Blickpunkte

Wertpapiergeschäft - Überregulierung der Beratung zeigt Folgen

Das Jahr 2013 war für die Aktienkultur in Deutschland ein Rückschlag, resümiert das Deutsche Aktieninstitut (DAI) e.V., Frankfurt am Main. Unter dem Strich hatten zum Jahresende 2013 rund 600000 Menschen weniger ein Aktieninvestment als noch im Jahr 2012. Dabei ist die Entwicklung der direkten Aktionäre mit rund 4,6 Millionen Menschen (7,1 Prozent der Bevölkerung) stabil geblieben. Aus Aktienfonds hingegen hat sich im Lauf des Jahres fast jeder 13. zurückgezogen.

Diese Entwicklung kann nur zum Teil mit Gewinnmitnahmen im vergangenen Jahr erklärt werden. Denn in vielen Fällen waren es eben nicht nur Teilverkäufe, sondern ein kompletter Rückzug aus der Aktienanlage. Vor allem aber scheint es einen anhaltenden Trend in diese Richtung zu geben. Seit der Jahrtausendwende gibt es dem DAI zufolge fast kontinuierlich weniger Menschen, die aktiennahe Investmentfonds nutzen. Im Vergleich zu 2001 sind es gut 3,6 Millionen Anleger weniger. Mehr als jeder dritte ehemalige Anleger hat sich also in den letzten zwölf Jahren aus dieser Anlageform zurückgezogen (minus 37,3 Prozent).

Für diesen offenbar langfristigen Trend hat das DAI drei Ursachen ausgemacht:

- zum einen die steuerliche Diskriminierung der Aktienanlage gegenüber festverzinslichen Anlagen,

- zweitens die mangelnde ökonomische Allgemeinbildung, die dabei helfen könnte, persönlich gemachte schlechte Erfahrungen mit Aktieninvestments besser einzuordnen,

- und schließlich die kontinuierlich verschlechterten Rahmenbedingungen für die Aktien- beziehungsweise Wertpapierberatung.

Neu sind diese Erklärungsansätze nicht. Und doch ist es interessant zu sehen, dass die regulierungsbedingt verschlechterten Rahmenbedingungen offenbar tatsächlich diejenigen Folgen zeitigen, vor denen die Kreditwirtschaft schon lange gewarnt hat. Die Zahlen deuten darauf hin, dass diese Warnungen eben nicht nur das Gezeter derer waren, die sich zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlen, sondern dass die Warnungen berechtigt waren. Denn es ist ganz offenkundig, dass die Aktienanlage vor allem in den beratungsbedürftigen Zielgruppen und denjenigen Jahrgängen unterrepräsentiert ist, für die sie als Element der Altersvorsorge zunehmend unverzichtbar scheint.

Drei Folgerungen zieht das DAI daraus: Die Abgeltungssteuer ist zu reformieren; an allen allgemeinbildenden Schulen muss dringend ein Schulfach Ökonomie eingeführt werden; und die Wertpapierberatung muss wieder mit vertretbarem Aufwand und zu tragbarem Risiko von den Kreditinstituten durchgeführt werden können.

Diese letzte Forderung ist vermutlich die wichtigste: Ein Schulfach Ökonomie kann zwar die grundlegende Erkenntnis vermitteln, dass die Aktienanlage auf lange Sicht vorteilhaft ist, und steuerliche Verbesserungen können die grundsätzliche Bereitschaft dazu sicher erhöhen. Dies dann wirklich in die Tat umzusetzen bedarf aber in vielen Fällen doch der Beratung. Wenn es daran fehlt, nützen auch Verbesserungen an anderer Stelle wenig. Red.

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