Gespräch des Tages

Altersvorsorge I - Weniger Bereitschaft bei Privaten

Dass die Finanzmarktkrise auch in der privaten Altersvorsorge erhebliche Kratzspuren hinterlassen wird, war erwartet worden. In welchem Ausmaß die Privathaushalte ihre Sparanstrengungen auf den Prüfstand stellen, zeigte bereits die Altersvorsorge-Studie der Postbank. Deren tendenzielle Befunde bestätigen jetzt weitere Untersuchungen. So hat die Fondsgesellschaft Union Investment das Forsa-Institut im dritten Quartal 2009 die Deutschen zu ihrem Anlegerverhalten bei der privaten Altersvorsorge befragen lassen.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Denn nur noch 68 Prozent der Befragten haben sich mit den Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge beschäftigt. Unter den 20- bis 29-Jährigen sind es gerade einmal 60 Prozent. Aber immerhin ist der Anteil der erwerbstätigen Bundesbürger, die ergänzend zur staatlichen Rente auch privat Geld für das Alter zur Seite legen, mit über 50 Prozent durchaus beachtlich. Erwartungsgemäß kennen 90 Prozent die Riester-Rente, jedoch nur 19 Prozent die Rürup-Rente und lediglich magere 13 Prozent die betriebliche Altersvorsorge. Dennoch: Hohe Bekanntheit bedeutet noch lange keine große Akzeptanz. Nur 41 Prozent der Befragten hatten bereits einen Riester-Vertrag abgeschlossen. Dieser Anteil lag bei Frauen mit 44 Prozent deutlich über dem der Männer mit nur 38 Prozent. Dabei zeigt sich, dass die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge von vielen wohl doch nicht vollständig verstanden wurden. Denn als häufigster Grund, auf einen Riester-Vertrag zu verzichten, wurde die Bevorzugung einer anderen Vorsorgeform genannt. Dass die Riester-Rente andere Möglichkeiten der Zusatzversorgung nicht ausschließt, sondern lediglich ein Baustein ist, um die spätere Einkommenslücke zu reduzieren, ist demnach wohl noch unzureichend durch die Vertriebe kommuniziert worden.

Schützenhilfe erhalten die Riester-Produktanbieter derweil von der Verbraucherzentrale Hamburg. Diese lieferte mit ihrem "Ampelcheck Geldanlage" zwar eine recht grob gerasterte Einschätzung, attestiert jedoch dem Riester-Sparplan und dem Riester-Fondssparplan die Eignung als vorteilhafte Altersvorsorge-Produkte. Allerdings versäumen es die Verbraucherschützer Wohn-Riester als Bausparvertrag oder Baudarlehen - zu beleuchten. Lediglich der klassische Bausparvertrag findet Erwähnung und wird als eher ungeeignet für die private Altersvorsorge klassifiziert. Dabei werden die eigenen vier Wände von den meisten Deutschen als besonders sichere Altersvorsorge geschätzt und angestrebt. Das verdeutlichen auch die jüngsten Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das zum Ende des dritten Quartals 12,9 Millionen Riester-Produkte vermeldet und ein Jahr nach ihrer Einführung bereits den Absatz von 119 000 Wohn-Riester-Verträgen bekannt gibt. Trotz dieser hohen Sympathiewerte bedarf das Eigenheim als Altersvorsorge aber weiter intensiver Marktbearbeitung.

Von Seiten der Politik wurde dazu wohlwollende Unterstützung angekündigt: Die regierenden Parteien äußern in ihrem Koalitionsvertrag vom Oktober 2009 die Absicht, die Wohneigentumsquote in Deutschland über eine Vereinfachung der Eigenheimrente zu erhöhen. Ganz generell bekennen sich CDU, CSU und FDP zur staatlich geförderten Altersvorsorge, zu der sie weiteren Personengruppen (insbesondere Selbstständigen) den Zugang ermöglichen möchten. Auch der Schutz der bereits geleisteten Anstrengungen zur privaten Altersvorsorge soll betont werden: bei Selbstständigen durch die regelmäßige Anpassung der Pfändungsgrenzen im Insolvenzfall sowie bei arbeitslos gewordenen Arbeitnehmern durch die Erhöhung des Freibetrags beim Schonvermögen im SGB II auf 750 Euro pro Lebensjahr.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X