Bilanzen

Bilanzvergleich der Bausparkassen 2010: wieder auf Wachstum eingestellt

Wohneigentum gehört für die Deutschen zu den drei wichtigsten Sparzielen und immer mehr legen dafür Geld zurück. Im Sommer 2011 gaben immerhin schon 50,6 Prozent der von TNS Infratest im Auftrag der privaten Bausparkassen befragten Bundesbürger an, für den Erwerb oder die Renovierung des Eigenheims zu sparen. Davon profitiert auch das Bausparen, dessen Beliebtheit ungebrochen ist, wie einerseits das wachsende Neugeschäft und andererseits die steigenden Spargeldeingänge belegen. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 1,7 Millionen Bausparverträge neu abgeschlossen. Das sind knapp 100000 Stück mehr als im ersten Halbjahr 2010 beziehungsweise 6,1 Prozent. Gemessen an der Bausparsumme legte das Brutto-Neugeschäft sogar von 44,60 Milliarden Euro auf 50,12 Milliarden Euro zu - also um stolze 12,4 Prozent.

Davon entfielen 1,019 Millionen Abschlüsse respektive 60 Prozent auf die 13 privaten Bausparkassen, die damit um 5,4 Prozent zulegten. Hierbei steigerten sie das Bausparvolumen von 27,96 Milliarden Euro sogar um 14,7 Prozent auf 32,05 Milliarden Euro und vereinten damit einen Marktanteil von 64 Prozent auf sich. Rund 73000 oder knapp 7,2 Prozent der von den privaten Bausparkassen neu abgeschlossenen Verträge erfüllten die Kriterien der staatlichen Altersvorsorgeförderung, womit das Niveau der ersten Jahreshälfte 2010 mit 97000 Abschlüssen um fast ein Viertel verfehlt wurde. Die Bausparsumme der Wohn-Riester-Abschlüsse ging von 3,3 Milliarden Euro um 15Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zurück.

Die zehn regional aufgestellten Landesbausparkassen weiteten ihren Neuabsatz im Halbjahresvergleich mit 7,1 Prozent von 635000 auf 681000 Bausparverträge stärker aus als die privaten Institute. Bezüglich der Bausparsumme übertrafen sie mit 18,07 Milliarden Euro die erste Hälfte des Vorjahres um 8,6 Prozent. Bereits seit Einführung von Wohn-Riester im November 2008 forcieren die öffentlichen Bausparkassen dessen Vertrieb. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres vermittelten sie insgesamt 83000 Altersvorsorgeverträge. Das entspricht gegenüber der Vergleichsperiode von 2010 einem Plus von 8,6 Prozent. Dabei wuchs die Bausparsumme von rund 2,5 Milliarden Euro um 11,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Damit setzt die Branche ihre positive Entwicklung aus dem Vorjahr fort, nachdem sie im Jahr 2009 aufgrund von Vorzieheffekten einen zweistelligen Absatzrückgang verbucht hatte. 2010 wuchs das Netto-Neugeschäft gemessen an der Bausparsumme um immerhin 5,5 Prozent, sodass die Bausparkassen zum Jahresende knapp 29 Millionen Bausparverträge mit einem Volumen von 780,6 Milliarden Euro betreuten. Das ist zwar eine Million weniger Policen als 2009, doch steht dahinter eine um 2,25 Prozent höhere Bausparsumme. Während die LBS insgesamt leicht Marktanteile gewonnen hat, baute vor allem Wüstenrot seine Marktposition im Wesentlichen durch den Zukauf der Allianz Dresdner Bauspar AG und der Vereinsbank Victoria Bauspar AG einschließlich deren Vertriebskanälen aus. Auch das größte Einzelinstitut, die zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörende Bausparkasse Schwäbisch Hall, erweiterte ihren hohen Marktanteil auf 28,56 Prozent.

Bemerkenswert sind die Marktanteilsverteilungen zwischen dem Bausparneugeschäft und dem Darlehensneugeschäft. Während die Reihenfolge bei den neu abgeschlossenen Bausparverträgen unverändert LBS vor Schwäbisch Hall, BHW und Wüstenrot lautet, verschieben sich die Anteile bei der Darlehensvergabe teilweise deutlich. So können zwar LBS und Schwäbisch Hall ihre Positionen bei den Kollektivdarlehen halten, doch Wüstenrot wächst hier deutlich und rangierte 2010 schon vor dem BHW. Im außerkollektiven Darlehensgeschäft zeigt sich dagegen eine deutliche Dominanz des BHW, gefolgt von Schwäbisch Hall, die 2010 sogar die LBS überholte. Auch Wüstenrot steigerte den Marktanteil.

Im Vertrieb nutzen die Bausparkassen unterschiedliche Konzepte. Sowohl angestellte Vertriebsmitarbeiter, freie Handelsvertreter oder Drittvertriebe wie Kreditinstitute, Versicherungen, freie Makler, Bauträger und Internetplattformen kommen zum Einsatz. Daher hat die Redaktion Provisions- und Personalaufwand zusammengefasst und dem Nettoneugeschäft gegenübergestellt. Dabei wird deutlich, dass die Landesbausparkassen im Vertrieb oft günstiger arbeiten als die privaten Bausparkassen. Ein "Ausreißer" ist die Debeka Bausparkasse, deren Außendienst aus eigenen Angestellten besteht und die damit offensichtlich kostengünstiger Neuverträge akquiriert als viele Konkurrenten.

Auch im Vergleich der Profitabilität offenbart sich, dass innerhalb der LBS-Gruppe eine größere Homogenität als unter den privaten Bausparkassen besteht. Dennoch zeigen sich in der gesamten Bausparbranche deutliche Unterschiede zwischen den Instituten. Während Deutsche Bank Bauspar und Debeka Bausparkasse ein deutlich günstigeres Verhältnis von Zins- und Provisionsüberschuss zu den Verwaltungsaufwendungen einschließlich der Sachabschreibungen aufweisen als der Branchendurchschnitt, gehören Wüstenrot und HUK-Coburg zu den Instituten mit dem ungünstigsten Verhältnis. Ein Sonderfall ist hier die Signal Iduna Bausparkasse, die als Dienstleister auch sämtliche Hypothekenfinanzierungen der Versicherungsgesellschaften der Signal Iduna Gruppe verwaltet. Während der dafür anfallende Aufwand in die Personal- und Sachkosten eingeht, wird die Vergütung der Leistungen in den außerordentlichen Erträgen verbucht.

In den Tabellen 1 und 2 wird nach wie vor der Anteil des Zinsüberschusses am Betriebsergebnis für alle Bausparkassen dargestellt, doch verzichtet die Redaktion diesmal auf ein Ranking. Denn es zeigt sich, dass diese Kennzahl auch dann sehr stark steigen kann, wenn der Zinsüberschuss in stärkerem Maße durch Aufwendungen aufgezehrt wird, sodass das Betriebsergebnis sinkt. Ein Beispiel ist Wüstenrot. Hier nahm das Zinsergebnis um 30 Millionen Euro zu, doch aufgrund der Kosten für die Integration zweier Bausparkassen und deren Vertriebe ging das Betriebsergebnis um fast 50 Prozent zurück. Als Resultat weisen beide Bausparkassen rechnerisch den höchsten "relativen" Zinsüberschuss aus. Darüber hinaus ist in den Tabellen 3 und 4 zu beachten, dass der Jahresüberschuss bei einigen Bausparkassen deshalb niedrig oder sogar null sein kann, weil zum Beispiel ein Gewinnabführungsvertrag mit dem jeweiligen Mutterkonzern besteht. L. H.

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