Sparkassen

Gequälter Optimismus

Quelle: Sparkassenverlag

Von Grundtenor her klingt die Bestandsaufnahme der rheinland-pfälzischen Sparkassen für das Berichtsjahr 2016 ähnlich wie in anderen Regionen. Mit der Entwicklung des Kundengeschäftes dürfen die 23 Institute zufrieden sein, auf der Ertragsseite leiden sie unter den Belastungen des Zinsgeschäftes. Rechnet man die Zweigstellen der Nassauischen Sparkasse mit ihren Einheiten in Rheinland-Pfalz anteilig hinzu, haben die rheinland-pfälzischen Häuser ihre Bilanzsumme um 2,2 Prozent auf 60,7 Milliarden Euro steigern können. Bei den Kundenkrediten weisen sie mit 42,2 Milliarden Euro ein Plus von 2,2 Prozent aus und bei den Kundeneinlagen bedeuten die 46,7 Milliarden Euro einen Zuwachs von 3,3 Prozent. Diese Entwicklung der Volumina als Vertrauensbeweis für die 12 379 Mitarbeiter in den 917 Geschäftsstellen zu werten, wird man dem Regionalverband nicht absprechen wollen. Und auch die Zuversicht hinsichtlich der Tragfähigkeit des S-Geschäftsmodells für die Zukunft klingt keineswegs bemüht. Aber was nutzen solche Belege für den Kundenzuspruch beim Blick auf die Ertragslage und deren absehbaren Perspektiven. Verbandspräsidentin Beate Läsch-Weber und ihr geschäftsführender Kollege Roman Frank bereiten offen darauf vor, dass in den kommenden Jahren weitere deutliche Einschläge beim Zinsergebnis zu erwarten sind.

Um 4,2 Prozent oder 49,4 Millionen Euro auf 1,11 Milliarden Euro ist im Berichtsjahr der Zinsüberschuss zurückgegangen. Wie seit Jahren ist er allein durch ein Plus beim Provisionsüberschuss von 16,1 Millionen Euro (auf 332,1 Millionen Euro) nicht annähernd auszugleichen. Und auch die nachweisliche Kostendisziplin mit einer sogar leichten Entlastung bei den Verwaltungsaufwendungen (minus 0,3 Prozent auf 981,7 Millionen Euro) kann keine entscheidende Trendumkehr bringen. Zwar melden die rheinland-pfälzischen Sparkassen auf ihrem Weg zur Anpassung der Vertriebswege an das veränderte Kundenverhalten allein im vergangenen Jahr ein Minus von 5,6 Prozent bei den Vollzeitkräften und die Reduktion der mitarbeiterbesetzten Geschäftsstellen um gleich 90 oder 12,3 Prozent auf 640. Wirklich sichtbare Effekte auf die Verwaltungskosten insgesamt bringt das aber nicht. Die Aufwendungen insgesamt können damit allenfalls konstant gehalten werden. Denn zum einen erwarten die Kunden flankierend zur Anpassung des Geschäftsstellennetzes den Ausbau des Multikanalangebotes. Und zum anderen zehren steigende Regulierungsaufwendungen die Kosteneinsparungen im Betriebsablauf wieder auf.

Über die notwendigen Anpassungen der IT-Technik an die veränderten Marktbedingungen beschweren sich die Verantwortlichen des rheinland-pfälzischen Sparkassenverbandes ebenso wenig wie über die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung. Ihr Missfallen richtet sich eher gegen die regulatorischen und geldpolitischen Belastungen. Während sich an Letzteren durch das weiterhin hochgehaltene Bekenntnis zur Geldpolitik kaum etwas wird ändern lassen, zeichnet sich in Regulierungsfragen gruppenübergreifend eine gemeinsame Interessenlage für die Belange der kleinen und mittleren Institute ab. Wie die privaten Institute beim Bankentag in Berlin oder der BVR und der DSGV bei den Bilanzpressekonferenzen baut auch der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz auf eine Small and Simple Banking Box, um eine zum Teil praxisferne Regulierung auf den Prüfstand zu stellen.

Dass von Sparkassen - wie die Verantwortlichen berichten - die Zahl der Auslandsfilialen gemeldet werden soll, ist gewiss ein besonders öffentlichkeitswirksamer Hinweis auf die Absurdität mancher Meldevorschriften. Auf eine Bereinigung der regulatorischen Agenda um solche Blüten wird man sich mit der Politik und der Aufsicht gewiss einigen können. Und dass Sparkassenvorstände vielleicht nicht gerade 70 bis 80 Prozent ihrer Arbeitszeit dazu verwenden sollten, den regulatorischen Vorschriften Herr zu werden, wird sich in der Sache ebenfalls als konsensfähig erweisen. Wie aber die Entlastung der kleinen und mittleren Häuser konkret bewerkstelligt werden soll, ist längst noch nicht einvernehmlich geklärt. Es fehlt nicht nur an der detaillierten Festlegung, welche Regelungen ausgesetzt werden sollten, sondern auch an den Kriterien für die freizustellenden Institute. Die öffentlich diskutierte, aber von der Kreditwirtschaft als viel zu niedrig kritisierte Bilanzsummengrenze von 1,5 Milliarden Euro würden Stand Ende vergangenen Jahres nur sechs rheinland-pfälzische Sparkassen unterschreiten.

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