Handel

"Die Kosten dürften nicht höher sein als beim Mischverfahren"

Wie sieht der Mix der verschiedenen Zahlungsverfahren bei Tengelmann aus? Zurzeit können die Kunden bei uns bar, per ec- oder Kreditkarte bezahlen. Der Anteil des bargeldlosen Zahlungsverkehrs vom Gesamtumsatz liegt bei knapp 20 Prozent. Der Anteil des PIN-Verfahrens am gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr liegt bei etwa 10 bis 15 Prozent (Mischverfahren). Der Anteil der Kreditkartenzahlungen liegt bei knapp 2,5 Prozent. Welche Debitverfahren werden genutzt? Seit Januar 2010 haben wir zusätzlich zum ELV-Verfahren auch das PIN-Verfahren bei uns eingeführt. Wir setzen zurzeit ein Mischverfahren aus ELV über einen Netzbetreiber (Intercard) und Girocard ein. Neben den eindeutigen Kostenvorteilen des Mischverfahrens sind auch die deutlich geringeren Ablehnquoten am PoS ein zusätzlicher Vorteil dieses Verfahrens. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Möglichkeit, bei Filial-Offline-Zeiten, Ausfall des Netzes oder der Authorisierungsrechenzentren unseren Kunden weiterhin bar geldloses Bezahlen anbieten zu können. Die Chipkartenpanne zu Jahresbeginn war für uns somit kein Problem. Wie sind die Erfahrungen mit ELV und dem Thema Rücklastschriften? Rücklastschriften im Zusammenhang mit dem ELV-Verfahren sind sicherlich ein Thema. In Zusammenarbeit mit unserem Netzbetreiber wurde hier jedoch in den letzten Jahren durch intelligente Systeme und Prüfverfahren eine Reduzierung er reicht. Nicht zuletzt war hierbei die Einführung des Mischverfahrens ein großer Schritt in Richtung Reduzierung der Rücklastschriften. Wie steht die Unternehmensgruppe Tengelmann zu ELV vor dem Hintergrund von Sepa? Ist der Wechsel auf das Girocard-Verfahren geplant? Aus unserer Sicht ist wegen Sepa kein kompletter Wechsel auf das Girocard-Verfahren notwendig und sinnvoll. Wir erwarten und hoffen, dass die Bestrebungen des Lastschrift-Forums erfolgreich sein werden. Ein kompletter Wechsel zu Girocard würde aus unserer Sicht eine massive Kostener höhung bedeuten. Was wären die Vorraussetzungen für die Entscheidung zur Umstellung auf das reine Chip & PIN-Verfahren? Eine deutlich attraktivere Preispolitik seitens der Betreiber. Wie bewerten Sie die Vorstöße zur Neugestaltung der Preispolitik bei Zahlungen mit Debitkarte? Was dürfte die Zahlungsgarantie als separat bepreiste Leistung kosten, damit das neue Preismodell, wie es der DSGV vor gestellt hat, aus Ihrer Sicht interessant wäre? Das Modell des DSGV könnte eine interessante Alternative zum ELV-Verfahren sein, wobei die Kosten insgesamt nicht höher sein dürften, als sie es beim jetzigen "Mischverfahren" (PIN/ELV) sind. Die Zahlungsgarantie als separat bepreiste Leistung stünde dann im direkten Wettbewerb zum Forderungsankauf durch den Netzbetreiber. Allerdings kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass sich dieses aufgrund der sehr heterogenen Bankenstruktur erfolgreich realisieren lässt. Die Unternehmensgruppe Tengelmann hat sich mit der Kreditkartenakzeptanz lange zurückgehalten. Warum? Und warum akzeptieren Sie jetzt Kreditkarten? Bereits seit einem längeren Zeitraum haben wir in unseren Supermärkten Kaiser´s Tengelmann Visa und Mastercard Kreditkarten im Rahmen eines Pilotversuchs akzeptiert. Im Vordergrund für eine endgültige Entscheidung zur flächendeckenden Akzeptanz standen dabei zunächst die Kosten. Da wir aber mit zunehmender Dauer festgestellt haben, dass sich hier der Durchschnittsbon über dem der ec-Karte bewegt, und wir uns grundsätzlich als kunden- und serviceorientierten Supermarktbetreiber sehen, haben wir dann Anfang des Jahres entschieden, ab dem Ostergeschäft 2010 in allen Filialen unseren Kunden die Akzeptanz ihrer Kreditkarten von Visa über Mastercard bis hin zu "American Express" zu ermöglichen. Wir erwarten einen Anteil am Gesamtumsatz von etwa einem Prozent. Sind Sie an Cash Back interessiert? Über welches Zahlungsverfahren könnten Sie sich die Abwicklung am ehesten vorstellen? Ja, wir wären an "Cash Back" interessiert. Grundsätzlich sind wir sehr daran interessiert, den Bargeldumlaufprozess (von der Beschaffung, dem Eingang, der Wertstellung und der Ausgabe/Entsorgung) weiter zu optimieren (Cash Cycle). Technisch würden wir Cash Back zunächst über das PIN-Verfahren abwickeln, könnten uns aber durchaus auch vorstellen, sobald hier die Freigabe beziehungsweise die Markteinführung erfolgt ist, Kreditkarten zu akzeptieren. Stichwort Bargeldlogistik: Was kommt auf Tengelmann zu, wenn die Bundesbank ab Januar 2011 Münzen nur noch im Normcontainer annimmt/abgibt? Wie sieht das Lösungskonzept des Unternehmens heute aus? Sicherlich ist auf den ersten Blick mit einer Kostenerhöhung zu rechnen, aber wir arbeiten gemeinsam mit unserem Werttransportunternehmen an einer intelligenten Lösung, die für beide Seiten vertretbar ist. Welchen Aufwand verursacht die Umstellung auf TA 7.0? Wie weit sind Sie damit gekommen? Bei der Einführung des Mischverfahrens und der damit verbundenen Systemumstellung, wurden alle Filialen von Kaiser´s Tengelmann mit TA 7.0-fähigen Terminals ausgestattet. Hierdurch hielt sich der finanzielle Aufwand in Grenzen. Stichwort Sepa: Wie bewerten Sie Sepa aus Händlersicht? Das Thema Sepa ist aus unserer Sicht vor allem politisch getrieben. In der Tat stellen die Sepa-Zahlungsverkehrsinstrumente, insbesondere "Sepa-Direct-Debit", eine deutliche Kostenerhöhung gegenüber dem heutigen deutschen Lastschriftverfahren dar. Darüber hinaus ist bislang keine Ver einheitlichung des Kartenzahlungsverkehrs im Sepa-Raum erkennbar. Es sollte allen beteiligten Parteien bewusst sein, dass elektronischer Zahlungsverkehr ein Kundenservice ist, der es verdient hat, zum einen sicher, aber auch gleichzeitig von der Kostenseite her verbraucher- und händlerfreundlich zu sein.

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