Kreditgenossenschaften

Saisoneröffnung in Wiesbaden

Volksbank Wiesbaden

Dass die Volksbank Wiesbaden bei der Eröffnung der Bilanzsaison eines jeden Jahres nicht nur unter den deutschen Kreditgenossenschaften, sondern in der Branche insgesamt ganz vorne mit dabei ist, ist keine Überraschung. Es sind eben immer wieder die üblichen Institute, die schon kurz nach oder manchmal gar vor Neujahr einen ersten Einblick liefern, wie sich die Geschäfte in der abgelaufenen Berichtsperiode entwickelt haben. Unter den privaten Banken war die Nationalbank in Essen mit ihren vorläufigen Zahlen diesmal schon am 30. Dezember vergangenen Jahres am Markt. Gleich zu Jahresanfang präsentierte mit der Stadtsparkasse Wuppertal eine der 30 größten Ortsbanken dieser Gruppe ihre Zahlen. Und auch in der Genossenschaftsorganisation ließ sich die Wiesbadener Volksbank im neuen Jahr gerade einmal zwei volle Arbeitstage Zeit, bevor sie in der Bilanzpressekonferenz den Geschäftsverlauf 2016 präsentierte.

Nun ist die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden sicherlich nicht die typische Region, um aus dem Ergebnis der dortigen Kreditgenossenschaft allgemeingültige Schlüsse auf die Geschäftsentwicklung der anderen genossenschaftlichen Ortsbanken zu ziehen. Aber ihre GuV-Rechnung 2016 deutet doch ebenso wie die der Nationalbank (Zinsüberschuss minus 4,5 Prozent, Provisionsüberschuss plus 1 Prozent, Verwaltungsaufwand minus 5,7 Prozent, Jahresüberschuss plus 8 Prozent) und der Stadtsparkasse Wuppertal (Zinsüberschuss minus 9,9 Prozent, Provisionsüberschuss plus 6,8 Prozent, Verwaltungsaufwand und Jahresüberschuss unverändert) an, dass die überwiegende Zahl der Institute aus allen drei großen Bankengruppen das schwierige Jahr 2016 von der Ertragsgestaltung her einmal mehr recht gut gemeistert haben.

Gleichwohl bleibt die Ertragslage nahezu überall mehr oder weniger massiv unter Druck. Die Volksbank Wiesbaden berichtet zwar von einem Plus von 6,6 Prozent im Kreditgeschäft. Doch trotz dieser spürbaren Volumensteigerung bei der Nachfrage nach Investitions- und Immobilienfinanzierungen konnte der Rückgang des Zinsüberschusses mit minus 1,1 Prozent nur gebremst, aber nicht aufgehalten werden. Negative Auswirkungen auf das Provisionsergebnis (minus 3,7 Prozent) werden dem Brexit-Votum, dem Ablauf und dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahl sowie dem Verfassungsreferendum in Italien zugeschrieben, die über viele Monate eine spürbare Verunsicherung unter den Wertpapieranlegern geschürt und deren Aktivitäten gebremst haben. An dieser Stelle, sprich verbesserten Bedingungen des Wertpapiergeschäftes und der Vermögensverwaltung, hat die Volksbank aber organisatorisch längst nachgearbeitet. Von einer in diesen Wochen vollzogenen Zusammenlegung des gesamten Bereiches mit rund 20 Mitarbeitern an einem neuen Standort verspricht sich der Vorstand um Matthias Hildner Synergieeffekte und/oder Impulse für das Neugeschäft.

Der dennoch gleichgebliebene Jahresüberschuss beziehungsweise das sogar leicht gestiegene Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit im Berichtsjahr 2016 ist neben einem stabil gehaltenen Verwaltungsaufwand maßgeblich der deutlichen Verbesserung des Saldos der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen geschuldet. Dieser ist seinerseits auf die im Vorjahr vom Gesetzgeber vollzogene Verlängerung des Berechnungszeitraums für den Rechnungszins bei Pensionsverpflichtungen zurückzuführen. Als Dividende wird den Beschlussgremien wie im Vorjahr 6 Prozent vorgeschlagen.

Mit einer unveränderten Aufwand-Ertrag-Relation von 52 Prozent und einer Kapitalquote von 20,0 (20,9) Prozent darf die Volksbank zuversichtlich in das neue Jahr gehen. Entsprechend optimistisch fällt auch der Ausblick auf das laufende Jahr aus. Das erzielbare Ergebnis wird dabei als gut, aber angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase schlechter als im Berichtsjahr 2016 eingestuft. Ein hoffnungsvolles Zeichen auf eine Normalisierung des Zinsniveaus lieferte bei dieser Einschätzung die am Vortag vom statistischen Bundesamt für Deutschland veröffentlichte Inflationsziffer von überraschend hohen 1,7 Prozent für den Dezember 2016. Aber so wirklich als ein Ende der Niedrigzinspolitik mag der Vorstand dieses Signal derzeit noch nicht deuten.

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