Gespräch des Tages

Landesbanken I - Aus dem Gröbsten heraus

Hans-Jörg Vetter möchte am liebsten alle glücklich machen. Er sieht für den Erfolg einer Landesbank, und daran wird er schließlich gemessen, als maßgeblich an, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen eigenem Ergebnis, den Wünschen der Eigentümer und der Mitarbeiter und dem Nutzen für den Verbund sicherzustellen. Mit Blick auf diese vier Determinanten war 2012 ein gutes Jahr für die Landesbank Baden-Württemberg. Zunächst schrieb die Landesbank auf "Basis eines soliden Kundengeschäftes in allen vier Quartalen des Jahres schwarze Zahlen", am Ende stand mit einem Konzerngewinn nach Steuern von 398 Millionen Euro ein "ordentliches Ergebnis" zu Buche. Dann: Erstmals seit 2008 wurden auf Grundlage des HGB-Abschlusses die Stillen Einlagen und die Genussscheine bedient, die Träger erhielten an Garantieprovisionen und Zinszahlungen 680 Millionen Euro. Anfang 2014 soll, ein Jahr 2013 ohne Katastrophen vorausgesetzt, eine Milliarde Euro an Stillen Einlagen an die Eigentümer zurückgezahlt werden, weitere Rückzahlungen bezeichnete Vetter dagegen als unrealistisch.

Die vom Konzernumbau arg gebeutelten Mitarbeiter konnten zumindest damit getröstet werden, dass die notwendige Entlassung von 2 500 Beschäftigten so schonend wie möglich durchgeführt werden konnte, denn bis Ende 2012 konnten durch Aufhebungsverträge, Vorruhestandsregelungen und natürliche Fluktuation bereits 2 400 Vollzeitstellen auf freiwilliger Basis abgebaut werden. Und der Verbund schließlich profitierte durch die sichtbaren Absatzerfolge: Das Neugeschäft im gesamten Vorsorgebereich wuchs um 18 Prozent auf 440 Millionen Euro, das Bauspargeschäft legte gar um 20 Prozent auf 400 Millionen Euro zu und in Zusammenarbeit mit den Sparkassen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr Förderkredite im Volumen von 3,5 Milliarden Euro vermittelt. Der Marktanteil im Zertifikategeschäft stieg zudem von 7,3 auf 8,3 Prozent. Die dies bezüglichen Initiativen der Deka-Bank nimmt der Vorstandsvorsitzende der LBBW daher gelassen: "Wettbewerb belebt das Geschäft und wenn es nicht die Deka ist, ist es ein anderer."

Aber natürlich ist Hans-Jörg Vetter nicht zufrieden, kann es nicht sein. Denn der Blick nach vorne ist nicht nur mit vielen Unwägbarkeiten behaftet, sondern mancherorts außerordentlich unwirtlich. Das niedrige Zinsniveau wird seine Spuren im operativen Geschäft hinterlassen, bereits das erste Quartal liegt hinter dem Vorjahr zurück. Daher fällt auch der Ausblick auf das Privatkundengeschäft, das zudem durch die Zurückhaltung der Anleger und die regulatorischen Vorgaben für die Berater belastet wird, alles andere als rosig aus, hier werde man in den kommenden beiden Jahren gewaltig zu kämpfen haben.

Auf der Risikoseite gehen die Verantwortlichen von einem steigenden Vorsorgebedarf in den kommenden beiden Jahren aus. Und auch die regulatorischen Kosten werden keinesfalls sinken. Allein für die Finanztransaktionssteuer rechnet der LBBW-Chef mit Belastungen für sein Haus in Höhe von 3 Milliarden Euro. Diese Zahl, die aus einer nichtöffentlichen Sitzung des Finanzausschusses des Stuttgarter Landtages verlautete, wollte Vetter zwar offiziell nicht bestätigen, fügte aber an, man müsse "denjenigen die Gesetze machen auch die Chance geben, die Wirkung zu verstehen", das sei "gut gelungen".

Und natürlich werfen auch die Beaufsichtigung durch die Europäische Zentralbank, die Diskussionen um Trennbanken mit ihrer Wirkung für die Liquiditätssteuerung im Verbund oder die Folgen einer Leverage Ratio für das Kommunalgeschäft noch Fragen auf, beziehungsweise wird noch auf Veränderung der Vorschriften gehofft und gepocht. Am Ende, so Vetter, soll mit der LBBW eine "der besten Kundenbanken" Deutschlands stehen. Das hören sicherlich alle gerne - nur nicht die Wettbewerber.

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