Landesbanken

Vetter-Wirtschaft

Der Schwabe gemeinhin gilt als sparsam, tüchtig und nicht allzu risikofreudig. Allein daran gemessen, muss der Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter, ein echter Schwabe sein (was er tatsächlich ja auch ist). Denn das 2014er-Ergebnis der Stuttgarter Landesbank trägt wieder nur zu deutlich die Handschrift des vor sechs Jahren von der Landesbank Berlin gekommenen Vorstandsvorsitzenden. Solides Kundengeschäft, keine negativen Überraschungen beispielsweise aus Heta-Geschäften, eine eher defensive Informationspolitik, was die eigenen Vorhaben betrifft, um keine falschen Erwartungen zu wecken, keine übermäßigen Geschenke an die Eigentümer, ein bisschen mehr Gewinn als im Vorjahr und immer noch ein paar Reserven in den eigenen Säckel gepackt für die keineswegs einfacher werdende Zukunftsbewältigung - das ist klassische Vetter-Wirtschaft.

In Zahlen ausgedrückt heißt dies: Der Gewinn vor Steuern stieg leicht um vier Millionen Euro auf 477 Millionen Euro. Hier haben in erster Linie zwei Effekte geholfen: Zum einen zahlte die LBBW im April 2014 die stillen Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro an die Träger zurück. Dadurch fielen die Zinsaufwendungen deutlich niedriger aus als im Jahr zuvor. Weitere 109 Millionen Euro Ergebnisentlastung steuerte zum anderen der Rückgang der Garantieprovisionen für den Schirm des Landes von 300 Millionen Euro auf 109 Millionen Euro bei. Das entlastet natürlich auch künftig die Ergebnisrechnungen. Weitere "Reservenbildung": Im Berichtsjahr wurden rund 530 Millionen Euro für die Pensionsrückstellungen aufgewendet. Ein Beitrag in ähnlicher Größenordnung ist auch für das laufende Geschäftsjahr geplant und mindert ebenfalls die künftigen Belastungen. Operativ steht ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 45 Millionen Euro oder über sechs Prozent zu Buche, was Vetter als ein "ordentliches operatives Ergebnis" bezeichnete, da natürlich die um 82 Millionen Euro gestiegenen Kosten zu berücksichtigen sind, die nicht etwa dem üppigen Leben in der Landesbank, sondern vor allem den regulatorischen Anforderungen wie dem Stresstest oder den zunehmenden Berichtspflichten, der Bankenabgabe sowie dem Umbau der IT-Architektur geschuldet sind.

Der LBBW-Chef könnte eigentlich ganz entspannt nach vorn schauen. Wenn da nicht das allgemeine Umfeld wäre. Und das treibt dem seit 45 Jahren im Bankgeschäft tätigen Vetter die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn. Die regulatorischen Anforderungen vor allem für Dokumentations- und Meldewesen erfordern zum einen Investitionen in die IT-Landschaft und zum anderen eine Verschlankung, um die höheren Kosten an anderer Stelle auszugleichen. Die Risikoeinschätzung mancher Kollegen teilt Vetter keineswegs: "Man muss sich schon fragen, ob die Banken mit unterschiedlichen Rechenmaschinen im Markt unterwegs sind", so der LBBW-Chef. Er befürchtet, dass es sich irgendwann rächen werde, wenn Risiko weiterhin nicht mehr bepreist würde. Die Geldpolitik der EZB mit kostenloser Liquidität sei zudem der perfekte Nährboden für "die Mutter aller Blasen" vor allem an den Aktien- und Immobilienmärkten.

In diesem Umfeld will die LBBW ihren vorsichtigen Kurs fortsetzen und in allen Kerngeschäftsfeldern zielgerichtet wachsen. Man werde aber "nicht im Hauruck-Verfahren voranstürmen", so Vetter, der auch größere Übernahmen oder gar Fusionen ausschloss. "Das können Sie knicken", sagte der Vorstandschef deutlich, dessen Vertrag noch bis 2017 läuft.

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