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Abschluss mit Augenmaß

In der vierten Runde der Tarifverhandlungen haben sich die Arbeitgeber des privaten und öffentlichen Bankgewerbes und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf einen Tarifabschluss geeinigt. Allein das ist schon eine gute Meldung, hatten doch die Vorstellungen beider Seiten anfangs weit auseinandergelegen. Anstelle der ursprünglich geforderten 4,9 Prozent Gehaltssteigerung sind unter dem Strich 3,7 Prozent herausgekommen, und das verteilt auf drei Stufen: 1,5 Prozent ab Oktober 2016 und jeweils 1,1 Prozent ab Januar sowie November 2018.

Diese Streckung sowie die ungewöhnlich lange Laufzeit des Tarifvertrags trägt der in den Verhandlungen immer wieder vorgebrachten schwierigen Situation des Bankgewerbes Rechnung. Nur so ist der Abschluss nach Angaben der Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken "gerade noch vertretbar".

Dass auch Verdi in der Mitteilung über den Tarifabschluss davon spricht, dieser berücksichtige "das herausfordernde Branchenumfeld", ist hingegen schon fast eine Kehrtwende. Zu Beginn der Verhandlung war schließlich gewerkschaftsseitig noch davon die Rede, dass die privaten und öffentlichen Banken im originären Kundengeschäft "durchaus profitabel" seien und die Beschäftigten an den "stabilen Erträgen" beteiligt werden müssten, die sie für die Institute erwirtschafteten. Letzten Endes hatte also offenbar doch Vorrang, dass überhaupt ein neuer Flächentarifvertrag zustande kam.

Noch nicht abschließend geklärt ist eine grundlegende Neuordnung der Tarifentgeltsystems mit seinen bisher neun Tarifgruppen. Darüber haben beide Seiten "ergebnisoffene" Gespräche vereinbart. Bis zum Beginn der nächsten Gehaltsrunde soll eine Reform erarbeitet werden, die zeitgemäße Tätigkeitsbeschreibungen sowie - dies eine Forderung von Verdi - die Integration außertariflich Beschäftigter umfassen soll.

Die Bankenseite betont, dass die Umsetzung des neuen Tarifsystems möglichst kostenneutral umgesetzt werden soll. Auch dies dürfte noch einigen Diskussionsbedarf mit sich bringen. Angesichts der teilweise stark veränderten Tätigkeitsprofile ist eine Überarbeitung des Tarifsystems aber sicher nicht ganz verkehrt. Auch hierbei dürfte sich die lange Laufzeit des Tarifvertrags als hilfreich erweisen. Schließlich gibt sie Gewerkschaft und Arbeitgebern Zeit, sich zu einigen. Und wenn alles zur Zufriedenheit beider Seiten geregelt werden kann, läuft die nächste Tarifrunde dann vielleicht auch etwas weniger anstrengend. Red.

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