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Altersvorsorge: Ende des Booms?

Im Hinblick auf die immer noch nicht gelöste Frage, wie es mit der gesetzlichen Altersvorsorge angesichts von Arbeitslosigkeit und demografischem Wandel weitergehen soll, ist die Nachricht, die die Deutsche Rentenversicherung Anfang Oktober frohlockend verbreitete, eher beunruhigend: 76 Prozent der Bevölkerung sehen in der gesetzlichen Rentenversicherung eine ideale Form der Alterssicherung. Damit ist diese Quote seit 2003 um 13 Prozentpunkte gestiegen. In der Postbank-Studie, der diese Erkenntnis entstammt, gaben folglich 41 Prozent der Berufstätigen (und damit so viele wie noch nie) an, ihre private Altersvorsorge nicht weiter aufstocken zu wollen. Obwohl rund jeder dritte Erwerbstätige keine private Altersvorsorge hat, nimmt auch das Interesse an Beratung in allen Altersgruppen weiter ab.

Interesse am ehesten bei Frauen

Auch in der Forsa-Umfrage, die die Union Asset Management Holding AG, Frankfurt am Main, vierteljährlich durchführen lässt, zeigte sich: Immer weniger Männer halten es für notwendig, sich mit der privaten Altersvorsorge zu befassen. Seit dem dritten Quartal 2007 sank die Quote fast kontinuierlich von 75 auf jetzt 67 Prozent. Bei den Frauen immerhin nahm das Interesse in den letzten drei Quartalen zu und stieg um acht Prozentpunkte auf jetzt 78 Prozent an. Das nachlassende Interesse der Männer lässt sich nicht damit erklären, dass sie bereits genug vorgesorgt haben. Denn zumindest beim Abschluss von Ries-ter-Verträgen liegen die Frauen weit vor den Männern. 48 Prozent von ihnen gaben zuletzt an, bereits mit einem Riester-Vertrag privat vorzusorgen (Vorquartal 45 Prozent). Bei den Männern hingegen haben nur 39 Prozent einen Vertrag abgeschlossen. Die offenbar größere Attraktivität des Produkts für Frauen mag vielleicht damit zusammenhängen, dass die Kinderzulage in der Regel auf den Vertrag der Mutter gebucht wird. Dann aber wäre es Aufgabe des Vertriebs deutlich zu machen, dass Riester auch für Väter beziehungsweise Kinderlose interessant ist. Das gilt übrigens auch für Geringverdiener. Denn in dieser Gruppe liegt die Quote derer, die bereits einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, mit 21 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung Mitte 2007.

Immerhin: Bei jungen Menschen scheint sich das Thema Vorsorge etabliert zu haben. 51 Prozent der 20- bis 29-Jährigen geben an, bereits einen Riester-Vertrag abgeschlossen zu haben. Offensichtlich, so die Schlussfolgerung, schließen viele junge Menschen gleich nach dem Eintritt ins Berufsleben auch einen Vertrag ab. Die entsprechende Beratung gehört also ins Standardprogramm für die Betreuung junger Erwachsener. Allerdings nimmt das Ansehen von Riester gerade bei der jungen Zielgruppe ab. Vor zwei Jahren galt die staatlich geförderte private Altersvorsorge noch 45 Prozent der Beruftstätigen unter 30 Jahren als ideale Form der Altersvorsorge. 2008 waren es noch 37 Prozent, 2009 gerade noch 26 Prozent. Entsprechend sinkt die Abschlussbereitschaft von 23 über 13 auf zuletzt neun Prozent.

Immobilie statt Rente

Aus all diesen Erkenntnissen lässt sich eines ablesen: Die Mahnung der Politik, dass ohne eine private Altersvorsorge letztlich Altersarmut droht, werden zwar wohl gehört. Sie bleiben aber vielfach ohne Konsequenzen. Die Postbank warnt denn auch vor Panikmache. Die kann die Kunden eher abschrecken. Wenn also die ausdrücklich sogenannte Altersvorsorge nicht verkäuflich wird, bleibt die Immobilie als Ausweg, die bei den Verbrauchern als Vorsorge nach wie vor höchste Wertschätzung genießt, vielleicht weil man hier die Früchte des Sparens schon in jüngeren Jahren genießen kann, anstatt nur auf eine ungewisse Zukunft zu sparen. Unbestritten: Eine Immobilie kann die Geldvermögensbildung fürs Alter, sei es nun in Form von Versicherungsverträgen oder Fondssparplänen nicht völlig ersetzen. Auch im Alter braucht man schließlich Bargeld. Indem sie den Besitzer von Mietzahlungen entlastet, kann sie den Druck durch die "Versorgungslücke" aber spürbar mildern. Wo also die Vorsorgeberatung nicht greift, gilt es die Themen Bausparen und Baufinanzierung zu thematisieren.

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