KfW

Letzte Instanz für langfristige Finanzierung?

Auf die DZ Bank war aus Sicht der KfW wieder einmal Verlass. Das genossenschaftliche Spitzeninstitut hat die Förderbank auch in diesem Jahr davor bewahrt, mit ihrem Konzerngewinn von 2,171 Milliarden Euro für das Berichtsjahr 2015 an die Spitze der hiesigen Ergebnisrangliste der Kreditwirtschaft zu rücken. Dass diese Reihenfolge sich so einstellen würde, war allerdings in Zeiten der kapitalmarktgetriebenen Vorberichterstattung seit einigen Wochen keine Überraschung mehr. Bei der Erläuterung der Bilanzzahlen Anfang Mai ging es für die KfW lediglich noch darum zu erklären, welche Sondereffekte die Förderbank nach den Jahren 2010 bis 2012 denn diesmal wieder weit über die als Normalität eingestufte Ertragsmarke von 1,2 Milliarden Euro getragen haben. Als wichtigste Ursachen werden Bewertungseffekte angeführt, die sich ihrerseits maßgeblich aus drei Quellen speisen.

Zum einen resultiert der positive Einfluss auf das Bewertungsergebnis der Gruppe aus dem Beteiligungsportfolio der DEG Bank. Allein durch die Umschuldung von Altforderungen aus Argentinien konnten Wertberichtigungen von rund 100 Millionen Euro aufgelöst werden. Als zweiter maßgeblicher Faktor werden IFRS-bedingte Derivateeffekte genannt, die sich im Berichtsjahr in einem Umfang von rund 400 Millionen Euro positiv auswirkten. 270 Millionen Euro davon sind auf Sicherungszusammenhänge zurückzuführen und weitere 120 Millionen Euro resultieren als außerordentlicher Ertrag aus der Auflösung von Swaps im Zusammenhang mit der Kapitalwandlung von ERP-Nachrangdarlehen.

Zum Dritten konnte schließlich die Kreditrisikovorsorge gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 100 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro zurückgeführt werden. Sie blieb damit gleich um 400 Millionen Euro unter den auf 450 Millionen Euro veranschlagten Standardrisikokosten. Die notwendige Vorsorge betrifft derzeit nahezu allein die inländische Bildungsfinanzierung sowie das Darlehensgeschäft der DEG. Hohe Erträge resultierten im Berichtsjahr hingegen aus Eingängen auf abgeschriebene Forderungen vor allem in der Export- und Projektfinanzierung. Um welche Dimensionen es sich dabei handelt, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Berichterstattung der Ipex-Bank, die trotz ihres Engagements im anhaltend sensiblen Bereich der Schiffsfinanzierung nicht nur ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft reduzieren, sondern auch ein positives Bewertungsergebnis aus Finanzgeschäften verbuchen durfte - in Summe ein Plus von 14 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt durfte die Ipex-Bank einen Tag nach der Berichterstattung der Muttergesellschaft das erfolgreichste Jahr ihrer Firmengeschichte vermelden und mit einer Bilanzsumme von 28,6 (26,3) Milliarden Euro gleich 628 Millionen Euro zum Konzernergebnis der Gruppe beisteuern.

Gerade der Erfolg dieser auf langfristige Finanzierung ausgerichteten Tochtergesellschaft symbolisiert in den vergangenen Jahren maßgeblich das hohe Ertragsniveau und das Volumenwachstum der KfW. Dank der Garantien von Bund und Ländern profitiert sie ebenso wie die Rentenbank und die Förderbanken der Länder von günstigen Refinanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten, die im anhaltenden Niedrigzinsumfeld die Einstandskonditionen im Vergleich zu den privaten Geschäftsbanken noch besser werden lassen.

Wenn man sich die Laufzeitstrukturen der deutschen Bankenlandschaft anschaut, weiß man derzeit auch nicht so recht, wer außer den Förderbanken die Lücken in der volkswirtschaftlich so wichtigen langfristigen Finanzierung schließen soll. Der Tendenz nach dürfte das unter dem anhaltenden Aufsichtsregime in Annäherung an angelsächsische Gepflogenheiten weiter über den Kapitalmarkt laufen. Insofern gibt sich der Vorstandsvorsitzende der KfW, Ulrich Schröder, hinsichtlich der Begrenzung der Wachstums- und Ertragsaussichten seines Hauses viel zurückhaltender als in den vergangenen Jahren. Solange sich private Banken angesichts von verschärften Regulierungsvorgaben beziehungsweise Eigenkapitalunterlegung für langfristig ausgelegtes Kapital aus diesem Geschäftsfeld zurückziehen, umso länger werden hierzulande Förderbanken einspringen müssen. Bis sich die notwendigen Produkt-, Markt- und Wettbewerbsstrukturen herausgebildet haben, diesen wichtigen Bedarf einer jeden Volkswirtschaft über die Kapitalmärkte zu decken, hat die KfW gute Aussichten auf Wachstum.

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