Wertpapiergeschäft

Wertpapiergeschäft 2010: Wo sind die Potenziale?

Das Anlageverhalten deutscher Anleger ist stark durch die Krise am Finanzmarkt geprägt. Und diese Tendenz wird sich wohl auch 2010 fortsetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der DWP Bank vom September 2009 unter 1 004 Wertpapierbesitzern. Fest- und Tagesgeld ist und bleibt Gewinner der Krise. 32 Prozent der Befragten wollen diese Produkte künftig weniger nutzen. Aktien, Fonds, aber auch Immobilien und Versicherungsprodukte werden demzufolge künftig weniger genutzt.

Eine Umfrage der Feri Euro-Rating Services AG, Bad Homburg, unter Fondsgesellschaften kommt dagegen teilweise zu einem anderen Ergebnis. Zwar sind sich auch die Asset Manager weitgehend darin einig, dass die Fondsbranche das in der Finanzkrise verlorene Anleger vertrauen überwiegend nicht oder noch gar nicht zurückgewonnen hat. Bei ihren Absatzerwartungen sind sie jedoch deutlich optimistischer, als es die Befragung der Werpapierbesitzer zu rechtfertigen scheint.

Ein Jahr der Aktienfonds?

Während in der Studie der DWP-Bank 56 Prozent beziehungsweise 37 der Befragten angaben, künftig weniger in Aktien respektive Fonds investieren zu wollen, sehen die Fondsgesellschaften das Jahr 2010 als Aktienjahr.

Insgesamt wird das Absatzpotenzial für Fonds im laufenden Jahr als gut beziehungsweise sehr gut bewertet. Vor allem für Aktienfonds sehen die Teilnehmer der im Oktober 2009 durchgeführten Studie gute Absatzchancen. 91 Prozent von ihnen bewerten die Vertriebschancen für diese Assetklasse als gut oder sehr gut. Im April 2009 waren lediglich 44 Prozent der Befragten so optimistisch.

Das beste Absatzpotenzial sehen die Fondsgesellschaften in den Bereichen Emerging Markets sowie Fonds mit Anlagefokus auf Europa und für weltweit anlegende Aktienfonds. Am schlechtesten werden die Vertriebsaussichten für Fonds mit den Schwerpunkten Branchen und Nordamerika eingeschätzt.

Positiv gestimmt sind die Experten auch für die Bereiche gemischte Sondervermögen, Alternative Investments, Rentenfonds und Wandelanleihen. Für Immobilienfonds ist weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer optimistisch. Von einem schwachen bis sehr schwachen Absatzpotenzial geht eine deutliche Mehrheit bei Geldmarktfonds aus.

Schwaches Absatzpotenzial für Geldmarktfonds

Bei den Rentenfonds sehen die Fondsgesellschaften inflationsindexierte Anleihen und Unternehmensanleihen vorne, gefolgt von Renten Emerging Markets und Renten High Yeald. Für Rentenfonds im Bereich Staatsanlehen prognostiziert ein gutes Drittel sehr schlechte Absatzchancen.

Von den Anlageberatern wird der Optimismus der Fondsgesellschaften nur bedingt geteilt, so das Ergebnis des Robeco Advisor's Monitor, für den TNS Infratest im Auftrag von Robeco Deutschland monatlich 350 Anlageberater befragt (siehe Absatzklima für Publikumsfonds auf Seite 43). Für das erste Halbjahr 2010 rechnen demnach 43 Prozent der Studienteilnehmer mit steigenden Absätzen von Publikumsfonds. Insgesamt sind die Erwartungen der Berater aber verhalten.

So sind die Einschätzungen der Absatzchancen für Aktienfonds geteilt: Exakt die Hälfte der Befragten rechnet hier mit steigendem Absatz - das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch im Vorquartal. Die Vertriebsaussichten für Rentenfonds bewerten die Berater so gering wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 2003. Lediglich 13 Prozent rechnen hier mit steigenden Absatzzahlen.

ETFs auf dem Vormarsch?

