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Wertpapiergeschäft - DAB-Bank: Eine Ära geht zu Ende

Ins neue Konzept für das Privatkundengeschäft der Hypovereinsbank passt ein Online-Broker, der verstärkt auch auf das Banking als zweites Standbein setzt, offenbar nicht mehr hinein. Der Verkauf des Anteils von 81,4 Prozent an der DAB Bank AG, München, war insofern konsequent.

Käufer ist einmal mehr die französische BNP Paribas, die bereits im Jahr 2002 die damalige Consors AG und heutige Cortal Consors AG von der Schmidt Bank übernahm.

Schon vor einem Jahr hatten die Franzosen angekündigt, in Deutschland weiter wachsen zu wollen, unter anderem mit einem Ausbau von Cortal Consors vom reinen Online-Broker zu einer Direktbank. Dies wurde unter dem Logo "Hello Bank" bereits eingeleitet.

Als Zielmarke bei Marktanteil und Kundenzahlen hatte BNP Paribas Ende Juli 2013 ein Prozent an den Einlagen von Privatpersonen sowie die Marke von etwa 1,1 Millionen Privatkunden genannt. Durch die Übernahme der DAB Bank wird zumindest das Ziel bei der Kundenzahl bereits spürbar übertroffen: Cortal Consors hat aktuell 790 000 Kunden, bei der DAB Bank sind es 567 000. Mit zusammen 1,4 Millionen Kunden kann das Ziel, die Markenwahrnehmung zu verbessern, zweifellos erreicht werden.

Mit der erklärten Strategie der Franzosen geht im deutschen Direktbanking-Markt wohl bald eine Ära zu Ende: Die großen Online-Broker, die das Wertpapiergeschäft als Kerngeschäft definieren und das klassische Banking mit Zahlungsverkehr, Einlagen- und Kreditgeschäft wenn überhaupt, so doch nur am Rande betreiben, sterben nahezu aus.

Unter der Regie von BNP Paribas vollziehen die Urgesteine des Online-Brokerage das nach, was die Comdirect längst erfolgreich vollzogen hat: nämlich den Wandel vom "Disount Broker", wie es damals in Abgrenzung zum teueren Wertpapiergeschäft der Filialbanken hieß, zu einer Direktbank mit vollumfänglichem Leistungsangebot, die zwar technisch ausgefeilte Funktionalitäten im Wertpapiergeschäft bietet und darauf auch weiterhin Wert legt, aber darum den weniger wertpapieraffinen Kunden nicht vernachlässigen will. Schließlich stellt diese Spezies in Deutschland die Mehrheit der Retail-Kunden dar.

Gesteuert werden soll das Privatkundengeschäft von München und Nürnberg aus. Die Entfernung von lediglich etwa 170 km erleichtert das zweifellos. Denn bei der Zusammenführung, nicht zuletzt der technischen Basis, dürfte es allerhand Austauschbedarf geben. Das alles wird eine Zeit lang dauern, aber vielleicht schneller gehen als gedacht. Schließlich sind die Innovationszyklen bei Direktbanken, bei Brokerage-lastigen zumal, in aller Regel deutlich kürzer als bei Filialbanken.

Schneller als mancher erwartet, werden die Franzosen dann vermutlich im deutschen Direktbanken-Markt eine ordentliche Rolle spielen. Die von Cortal Consors bislang nur als "Logo" eingeführte Marke Hello Bank könnte dafür eine gute Basis darstellen. Red.

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