Blickpunkte

Sicherheit - Cash-Trapping statt Skimming

Endlich, so scheint es, hat die Kreditwirtschaft die Skimming-Problematik einiger maßen im Griff. Seit 2009 sind die Fraud-Verluste an Geldautomaten rückläufig, so das European ATM Security Team (EAST), Edinburgh. 2011 belief sich der Rückgang auf 13 Prozent - exakt der Wert, um den auch die Skimming-bedingten Verluste sanken. Hier macht sich die EMV-Technologie bemerkbar, ebenso wie verbessertes Fraud-Monitoring und Maßnahmen wie das Geo-Blocking, das den Einsatz von Kartendubletten in den typischen Fraud-Ländern (allen voran den USA) aushebelt.

In dem Maße aber, wie das Skimming weniger lohnend wird, hat die kriminelle Szene schon eine Alternative entdeckt: das sogenannte Cash-Trapping. Dabei werden nicht Kartendaten und PIN ausgespäht, um Kartendubletten herzustellen, mit denen dann Konten abgeräumt wer den können, sofern keine Gegenmaßnahmen greifen. Sondern die Geldautomaten werden so manipuliert, dass bei "echten", vom Karteninhaber autorisierten Transaktionen das ausgezahlte Bargeld abgefangen wird - um es zu entnehmen, wenn der Kunde das Gerät verlassen hat. Während im Jahr 2011 die Zahl der Skim-ming-Fälle um 26 Prozent zurückging, explodierten die Fallzahlen beim Cash-Trapping von 240 im Jahr 2010 auf 10808 Fälle im abgelaufenen Jahr 2011.

Von einem weiteren Anstieg wird wohl auszugehen sei. Nicht nur, weil Skimming als "Geschäftsmodell" durch die verschiedenen Gegenmaßnahmen offenbar immer unattraktiver wird. Sondern das Verfahren scheint für die Täter auch einfacher. Am Gerät brauchen sie nur eine statt zwei technische Komponenten, nämlich den Vorbau, mit dem das Bargeld zurückgehalten wird. Auch sparen sie sich die Herstellung von Kartendubletten, die sich dann möglicherweise - etwa aufgrund von Geo-Blocking - letztlich doch als nutzlos erweisen. Und sie erhalten sofort Bargeld - in jedem Land der Welt.

Die Kreditwirtschaft dürfte also vermutlich gut daran tun, sich auf eine Zunahme des Cash-Trapping einzustellen. Das betrifft zum einen die Hardware der Geldautomaten, die möglichst so zu gestalten ist, dass entsprechende "Vorbauten" zum Abfangen des Bargelds schwer oder gar nicht zu montieren sind. Denkbar wäre aber auch die Einrichtung von SOS-Ser vicenummern, bei denen sich Verbraucher sofort melden können, wenn der Automat kein Bargeld auszahlt. Wenn es gelingt, auch außerhalb der Banköffnungszeiten zeitnah einen Techniker zum Ort des Geschehens zu schicken, ehe der Kunde den Geldautomaten verlässt (und damit dem Täter Gelegenheit gibt, die Banknoten an sich zu nehmen), dann wäre das vielleicht der beste Schutz vor der neuen Art der GAA-Manipulation. Zur Einrichtung eines solchen "Notdienstes" wären aber vermutlich institutsübergreifende Kooperationen vor Ort erforderlich. Red.

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