Wiesbadener Volksbank

Ein gediegenes Umfeld

Volks- und Raiffeisenbanken können sich ihre Klientel nur bedingt aussuchen. Trotz aller Errungenschaften des digitalen Zeitalters sind sie wegen der selbst gewählten Festlegung auf das Regionalprinzip maßgeblich auf die Chancen und Risiken der Marktbearbeitung in der Region angewiesen.

In Wiesbaden sind diese Bedingungen bekanntermaßen nicht schlecht. Die hessische Landeshauptstadt zählt seit vielen Jahren nicht nur im eigenen Bundesland, sondern bundesweit zu den wohlhabendsten Stadtkreisen und hat einen überdurchschnittlichen Kaufkraftindex. In diesem Sinne konnte sich die Wiesbadener Volksbank im Berichtsjahr 2014 einmal mehr auf ihre Kunden verlassen. Diese ermöglichten ihr bei allem Bankenwettbewerb, wie ihn ein Ballungsraum wie Rhein-Main nun einmal bietet, ein auskömmliches Ergebnis. Umgekehrt dankt es die Bank der Hälfte ihrer rund 135 000 Kunden, die gleichzeitig Mitglieder sind, mit einer üppigen Dividende von unverändert 6 Prozent.

Dass in einem solchen Umfeld das Kundenkreditgeschäft mit einem Plus von 5,65 gut gelaufen ist und insbesondere das Baufinanzierungsgeschäft als Treiber hervorgehoben wird, ist nicht sonderlich überraschend. Und auch die deutliche Umsatzsteigerung im Wertpapiergeschäft, die mit einer eigens als Wertpapierberatungszentrum ausgebauten Niederlassung künftig möglichst noch verstärkt werden soll, passt in das Niedrigzinsumfeld. Bemerkenswert ist allerdings die Erhöhung der Sichteinlagen um satte 9,4 Prozent, die auch den Kundeneinlagen zu einem Anstieg um 3,2 Prozent verholfen hat.

13,3 Millionen Euro wird die Volksbank mit ihrer Bilanzsumme von gut 3,9 (3,65) Milliarden Euro den vorläufigen Zahlen nach als Jahresüberschuss 2014 ausweisen. Beim Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit bedeuten die 48,3 Millionen Euro einen Rückgang um 4,5 Prozent. In der Ertragsrechnung haben sowohl der Zinsüberschuss mit plus 2,8 Prozent auf 91,6 Millionen Euro als auch der Provisionsüberschuss mit plus 4,2 Prozent auf 25,4 Prozent spürbar zugelegt. Kritisch könnte man anmerken, dass auf der Kostenseite der Personalaufwand mit plus 6,6 Prozent auf 39,8 Millionen Euro und die Sachkosten mit plus 4,9 Prozent auf 16,6 Millionen Euro stärker gewachsen sind als die beiden wichtigsten Ertragskomponenten. Aber bei einer für eine genossenschaftliche Primärbank immer noch höchst beachtlichen Cost Income Ratio von 52 (50) Prozent wird man dem Institut zugutehalten dürfen, die Ertrags und Aufwandskomponenten je nach den Marktgegebenheiten auszutarieren. Im Personalbereich hat die Bank im Berichtsjahr neben der Aufstockung der Mitarbeiterzahl auf 622 (611) an der zinsbedingten Anpassung der Pensionsrückstellungen gearbeitet, die den Saldo der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen auf minus 4,8 (nach minus 0,8) Millionen Euro haben anwachsen lassen. Und bei der Sachkostenentwicklung wird auf "regulatorisch bedingte Mehrkosten" verwiesen. Das alles klingt beherrschbar und solide, ebenso wie die auf 20,8 Prozent gestiegene Gesamtkapitalquote.

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