Ausland

Interview mit Rainer Schamberger - Payment Services Austria: Dienstleister in einem gesättigten Markt

Was ist der Grund für die mit 1. Juli 2012 realisierte Neustrukturierung im österreichischen Kartengeschäft?

Um den dynamischen Änderungen des Kartenmarktes zu entsprechen, haben die österreichischen Banken eine Strukturveränderung bei ihrem Tochterunternehmen Pay-Life Bank vorgenommen. Das beinhaltet einerseits die Herauslösung von zwei Geschäftsfeldern - der Unterstützung der Banken bei der Ausgabe von Debitkarten und der Betrieb des Bankomat-Geldausgabeautomatensystems - aus der Pay-Life Bank in die neugegründete PSA Payment Services Austria und andererseits mit der Absicht einiger Gesellschafter verbunden, die über eine Mehrheit der Anteile an der Pay-Life Bank verfügen, ihre Anteile zu veräußern, verbunden.

Zuerst zum österreichischen Bankomatsystem. Wie viele Geldautomaten hat dieses System derzeit?

Mit Stand Ende Juni 2012 sind 7 733 Geldausgabeautomaten im System, womit für Österreich eine Vollabdeckung sichergestellt ist.

Wie verteilen sich diese 7 733 Geldausgabeautomaten auf die zwei Typen von in Österreich üblichen Geldausgabeautomaten?

1 522 Geldausgabeautomaten vom Typ A sind direkt an das Rechenzentrum der PSA und 6 211 Geldausgabeautomaten vom Typ B indirekt über das Rechenzentrum der Bank an die PSA angebunden.

Wird es weiterhin diese zwei GAA-Typen geben?

Aufgrund der exzellenten Annahme dieses Systems mit zwei Typen durch die in- und ausländischen Nutzer und die österreichischen Banken ist an keine Änderung des Status quo gedacht.

Welche Kartentypen werden an den Geldautomaten akzeptiert?

An allen Geldausgabeautomaten des Bankomatsystems wird die ganze Palette an Kartenprodukten angefangen von Mastercard, Mastercard Electronic, Maestro, Cirrus über Visa, V-Pay, Visa Electron, Plus bis zu Union Pay, JCB, American Express, Diners Club, Eufiserv und Girocard zum Bargeldbezug akzeptiert.

Wie viele Bezugstransaktionen mit welchem Betragsvolumen erwarten Sie für 2012?

Für 2012 erwarten wir rund 132 Millionen Bargeldbezugstransaktionen über 16,2 Milliarden Euro. Das bedeutet bei den Transaktionen ein Mehr von rund drei Prozent und beim Bezugsvolumen eine Steigerung von etwa 0,5 Prozent, wobei zu beachten ist, dass hier eine Verschiebung zu Typ B-Geräten gegeben ist.

Wie hoch ist da der Anteil ausländischer Karteninhaber?

Etwa acht Prozent der Bargeldbezüge und des Betragsvolumens machen ausländische Karteninhaber. Davon sind aufgrund der Bedeutung der Deutschen im Tourismus in Österreich knapp unter 40 Prozent die der deutschen Karteninhaber.

Wie sehen Sie angesichts des Trends zu bargeldlosen Zahlungen die Entwicklung des Bargeldbezugs an Geldausgabeautomaten?

Angesichts des Vordringens bargeldloser Zahlungen - künftig auch mit noch einzuführenden Innovationen - gehen wir davon aus, dass sowohl die Transaktionsanzahl als auch das Bezugsvolumen künftig nur mehr moderat steigen oder aber auf hohem Niveau stagnieren wird.

Welche weiteren Funktionen haben die Geldautomaten des Bankomatsystems beziehungsweise werden sie künftig zusätzlich haben?