Eine noch untergeordnete Rolle spielen für Privatanleger derzeit börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Einer Feri-Umfrage unter 600 privaten Investoren zufolge hat über die Hälfte von ihnen bislang keine Indexfonds in ihrem Portfolio. Bei einem Drittel liegt der Anteil bei bis zu 20 Prozent, lediglich gut acht Prozent der Privatkunden haben mehr als ein Drittel ihres Anlagevolumens in ETFs investiert.

Mit Abstand wichtigster Selektionsfaktor sind dabei Kosten und Gebühren. Besonders kostensensitiv sind die Anleger bei ETFs aus der Anlageklasse Renten. Die Reputation der Fondsgesellschaft und die Konstruktion der Fonds spielen dagegen offenbar eine untergeordnete Rolle.

Die Erfahrungen mit börsengehandelten Indexfonds sind bisher offenbar gut. Nur vier Prozent der befragten Privatanleger sind enttäuscht. Gute Erfahrungen gemacht haben die Anleger hauptsächlich mit drei Anbietern: i-Shares (Black Rock Asset Management), db x-trackers (Deutsche Bank) und - mit deutlichem Abstand - Lyxor (Société Générale).

Nicht zuletzt, weil aktiv verwaltete Fonds und Investmentzertifikate in der Finanzkrise viele Anleger enttäuscht haben, könnte die Bedeutung der Indexfonds für die Portfolios privater Investoren spürbar zunehmen. Rund 79 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten, dass ETFs in den kommenden drei bis fünf Jahren moderate oder erhebliche Nettomittelzuflüsse generieren werden. Gut 45 Prozent wollen den Anteil von ETFs in ihren Depots während der kommenden zwei bis drei Jahre erhöhen. Knapp 29 Prozent sind noch unentschlossen.

Zertifikate-Emittenten zuversichtlich

Verblüffend zuversichtlich geben sich einer anderen Feri-Studie zufolge auch die Anbieter von Zertifikaten. 94 Prozent der 19 befragten Emittenten sind der Ansicht, das Absatzpotenzial für 2010 sei gegenüber 2009 zunehmend oder stark zunehmend. Eine Studie von Steria Mummert Consulting kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Gute oder sehr gute Absatzschancen sehen die Zertifikate-Emittenten am ehesten für Garantiezertifikate (90 Prozent), gefolgt von Aktienanleihen und Discountern mit je 84 Prozent.

Ein deutlicher Rückgang wird bei der Komplexität der Strukturen vermutet. Hier sehen fast zwei Drittel der Emittenten einen Trend zu einfacheren Strukturen.

Das Vertrauen der Investoren hinsichtlich der Zertifikatebranche konnte inzwischen wieder zurückgewonnen werden, glauben 58 Prozent der Emittenten. Als Reaktion auf die Finanzkrise erwarten 87 Prozent

jedoch eine stärkere Regulierung beziehungsweise Aufsicht über die Marktteilnehmer. Befürworten würden das jedoch nur 33 Prozent - und damit deutlich weniger als bei den Fondsgesellschaften, von denen sich immerhin 45 Prozent für eine stärkere Regulierung beziehungsweise intensivere Aufsicht aussprechen. Der Kommentar von Feri bleibt deshalb skeptisch. Es bleibe zu hoffen, dass das Anlegervertrauen durch eine umsichtige Produkt- und Kommunikationspolitik nicht wieder verspielt wird, lässt sich Andreas Köchling, Senior Analyst Fonds & Zertifikate bei Feri Euro-Rating Services, zitieren.

Auch Steria Mummert bleibt skeptisch. Viele Emittenten hätten zwar im Vergleich zum Vorjahr an Transparenz und Service gearbeitet. Dennoch gebe es hier noch erhebliche Schwächen. Verbessert habe sich der Internetauftritt der Anbieter. Dort habe die transparente Produktdarstellung inzwischen bei fast allen Emittenten einen hohen Anspruch. Woran es immer noch erheblich mangelt, ist allerdings die Bezeichnung der Papiere. Dass vielfach mehrere Begriffe für dieselbe Konstruktion existieren, macht es Anlegern weiterhin schwer, identische Produkte der verschiedenen Emittenten erkennen und vergleichen zu können.

Swantje Benkelberg , Chefredaktion, bank und markt, Cards Karten Cartes , Fritz Knapp Verlag
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