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Direktbanken - Cortal Consors: Offline war nicht erfolgreich

Eine Weile hatte es den Anschein, dass Filial- und Direktbanken sich einander immer mehr angleichen: Filialbanken holen im Direktgeschäft auf, Direktbanken dagegen setzten verstärkt auf (persönliche) Beratung und Präsenz im Stadtbild. Die BNP-Paribas-Tochter Cortal Consors hat unter solche Experimente nun einen Schlussstrich gezogen: Face-to-Face-Beratung soll es künftig nicht mehr geben.

Der mobile Vertrieb, der mit 30 Standorten unter der Marke "Cortal Consors Select" aufgebaut worden war, wird eingestellt.

Auch die 2007 geborene Idee, der Bank mit bis zu zehn "Finance Lounges" in Großstädten ein Gesicht zu geben, wird nicht weiter verfolgt.

Beim mobilen Vertrieb konnte man mit zuletzt 150 Beratern die für einen profitablen Betrieb des Geschäftsmodells erforderliche kritische Masse nicht erreichen. Hier entstanden Verluste in einstelliger Millionenhöhe.

Die Finance Lounge wurde trotz der zentralen Lage in Berlin-Mitte (allerdings in einem Obergeschoss) nicht angenommen. Offenbar habe man das Potenzial und den Bedarf am Markt überschätzt, so der neue CEO Kai Friedrich. Das Offline-Publikum konnte nicht adressiert werden. Dass man - anders als ursprünglich geplant - nicht gleich zehn Filialen auf einmal eröffnet hatte, wird in Nürnberg deshalb mit Erleichterung registriert. So wird die nun getroffene Entscheidung nicht als Strategiewechsel, sondern lediglich als Konsequenz aus einem nicht allzu erfolgreichen Test verstanden.

Dass die Filiale in Nürnberg im Erdgeschoss der Zentrale als einzige dennoch weiter bestehen soll, wird mit der vergleichsweise hohen Kundenzahl am Stammsitz der Bank erklärt. Immer wieder seien Kunden vorbeigekommen, um etwa das Legitimationsverfahren am Empfang durchzuführen. Hier werde die Filiale gut angenommen.

Telefonberatung soll es auch weiterhin geben - trotz der neuen Anlegerschutzvorschriften. Beratungsprotokolle soll der Kunde am nächsten Tag im Online-Archiv selbst abrufen können. Das Risiko aus dem siebentägigen Rücktrittsrecht wird als "relativ gering" eingeschätzt.

Auch die Honorarberatung ist bereits als Test gestartet, wird aber bislang nur sehr zögerlich angenommen. Hier ist nach Friedrichs Einschätzung der Mediahype weitaus größer als die Nachfrage - wenngleich er prognostiziert, dass über kurz oder lang alle Banken dieses Modell optional werden anbieten müssen.

Als echten Strategiewechsel versteht der neue CEO das Vorgehen bei der Neukundengewinnung, bei der man sich stärker auf "werthaltige" Kunden konzentrieren will. Etwa seit September 2009 gibt es bei Cortal Consors keine Lockangebote mehr, mit denen man "Zinshopper" anzieht. Entsprechende Angebote gibt es nur noch in Verbindung etwa mit einem Depotüber trag. Dies soll auch im Mittelpunkt einer neuen Werbekampagne stehen, mit der man zu Jahresbeginn an den Markt gehen will. sb

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