Blickpunkte

Verbünde - Westfälischer Zankapfel

"Ein Markt - eine Bank". Dieses Prinzip, das sich der genossenschaftliche Verbund gesetzt hat, mag zwar wünschenswert sein. Praktiziert wird es aber keineswegs überall. Dort, wo Überscheidungen der Geschäftgebiete historisch gewachsen sind, werden sie meist mehr oder weniger klaglos akzeptiert, sofern es nicht wünschenswert oder geraten schient, sie im Wege der Fusion zu bereinigen.

Nicht so im Fall der ostwestfälischen Genossenschaftsbanken in Bielefeld, Halle/ Westfalen und Paderborn. Hier wirkte der Bankverein Werther wie der goldene Zankapfel mit der Aufschrift "Für die Schönste", den in der griechischen Mythologie die Göttin Eris über die feiernde Göttergesellschaft warf und mit dem sie letztlich den Trojanischen Krieg auslöste. Denn auch die westfälischen Genossen sind entzweit, seit die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold, das größte der drei Institute, im Dezember 2011 das Geschäft der zuvor börsennotierten Bank mit regionalen Privat- und Firmenkunden übernahm, die Filialen in Werther und Bielefeld weiterführte und damit ins Geschäftsgebiet der genossenschaftlichen Schwesterinstitute vordrang.

Die Volksbank Halle/Westfalen und die Bielefelder Volksbank fühlten sich düpiert. Die Werbung der neuen Zweigniederlassung der Paderborner empfinden sie als unlauteren Wettbewerb. Vor dem Landgericht Bielefeld wurde Klage eingereicht. Nachvollziehbar ist die Position beider Seiten. Natürlich muss es für eine Volksbank ärgerlich sein, wenn quasi vor der eigenen Haustür eine andere Volksbank als (neuer) Wettbewerber auftritt. Auch eine Wiesbadener Volksbank war schließlich nur mäßig erfreut, als die Sparda-Bank Hessen ausgerechnet gegenüber ihrer Hauptstelle eine Filiale eröffnete und entsprechende Werbung platzierte. Doch gerade dieses Beispiel zeigt, dass auch die Argumente der Paderborner nicht von der Hand zu weisen sind: Wettbewerb innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe gibt es immer wieder (wofür auch Beispiele aus Westfalen genannt werden); und wo es nicht andere Volksbanken sind, dort muss man mit ebenfalls genossenschaftlichen Sparda-, PSD- oder Kirchenbanken leben, die den gleichen Markt beackern.

Und nicht zuletzt: Wettbewerb ist Wettbewerb. Wären nicht die Genossen aus Paderborn zum Zuge gekommen, dann eben ein Wettbewerber aus einer anderen Bankengruppe. Und ob der weniger aggressiv werben würde, ist noch lange nicht ausgemacht. So aber, lässt sich Dr. Ulrich Bittihn zitieren, konnten dem Verbund 7 000 potenzielle Mitglieder gesichert werden. Wenn die eifrig Geschäfte mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall, der R+V oder Union Investment machen, kommt dies indirekt letztlich auch den jetzt so aufgebrachten Kollegen zugute.

So verständlich der jetzt so öffentlichkeitswirksam ausgetragene Streit auch sein mag: Man wird doch fragen dürfen, ob die Genossenschaftsorganisation nicht drängendere Probleme hat. Das genossenschaftliche Image kann durch die Selbstzerfleischung nur beschädigt werden. Und im Übrigen lenken Wettbewerbsklagen den Blick meist nur umso mehr auf den Beklagten. Der Schuss kann also im Grunde nur nach hinten losgehen. Red.

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