Förderbanken II

WI Bank: Zwischen Corona und Ukraine

Quelle: WI Bank

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir ist dieser Tage keineswegs frei von Sorgen. Wie auch? Die strukturellen Herausforderungen für die Wirtschaft mit Corona, Krieg und Klimawandel seien so groß, wie man es seit vielen Jahren nicht erlebt habe, sagte der Grünen-Politiker bei der Vorstellung des Jahresergebnisses der hessischen Förderbank WI Bank. Das können viele Unternehmen allein nicht mehr bewältigen, was wiederum Bund und Länder auf den Plan ruft. Längst sind in Hessen neue Liquiditätshilfen und Bürgschaften für Unternehmen, die aufgrund des Ukraine-Konfliktes in Probleme geraten, angelaufen. Doch Al-Wazir will mehr und direktere Hilfen und sprach von guten Gesprächen mit dem Bund. Und in der Tat verkündeten Christian Lindner und Robert Habeck wenige Tage nach der WI-Bank-Pressekonferenz ein Hilfspaket, das unter anderem zinsgünstige Kredite der KfW im Volumen von 7 Milliarden Euro sowie direkte Kostenzuschüsse von insgesamt 5 Milliarden Euro umfassen soll.

Das zeigt: Für die Förderbanken ist die Ausnahme längst zum Alltag geworden. Das gilt auch für die WI Bank, für die Al-Wazir ankündigte, dass "in den kommenden Wochen und Monaten einiges auf die WI Bank zukommen wird." Dabei wollte diese doch die Nothilfen langsam der Vergangenheit angehören lassen und sich auf die wichtige Unterstützung der Transformation der Wirtschaft unter nachhaltigen und digitalen Gesichtspunkten konzentrieren. Daraus wird vorerst nichts. Und das heißt auch, dass es noch eine Zeitlang dauern wird, bis man wieder von einem normalen Jahr der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen sprechen kann, in dem das Neugeschäftsvolumen bei etwa 2 Milliarden Euro liegen soll.

Davon war die WI Bank 2021 erneut weit entfernt. Die Förderneuzusagen beliefen sich auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro und übertrafen damit das von Corona-Hilfen nach oben getriebene Vorjahr noch einmal um 200 Millionen Euro. Dass es im abgelaufenen Geschäftsjahr schon ein bisschen normaler wurde, zeigen die steigenden Anteile der Förderung des Mietwohnungsbaus (482,7 Millionen Euro) und der Krankenhausförderung (781,8 Millionen Euro). Dagegen hat die Förderung im Geschäftsfeld "gründen & wachsen" erwartungsgemäß abgenommen (665,0 nach 852,1 Millionen Euro). Während das Geschäftsvolumen um 600 Millionen Euro auf 28,8 Milliarden Euro anwuchs, sank das Fördervolumen leicht um 100 Millionen Euro auf 26,5 Milliarden Euro. Das lag aber keineswegs daran, dass im vergangenen Jahr weniger gefördert wurde, wie Claudia Hillenherms, Mitglied der WI-Bank-Geschäftsleitung, erklärte, sondern vielmehr daran, dass 2021 vermehrt Kredite und weniger Zuschüsse gewährt wurden. Beides fließt in das Neugeschäft ein, aber nur die Zuschüsse erhöhen das Fördervolumen.

"Mit dem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein. 2021 war wieder ein herausforderndes Jahr, aber die Anstrengungen waren es wert, wir konnten helfen!" So fasst Gottfried Milde, Sprecher der Geschäftsführung, das abgelaufenen Geschäftsjahr kurz und prägnant zusammen. Durch den Anstieg der wesentlichen Ertragskomponenten Zins- und Provisionsüberschuss um 12,7 Millionen Euro auf 129,4 Millionen Euro konnten der Kostenanstieg, bedingt unter anderem durch spürbar mehr Mitarbeiter, um 11,2 Prozent auf 82,1 Millionen Euro sowie die spürbare Erhöhung der Rückstellungen von 9,2 Millionen Euro auf 15,4 Millionen Euro einigermaßen kompensiert werden. Unter dem Strich steht ein um 2 Millionen Euro gesunkener Jahresüberschuss in Höhe von 16,6 Millionen Euro, von dem 13,3 Millionen (im Vorjahr 14,8 Millionen Euro) an die WI-Bank-Mutter Helaba abgeführt werden. Da zeigt sich wieder einmal: Es ist für alle Beteiligten gut, eine funktionierende Förderbank zu haben.

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