Großbanken

Stabilisierungsversuche

Der Abstand wird immer größer. Auch im Sommer 2017 kämpfen Deutschlands verbliebene Großbanken immer noch mehr oder weniger mit der Bewältigung der Vergangenheit, während die internationale Konkurrenz, vor allem die US-amerikanische, schon seit Jahren wieder auf Wachstum umgeschaltet hat.

Ein kurzer Blick zurück: Im ersten Halbjahr 2007 war die Bankenwelt noch in Ordnung. Es herrschte allgemein eine freundliche Stimmung an den Kapitalmärkten und die globale Wachstumsdynamik war hoch. Davon wollte die Deutsche Bank weiter profitieren: "Die Deutsche Bank ist hervorragend positioniert, um von diesen Trends zu profitieren. Unser Niederlassungsnetz in 73 Ländern und die gute Verankerung in bedeutenden Wachstumsregionen verschaffen uns im Globalisierungstrend entscheidende Vorteile ...", schreibt Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann 2006 an die Aktionäre. Die Commerzbank erzielte 2007 sogar das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte. Stolz betont Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller Stärken und Ambitionen: "Eindrucksvoller Beleg für unseren Erfolg ist die Eigenkapitalrendite nach Steuern von 15,4 Prozent. Sie liegt weit über unserer Zielmarke von mindestens 12 Prozent für 2007. Ein solcher Wert ist heute nicht selbstverständlich. Wir haben damit manchen unserer ausländischen Wettbewerber hinter uns gelassen, der unter strukturell komfortableren Verhältnissen arbeiten kann und traditionell wesentlich höhere Renditen ausweist als wir."

Ein bisschen wehmütig darf man da schon werden, denn es ist lange her, von den Lenkern dieser beiden stolzen Banken solche Worte gehört zu haben. Heute sieht die Welt ganz anders aus, die Schere zwischen den Marktführern aus den USA und der deutschen und europäischen Konkurrenz geht immer weiter auseinander. Laut Ernst & Young mussten Europas Großbanken 2016 in der Summe einen Gewinnrückgang um rund 20 Prozent hinnehmen. Dagegen konnten die Top-US-Banken ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr nochmals um gut fünf Prozent steigern. Auch zum Sommer 2017 ist keine Trendwende zu erkennen. Nur ein Beispiel: JP Morgan Chase erzielte im zweiten Quartal 2017 einen Rekordgewinn von 7 Milliarden US-Dollar und Erträge von gut 26 Milliarden US-Dollar bei einer Bilanzsumme von etwa 2,5 Billionen US-Dollar. Die Deutsche Bank, die JP Morgan viele Jahre als Peer bezeichnete, liegt im gleichen Zeitraum bei einem Ergebnis vor Steuern von 822 Millionen Euro und Erträgen von 6,6 Milliarden Euro bei einer Bilanzsumme von knapp 1,6 Milliarden Euro. Die Erträge gingen im zweiten Quartal dabei nochmals um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, was die Bank mit dem buchhalterischen Effekt geringerer Risikoprämien auf eigenen Verbindlichkeiten, Verlusten beim Verkauf von Geschäftseinheiten und Einmaleffekten im Vorjahr begründet.

Auch die Zahlen der Commerzbank sind noch von Altlasten beziehungsweise Kosten für die Neuausrichtung geprägt. Durch die Verbuchung der vollständigen Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 807 Millionen Euro bereits im zweiten Quartal verzeichnet das Institut im ersten Halbjahr 2017 einen Verlust von über 400 Millionen Euro. Allerdings fiel auch das operative Ergebnis mit 515 Millionen Euro niedriger aus als im Vorjahr, während die Erträge vor Risikovorsorge bei rund 4,5 Milliarden Euro gleich blieben.

Die Deutsche Bank will "die führende kundenorientierte globale Universalbank" sein. Die Commerzbank hat den eigenen Anspruch einer "führenden, international agierenden Geschäftsbank". Der Weg dahin ist steinig, schwer und vor allem lang. Die Schere zur internationalen Konkurrenz wird in den kommenden Quartalen weiter auseinandergehen. Aber wahrscheinlich ist das nicht mehr der Maßstab. Es gilt vielmehr, die beiden Häuser weiter zu stabilisieren, Ideen und Geschäftsmodelle für die moderne Welt des Banking zu entwickeln und mit innovativen Strategien und steigenden Ergebnissen Talente, Kunden und Aktionäre zu überzeugen. Das ist Arbeit genug.

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