Firmenkarten

Neues Preismodell bei Airplus

Die Eckpunkte der EU-Regulierung des Kartengeschäfts, die wohl gegen Ende dieses Jahres in Kraft treten werden, haben bei der Lufthansa Airplus Servicekarten GmbH, Neu-Isenburg, für Aufatmen gesorgt. Denn mit der Ausklammerung der Firmenkarten von der Interchange-Kappung ist zumindest die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber American Express gesichert.

Eine Kröte gibt es freilich dennoch zu schlucken, wie es Geschäftsführer Patrick Diemer formuliert. Denn diese Freistellung für die Commercial Cards gilt nur für solche Karten, die direkt über ein Firmenkonto laufen. Und das entspricht in Kontinentaleuropa nicht dem gängigen Standard. Bei Airplus trifft es nur auf 17 Prozent der europäischen Umsätze zu. Und selbst in Großbritannien liegt der Anteil nur bei rund 50 Prozent. Beim Rest sind Privatkonten der Mitarbeiter bei der Abrechnung zwischengeschaltet, womit die Karten rechtlich als Privatkarten behandelt werden. Für den Emittenten von Commercial Cards heißt das: Die große Mehrheit der Umsätze ist von der Interchange-Deckelung betroffen.

Airplus reagiert darauf mit einem neuen Preismodell. Corporate Cards gibt es künftig in zwei Varianten: als "Corporate Pay" und als "Indvidual Pay".

- Bei Corporate Pay laufen alle Transaktionen direkt über ein Firmenkonto. Regulatorisch sind die Karten somit Commercial Cards, für die die Interchange-Regulierung nicht gilt. Das Interbankenentgelt bleibt also bei etwa 1,6 bis 1,7 Prozent. Und damit muss sich auch am Kartenpreis nichts ändern.

- Individual Pay sind all jene Karten, bei denen die Abrechnung zunächst über ein Privatkonto läuft - regulatorisch also Privatkarten, die dem Interchange-Deckel bei 0,3 Prozent unterliegen. Die dadurch wegfallenden rund 1,3 Prozent wird Airplus in Form eines umsatzabhängigen Entgelts, dessen Details noch nicht feststehen, dem Kunden belasten. Das macht diese Karte vergleichsweise teuer. Gleichwohl wurde gerade diese Variante auf Kundenwunsch hin entwickelt.

Dass es zumindest bei den großen Unternehmen keine Akzeptanz für das Modell Corporate Pay gibt, erklärt Airplus damit, dass die Unternehmen sich scheuen, dafür ihre internen Prozesse anzupassen. Doch es ist nicht nur dieser Aufwand, der die Variante Individual Pay für Kunden interessant machen könnte. Auch das Thema Surcharging mag dabei eine Rolle spielen.

Für nichtregulierte Karten nämlich und damit für solche Firmenkarten, die künftig auch rechtlich als solche gelten (also die Variante Corporate Pay), soll Akzeptanten gemäß PSD II das Surcharging erlaubt sein. Bei regulierten Karten hingegen ist das Surcharging untersagt - mithin also auch für die Variante "Individual Pay", die damit die erste Surcharging-freie Firmenkarte am Markt sein wird.

In Abhängigkeit von der Anzahl der Transaktionen, die vom Kartenakzeptanten mit einem Surch arging belegt werden, kann sich somit für die Unternehmen möglicherweise ein Business Case ergeben - dann nämlich, wenn die ersparten Transaktionsentgelte bei den Akzeptanten das umsatzabhängige Entgelt an den Emittenten übersteigen. Ob und für wen sich das rechnet, wird aber ganz wesentlich davon abhängen, wie sich der Markt im Hinblick auf das Surcharging entwickeln wird.

Eine Prognose darüber, für welche der beiden Preismodelle sich welcher Anteil der Kunden entscheiden wird, wagt Airplus zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Patrick Diemer rechnet - ausdrücklich seine ganz persönliche Meinung - jedoch mit einer Migration in Richtung Corporate Pay. Aus Sicht des Emittenten dürfte es ertragsmäßig letztlich keine große Rolle spielen, in welche Richtung sich die Präferenz der Unternehmen entwickelt.

Bei den Privatkarten hatte Airplus bereits im vergangenen Jahr im Vorgriff auf die Interchange-Regulierung die Kartenpreise angehoben und ist damit offenbar auf Verständnis gestoßen. Nennenswerte negative Kundenreaktionen darauf gab es nach Angabe des Unternehmens nicht. Red.

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