Karten-Blickpunkte

Handel - Immer noch unzufrieden

Nicht immer rollt ein Stein in die Richtung weiter, in die man ihn geworfen hat. Diese Erfahrung scheinen gerade zumindest Teile des deutschen Einzelhandels zu machen. Denn mit den neuen Girocard-Händlerbedingungen kann der Handel zwar erstmalig offiziell über die Konditionen für Transaktionen mit der Debitkarte der deutschen Kreditwirtschaft verhandeln. Das große Ziel einer flächendeckenden Preissenkung ist damit aber nicht erreicht. Lediglich große Unternehmensgruppen oder Kooperationen hätten die Möglichkeit, ihre Konditionen auszuhandeln, bemängelt der Handelsverband Deutschland HDE. Und die Erfahrung zeige, dass für die Akzeptanten keine nennenswerten Einsparungen erreicht werden.

Überraschend sind diese Erkenntnisse sicher nicht. Aber wer mehr Wettbewerb fordert (und schließlich hat sich der Handel mit seiner Kritik an den ec-cash-Entgelten an das Bundeskartellamt und damit die Wettbewerbsbehörde gewandt), der darf sich nicht wundern, wenn das Ergebnis des neuen Wettbewerbs nicht ganz so ausfällt, wie er es sich erhofft hatte. Und wo Preise bilateral ausgehandelt werden, fällt auch die "Drohung" mit einem Eingreifen der Wettbewerbsbehörde zwangsläufig weg. Damit, dass die Großen des Handels mehr Verhandlungsmacht haben als die Kleinen, wird man auch gegenüber den Banken leben müssen, nicht anders als gegenüber Lieferanten. Und wie die kleinen Händler diesen Nachteil gegenüber ihren Lieferanten mit Einkaufskooperationen wettzumachen suchen, so werden sie es - beispielsweise über die Netzbetreiber - auch bei den Girocard-Transaktionen gegenüber der Kreditwirtschaft tun. Damit mag es zusammenhängen, dass Wolfgang Adamiok die vom HDE angesprochene Unzufriedenheit mit den neuen Händlerbedingungen nicht feststellen kann (siehe Interview auf Seite 10).

Auch Cash-Back ist dem HDE zu teuer. Zugegeben: Nicht jeder Händler wird es sich leisten können oder wollen, beispielsweise bei 20 Euro Umsatz eine Transaktion über 120 Euro abzurechnen, weil der Kunde sich 100 Euro in bar hat auszahlen lassen. Man wird auch darüber streiten können, ob es angemessen ist, für den Bargeldanteil einer Cash-Back-Transaktion die gleichen Entgeltsätze zu berechnen wie für die Bezahltransaktion. Doch auch das ist ja nicht in Stein gemeißelt, sondern Verhandlungssache und damit der jeweiligen Strategie des Händlers beziehungsweise der Emittenten überlassen.

Wen das Verhandlungsergebnis nicht befriedigt, dem bleibt es unbenommen, auf die Dienstleistung Cash-Back zu verzichten. Noch ist die Nachfrage der Kunden nach diesem Service hierzulande nicht so groß, dass Unternehmen sich dem Wettbewerbsdruck nicht entziehen können, ihn nolens volens anzubieten. Wenn die Banken und Sparkassen eine weitere Verbreitung des bisher eher zögerlich angenommenen Cash-Back forcieren wollen, um etwa Investitionen in die GAA-Infrastruktur zu sparen, dann wird vermutlich von selbst auch an dieser Stelle Bewegung in die Konditionen kommen. Red.

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