Gespräch des Tages

Zahlungsverkehr - Cash-Back wird (noch) nicht angenommen

"Darf es auch noch Bargeld sein?" So werden die Verbraucher seit einiger Zeit an den Kassen mancher großer Supermarktketten gefragt. Nämlich immer dann, wenn die Kunden mit der Girokarte und PIN bezahlen, der Einkaufswert mehr als 20 Euro beträgt und nicht mehr als 200 Euro Bares gewünscht werden. Cash-Back nennt sich das Verfahren, bei welchem direkt an der Ladenkasse Geld abgehoben werden kann. Der Verbraucher spart sich den zusätzlichen Weg zum Geldautomaten, und die Abhebungen sind meist kostenfrei, was vor allem für Kunden einer Bank mit einem eher dünnen Netz an Geldausgabeautomaten von Vorteil ist. Der Supermarkt reduziert seine Kassenhaltung, was sowohl unter Kosten- als auch Sicherheitsaspekten eine Rolle spielen kann. Und die Banken verbreitern die Kundenkontaktpunkte im Zahlungsverkehr, ohne sich dafür engagieren zu müssen. Eigentlich eine echte Win-Situation für alle Beteiligten.

Da muss man sich dann schon fragen, warum Cash-Back oder Abhebungen am Point-of-Sale so zögerlich von den Verbrauchern angenommen werden. Sicherlich: Deutschland ist immer noch ein Bargeldland. Über 60 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel werden immer noch bar beglichen. Der durchschnittliche Deutsche nutzt 39-mal im Jahr seine Kreditkarte, Platz 18 unter den 27 EU-Ländern, jeder Schwede tut dies im gleichen Zeitraum 230-mal. Mit diesen 39 Transaktionen werden 2 500 Euro bezahlt, also durchschnittlich 64,10 Euro. So die Ergebnisse des EZB-Berichtes "Card Payment in Europe - a renewed focus on Sepa for cards". Dagegen hebt jeder Bundesbürger im Laufe eines Jahres laut einer Bundesbankerhebung, die im jüngsten Monatsbericht veröffentlicht wurde, 8 072 Euro Bargeld ab. Dabei ist der GAA zweifellos der beliebteste Abhebeort, denn 89 Prozent der Befragten gaben an, die Terminals der Banken regelmäßig aufzusuchen. Nur acht Prozent der Befragten nutzt dagegen die Möglichkeiten zur Geldversorgung am Point-of-Sale, also Cash-Back.

Bei den Nutzern kommt Cash-Back dabei gut an, "sicher und bequem" sei es und vor allem kostenlos, so die Antworten. Doch die Abneigung gegen das neue System ist noch groß. Jeweils knapp ein Viertel äußerte Misstrauen gegenüber dem Verfahren generell und dass die Abhebemöglichkeit an der Ladenkasse noch nicht ausreichend bekannt sei. Zehn Prozent gaben an, ganz allgemein Vorbehalte gegenüber Kartenzahlungen zu haben. Wiederum zehn Prozent haben keinen Bargeldbedarf (das müssen aber wohl unterschiedliche zehn Prozent sein). Auch die Anzahl alternativer Geldbeschaffungsmöglichkeiten scheint eine Rolle zu spielen. Denn mit gerade einmal sechs Prozent greifen Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken am seltensten auf die Ladenkasse zurück, bei den Direktbankkunden nutzen immerhin 17 Prozent den Service.

Die Anbieter sollten sich also nicht entmutigen lassen. Auch wenn Cash-Back nicht zu einem spontanen Erfolgsmodell geworden ist, sind die Voraussetzungen günstig. Denn es ist eine der gesuchten Möglichkeiten, den bislang in Deutschland praktizierten Vierklang aus Verbrauchern, Händlern, Banken und Bundesbank im Bargeldhandling zu durchbrechen und so die Vorgaben des Zahlungsdienstausgleichsgesetzes (ZAG) ein Stück weit zu erfüllen. Die Zurückhaltung der Verbraucher ist natürlich immer wieder auch von Negativ-Schlagzeilen geprägt, was den Diebstahl von Kartendaten und Ähnlichem angeht und Datensicherheit ist in Zeiten von NSA-Skandalen natürlich ein besonders heikles Thema. Keine Hilfe ist sicherlich die vor allem angelsächsisch motivierte Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Bargeld allgemein, denn die führt eher zu einem Festklammern an Münzen und Scheinen denn zu einem Umstieg auf alternative elektronische Zahlungssysteme. Aus diesen Diskussionen hält sich die Bundesbank bislang kluger- und richtigerweise heraus.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X