An den Geldausgabeautomaten des Bankomatsystems ist es derzeit möglich, Quick, die österreichische elektronische Geldbörse, und alle Prepaid-Handys aufzuladen. Darüber hinaus werden die Themen Werbung, Dynamic Currency Conversion (DCC) und Ticketing derzeit analysiert, ob es vom Markt her und betriebswirtschaftlich Sinn macht, dies umzusetzen.

Können die Geldautomaten heute als sicher gegen das Ausspähen von Daten angesehen werden?

Die Formen der Attacken auf Geldausgabeautomaten sind bekannt. Es wurden vor Ort alle Vorkehrungen getroffen. Dazu gibt es eine spezielle Beobachtung, um rechtzeitig Attacken zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Nun zur Debitkartenentwicklung: In Österreich sind alle von Banken ausgegebenen Debitkarten Maestro Karten - ist daran gedacht, auch V-Pay-Karten auszugeben?

Aufgrund der historischen Debitkartenentwicklung, die von der eurocheque-Karte ausgegangen ist, sind heute alle österreichischen Debitkarten Maestro Karten, die als Maestro Bankomatkarten bezeichnet wer-den. Sofern es der Wunsch der Banken sein sollte, wird auch die Ausgabe von anderen Debitkartenbrands unterstützt werden, sodass auch V-Pay-Bankomatkarten denkbar sind.

Wie viele Maestro-Bankomatkarten gibt es derzeit?

Derzeit gibt es mehr als 8,25 Millionen Maestro Bankomatkarten. Das sind mehr ausgegebene Karten als es Österreicher gibt. Damit ist eine Vollabdeckung gegeben. Ein Expansionsspielraum ist hier nicht gegeben, wenn man von Zweitkarten absieht.

Wie viele Zahlungs- und wie viele Bargeldbezugstransaktionen mit welchem Zahlungs- und welchem Bargeldbezugsvolumen erwarten Sie für 2012?

Für 2012 erwarten wir mit Maestro Bankomatkarten rund 365 Millionen Zahlungstransaktionen über etwa 17,5 Milliarden Euro. Was den Bargeldbezug mit Maestro-Karten betrifft, so erwarten wir 2012 rund 132 Millionen Transaktionen über etwa 16,2 Milliarden Euro. Davon werden etwa 85 Prozent von Österreichern in Österreich und rund 15 Prozent von Österreichern im Ausland getätigt.

Welche Entwicklung sehen Sie für die Zahlungstransaktionen? Wird das zulasten der Bargeldbezugstransaktionen gehen?

Das große Wachstumspotenzial liegt sicher bei den Zahlungstransaktionen. Bargeld wird es immer geben, aber das künftige Zahlen wird deutlich mehr "cashless" sein, als es derzeit ist.

Planen Sie neben Quick, der österreichischen elektronischen Geldbörse, weitere Zusatzfunktionen für die Maestro Bankomatkarte und/ oder haben Sie andere Innovationen in petto?

Seit 1996 ist Quick auf der Maestro Bankomatkarte. Daneben gibt es auf der Maestro Bankomatkarte die "Stammkundenfunktion" und das Alterskenn zeichen zum "Öffnen" von Zigaretten automaten.

Wir möchten grundsätzlich den Banken eine flexiblere Produktgestaltung mit individuellen Wahlmöglichkeiten analog einer "Toolbox" anbieten. Eines der nächsten Features wird "kontaktlos" sein, wobei hier ein Zusammenwirken der Beteiligten notwendig sein wird, um eine Flächendeckung erreichen zu können.

Wie ist die Sicherheit für Karteninhaber bei betrügerischem Einsatz ihrer Maestro Bankomatkarten nach erfolgter Datenausspähung?

Parallel zum Monitoring der eigenen Automaten nehmen wir auch eine Beobachtung der aus dem Ausland eintreffenden Autorisierungen vor, um rechtzeitig Attacken zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten. In derartigen Fällen werden die Karteninhaber schadlos gehalten. Erwähnt werden soll hier auch, dass der EMV-Chip eine wesentliche Verbesserung der Risikolage gebracht hat.

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