Kapitalanlage

Schutz und Sicherheit für Kollege Roboter

Dr. Patrick Kolb, Portfoliomanager, Credit Suisse

Es muss ein gespenstisches Bild gewesen sein: Anfang April 2016 fuhren sechs Lkw-Kolonnen von verschiedenen Punkten aus im öffentlichen Verkehr quer durch Europa nach Rotterdam. Nicht ungewöhnlich? Und ob! Denn: Es handelte sich um Gruppen autonomer, selbstfahrender Lkw der sechs Hersteller DAF Trucks, Daimler Trucks, Iveco, MAN Truck und Bus, Scania sowie Volvo Group. Zu dieser "European Truck Platooning Challenge" hatten die Niederlande im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft eingeladen. Dabei gab das führende Fahrzeug der Kolonne Geschwindigkeit und Richtung vor, während der Rest synchron dazu automatisch lenkte, beschleunigte und bremste. Die Lkw in der Kolonne (Platoon) waren über WLAN, GPS, Sensoren und Kameras miteinander vernetzt. Alle Fahrzeuge kamen fahrerlos und unfallfrei im Hafen von Rotterdam an.

Das gelungene Experiment zeigt: Die Wirtschaft ist mitten in der vierten industriellen Revolution, die von Automatisierung und künstlicher Intelligenz geprägt ist - nicht allein im Verkehr. Der Bankensektor spürt diese Entwicklung heute ebenfalls - ob bei Robo-Advisory, Bitcoins oder Algorithmic Trading. Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) sind in allen Wirtschaft- und Lebensbereichen auf dem Vormarsch. Es handelt sich dabei um einen Megatrend, der sowohl die Gesellschaft als auch Unternehmen grundlegend verändern wird. Roboter, und fahrerlose Lkw sind nichts anderes, werden flexibler und zuverlässiger.

Ein Blick zurück illustriert die Entwicklung: Ein Transistorradio aus den 1950er-Jahren enthielt vier bis zehn einzelne Transistordioden. Auf heute im Handel erhältlichen Intel-Chips liegen 7,2 Milliarden Transistoren. Zweites Beispiel: Mit "FLOPS" oder Gleitkommaoperationen pro Sekunde lässt sich die Rechenleistung von Prozessoren im Zeitverlauf vergleichen. 1985 konnte der schnellste Rechner der Welt, der "Cray-2" mit einer Größe von zwei bis drei Waschmaschinen 1,9 Millionen FLOPS durchführen. 30 Jahre später schaffte das im September 2015 lancierte iPhone 6s bereits 115 Millionen FLOPS, während der schnellste Supercomputer der Welt - der chinesische "Sunway Taihu Light" - über 93 Billiarden FLOPS (93,01 Peta-FLOPS) leistet.

Menschen haben jahrelang daran gearbeitet, schnellere und intelligentere Maschinen zu entwickeln. Und nun sind es die mit KI ausgerüsteten Maschinen, die sie bei dieser Entwicklung vermehrt unterstützen: Da Roboter immer häufiger bessere Roboter bauen und KI genutzt wird, um noch weiterentwickelte KI zu entwickeln, wird sich der Fortschritt der technologischen Innovation absehbar beschleunigen. Für langfristige Anleger im Bereich Robotik ist dies ein überzeugender langfristiger Wachstumstreiber. Da Robotik, Automatisierung und KI im Alltag zunehmend allgegenwärtig, verknüpft und von zentraler Bedeutung sind, gewinnen auch die Auswirkungen in den Bereichen Schutz und Sicherheit an Bedeutung. Wie es in vielen anderen Bereichen zu beobachten ist, besteht eine enge Verbindung zwischen Robotik und Sicherheit: Fortschritte in einem Bereich erfordern Fortschritte in dem anderen - es besteht also eine gegenseitige Abhängigkeit. Aus diesem Grund könnten beide, miteinander verknüpften Bereiche - Robotik und Automation sowie Schutz und Sicherheit - für Investoren interessant sein.

Dr. Patrick Kolb, Portfoliomanager, Credit Suisse

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