KOMMUNIKATION

Corona: Katalysator für die Digitalisierung

Foto: Commerzbank

Die Banken bleiben geöffnet. So sagte es Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Pressekonferenz, mit der die von der Bundesregierung und den Ländern beschlossenen Maßnahmen vorgestellt wurden, mit denen Deutschland gleichsam "heruntergefahren" wird, um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Im Kern ist das natürlich richtig: Geldautomaten werden weiterhin funktionieren und sollen auch weiter bestückt werden. Der Zahlungsverkehr wird aufrechterhalten, ebenso die Wertpapierabwicklung. Und es wird auch weiterhin Kredite geben.

Mit dem Begriff "offen" ist es aber ein Stück weit wie mit dem Begriff "Nähe". So wie Nähe im digitalen Zeitalter nicht allein räumlich verstanden wird und nicht unbedingt die Filiale um die Ecke bezeichnet, so heißt "offen" in Zeiten von Corona nicht, dass die Filialen von Banken und Sparkassen zu den üblichen Öffnungszeiten wie gewohnt geöffnet sind. Sondern die Branche hat begonnen, auch hier zu reduzieren.

Bei der Sparda-Bank West beispielsweise sind 34 von 82 Filialen aufgrund von Corona geschlossen. Und die Hypovereinsbank hat seit dem 17. März 101 der deutschlandweit 337 Filialen ebenfalls geschlossen und 30 Prozent der Filialteams ins Homeoffice geschickt worden. Um Kunden in allen Regionen Deutschlands auch weiterhin persönlich zu beraten, werden die Filialen im wöchentlichen Rhythmus alternierend geöffnet. Eine Filiale, die also eine Woche geschlossen hatte, wird in der Folgewoche wieder geöffnet und dafür ein anderer Standort vorübergehend geschlossen. Telefonisch stehen auch die Berater, die in temporär geschlossenen Filialen tätig sind, weiterhin für die Kunden zur Verfügung.

In Sachen Kommunikation zum Thema hat die Branche ihre Hausaufgaben gemacht: Beeinträchtigungen durch Corona sind online das Thema schlechthin auf der Startseite der Banken und Sparkassen. "Wir bleiben die Bank an ihrer Seite" heißt es zum Beispiel auf der Website der Commerzbank - daneben ein Bild des Vorstandsvorsitzenden Michael Mandel und der handschriftliche Satz: "Die Commerzbank steht auch in diesen schwierigen Zeiten an der Seite ihrer Kunden."

Gleichzeitig machen die Institute aus der Not eine Tugend - und werben angesichts bereits verfügter oder möglicherweise kommender Filialschließungen für ihre digitalen Angebote. So fordert die Naspa zum "Sicherheitcheck" auf, bei der HVB heißt es "Flexibilitätscheck", bei dem es zum Beispiel um die Anmeldung zum Online-Banking, die Einwilligung, von der Bank angerufen zu werden, die Aktualität der Kontaktdaten und das Installieren der Banking-App geht. Dazu gibt es auf der Startseite im Bereich "Privatkunden" ein Youtube-Video, in dem erklärt wird, wie Bankgeschäfte auch dann funktionieren, wenn man nicht zur Bank gehen kann.

Günther Högner, der Vorstandsvorsitzende der Nassauischen Sparkasse, erwartet denn auch, dass die Pandemie dazu führen wird, dass sich Kunden stärker als bisher an digitale Angebote gewöhnen und die Akzeptanz auch für die Videoberatung steigen wird. Gleiches wie für die Videoberatung könnte im Bereich Zahlungsverkehr gelten. Denn auch hier haben nicht nur die Sparkassen dazu aufgefordert, aus hygienischen Gründen verstärkt bargeldlos, vor allem kontaktlos zu bezahlen. Auch Geschäfte fordern teilweise Kunden zum bargeldlosen Zahlen auf.

Auch nach der Krise könnte dieser Schub in Sachen Digitalisierung anhalten. Denn erfahrungsgemäß nutzen Kunden, neue digitale Services weiter, wenn die Skepsis erst einmal überwunden ist und das Angebot ausprobiert wurde. Das Corona-Virus könnte also gewissermaßen zum Katalysator für die Digitalisierung werden.

Das heißt natürlich nicht, dass nach dem Höhepunkt der Krise niemand mehr eine persönliche Beratung vor Ort in Anspruch nehmen wird. Doch das Nebeneinander von persönlicher und Videoberatung könnte selbstverständlicher werden. Dann sinken vielleicht auch die Widerstände, wenn Kreditinstitute weitere Filialen schließen. Red.

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