Blickpunkte

Produktpolitik Per Konsum zur Rente?

Das Argument, nicht über genug Mittel zu verfügen, ist eines der wichtigsten Argumente, mit denen die Verbraucher in Deutschland ihre vergleichsweise geringen Rücklagen für die private Altersvorsorge begründen. Zum Konsumverzicht sind viele nicht bereit. Dieses Dilemma zu lösen, verspricht die von Arag und Rheinland Versicherungsgruppe angebotene Deutschland Rente, die mit vergleichsweise günstigen Mindestbeiträgen ab 19,90 Euro lockt. Ergänzend wird eine von der Santander Consumer Bank AG, Mönchengladbach, herausgegebene "Deutschland Rente Card" angeboten, die mit dem Schlagwort "Shoppen für die Rente" beworben wird. Denn das damit verbundene Bonusprogramm verspricht die Aufstockung des Rentenkontos. Dabei werden 0,5 Prozent der Kartenumsätze dem Beitragskonto gutgeschrieben. Bei einer Jahresgebühr von fünf Euro ab dem dritten Jahr (in den ersten beiden Jahren ist die Karte kostenlos) lohnt sich das für den Karteninhaber ab einem Jahresumsatz von 1 000 Euro, also für einen vergleichsweise hohen Anteil der Kunden. Schließlich beträgt der statistische Durschnittsumsatz pro Karte und Jahr mehr als das Doppelte. Neu ist das Konzept nicht: Bereits im Oktober 2005 hatte das BHW die vergleichbar konzipierte "BHW Renten Card" auf den Markt gebracht (siehe cards Karten cartes 4/2005, Seite 6) - allerdings mit einer deutlich höheren Jahresgebühr von 20 Euro.

Mit fünf Euro ab dem dritten Jahr ist das Produkt von Santander Consumer hier sicher attraktiver. Wenn Arag-Vorstandsmitglied Hanno Petersen sich zitieren lässt, man wolle zeigen "dass Altersvor sorge nicht Konsumverzicht bedeuten muss", ist dies gleichwohl sicher zu hoch gegriffen. Schließlich kommen bei einem Umsatz von etwa 2 500 Euro pro Jahr durch ein solches Bonusprogramm nur etwa 13 Euro zusätzlicher Beitrag für die Altersvorsorge zusammen. Selbst wenn bei Partnerunternehmen, die für Kaufvorgänge auf der Internet-Plattform www. deutschland-rente.de teilweise bis zu zehn Prozent des Umsatzes gutschreiben, der Zusatzbeitrag noch aufgestockt wird, bleibt die Hebelwirkung auf die spätere Rentenzahlung doch sicher geringer, als er mit Konsumverzicht zugunsten regelmäßiger Sparbeiträge zu erreichen wäre.

Unter dem Strich ist die Deutschland-Rente mit der zugehörigen Mastercard vermutlich ein Produkt, das sich vor allem für solche Zielgruppen eignet, die sich Konsum und Altersvorsorge leisten können - also eine interessante Klientel. Dass die Deutschland-Rente ab dem 27. März drei Wochen lang über den Discounter Plus vertrieben wurde, muss dazu kein Wider spruch sein - schließlich sind die Dis-counter-Kunden längst in allen Bevölkerungsschichten vertreten. Grundsätzlich bewährt hat sich der Vertrieb über den Discount-Kanal bereits. Der Verkaufserfolg der "Super Mastercard" über Lidl hatte trotz eher warnender Bewertung in den Medien mit 150 000 Karten in zwei Wochen die Erwartungen der Santander Consumer Bank übertroffen. Ob der Absatz diesmal genauso groß wird, ist sicher fraglich - schließlich sind Vorsorgeprodukte nicht unbedingt Selbstläufer. Und dennoch: Der vergleichsweise günstige Mindestbeitrag mag manche locken. Und ein Kreditkarten-Bonusprogramm, mit dem sich eine - wenn auch noch so bescheidene - Aufstockung der Rente erreichen lässt, kann dabei durchaus ein Extra-Zugpferd sein. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X