kontrollierte Expansion. Ohne Stützungsmaßnahmen in Anspruch nehmen zu müssen und folglich auch ohne Auflagen der EU-Kommission konnte die Helaba nahezu kontinuierlich daran arbeiten, ihre Dienstleistungen für Firmenkunden im Ausland auszuweiten. Im laufenden Jahr hat sie eine Kooperation mit der Saar-LB im Außenhandelsgeschäft vereinbart und arbeitet seit August dieses Jahres auch mit der Deutschen Leasing zusammen. Zudem ist die Helaba im September dieses Jahres als neuer Gesellschafter beim gruppeneigenen S-Country-Desk eingestiegen und hat die Länderzuständigkeiten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand und Vietnam übernommen.

Die nach Bilanzsumme größte der deutschen Landesbanken, die LBBW, baut im Firmenkundengeschäft ihr Leistungsangebot ebenfalls weiter aus. Auch hier liegt der Fokus - nach Beendigung der von der EU verlangten Restrukturierung im Jahr 2013 - auf der Begleitung des deutschen Mittelstandes im Auslandsgeschäft. Im laufenden Jahr 2015 wurden dazu neue LBBW-Repräsentanzen in Istanbul und Taschkent eröffnet und das German Centre in Peking erweitert. Auch in anderen Bereichen lotet die LBBW weitere Zukunftsmöglichkeiten aus. Von der Nord-LB hat sie im März 2015 das Verwahrstellengeschäft übernommen. Sie erhöht damit ihr Depotbankvolumen von 50 Milliarden Euro auf rund 80 Milliarden Euro und nutzt in einem als vergleichsweise risikoarm geltenden Geschäft Skaleneffekte.

Verstärkt Handlungsfreiheit gewinnen will auch die Bayern-LB. Derzeit muss sie Vorgaben aus Brüssel erfüllen, die diese in engen Grenzen halten. Nach Agenturmeldungen sollen - falls die EZB zustimmt - noch ausstehende 2,3 Milliarden Euro an Hilfen des Freistaates im Jahr 2016 zurückgezahlt werden, um das ursprünglich bis 2019 angesetzte EU-Verfahren abzukürzen. Im besonderen Fokus steht auch in München das Firmenkundengeschäft, allerdings zunächst mit einem deutlichen Ausbau von Vertriebsbüros in Deutschland. Neu hinzugekommen sind im Laufe des Jahres Teams in Hamburg, in Berlin, in Stuttgart und in Frankfurt. Darüber hinaus gibt es seit Jahresbeginn eine Kooperation mit der Privatbank Berenberg, die im Bereich der Unternehmenskunden mit Finanzierungsgeschäft und Investment-Banking die jeweilige Kompetenz beider Häuser enger zusammenführen will (siehe ZfgK 2-2015).

An der Feinjustierung ihres Geschäftsmodells arbeitet auch die Nord-LB. Seit 2013 kooperiert die Landesbank mit dem Bankhaus Lampe im Bereich Alternative Kapitalanlagen. Im Januar 2015 ist zu dem zwei Jahre alten Joint Venture Caplantic Alternative Assets GmbH mit der Talanx-Gruppe (Anteil 45 Prozent) ein weiterer Partner dazugekommen. Künftig wird die Nord-LB mit ebenfalls 45 Prozent beteiligt sein, das Bankhaus bleibt mit 10 Prozent der Anteile an Bord. Kürzlich schließlich hat die Nord-LB mit der Dieter von Holtzbrinck Ventures GmbH (DvH Ventures) ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Die FinTech GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln soll als Venture-Capital-Gesellschaft jungen Unternehmensgründern ebenso Eigenkapital wie spezifisches Fachwissen der Finanz- und Medienwirtschaft zur Verfügung stellen. Kurzum: Die vier großen Landesbanken konkurrieren höchst sportlich im Firmengeschäft und setzen kleine, kalkulierbare Akzente in neuen Geschäftsfeldern.

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