Gespräch des Tages

Basel III und Solvency II - Kompatibilitätsprobleme

Wenn zum Jahresbeginn 2013 Solvency II wirksam wird, dürften sich die Auswirkungen in der Versicherungswirtschaft auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie jene durch Basel II und III in der Bankenbranche. Und genau wie die neuen Eigenkapitalanforderungen im Vorfeld kontrovers diskutiert wurden (und werden), gibt es auch beim EU-Projekt für die Versicherer derzeit noch einige Ungereimtheiten. Dass dabei ein maßgeblicher Punkt gerade die Kreditinstitute betrifft, zeigt einmal mehr, dass die Komplexität und die Vernetzung der Finanzwelt bei den (EU-)Behörden und Gremien oftmals nicht genug Beachtung findet. Beide Zweige sind nämlich an einer entscheidenden Stelle verknüpft: Nach Angaben der EZB halten Versicherer und Pensionsfonds Schuldtitel der europäischen Banken im Wert von rund 500 Milliarden Euro.

Im Rahmen von Basel III sollen Kreditinstitute künftig verstärkt langfristige Papiere ausgeben. Lang laufende Unternehmensanleihen zu halten, so hat man nicht nur bei der Hypovereinsbank ausgerechnet, wird nach 2013 für die Versicherungsbranche allerdings deutlich teurer. Zieht sie sich aus solchen Anlagen zurück, wird die Refinanzierung für die Banken allerdings schwierig. Zwar ist es nicht die Aufgabe der Regulierer, das Wohlbefinden der jeweils anderen Branche sicherzustellen. Dennoch sollte der Blick auf das Gesamtkonstrukt der Finanzindustrie nicht vergessen werden.

Da mit der QIS5 im Rahmen der Versicherer-Regulierung die vermutlich letzte Auswirkungsstudie gerade beendet wurde, gibt es auf Seiten der Ver-sicherungs-Regulierer - Anpassungswillen vorausgesetzt - allenfalls die Möglichkeit, im "laufenden Betrieb" noch Änderungen vorzunehmen. Option zwei ist, die Langfristorientierung in Basel III zu überdenken. Damit wäre allerdings der Grundgedanke einer Verstetigung des Bankgeschäfts geschwächt. Der dritte Weg wäre ein bewusstes Aufbrechen der gegenwärtigen Strukturen. Nun müssen Basel und Brüssel zügig eine (bewusste) Entscheidung treffen. Ungewissheit jedenfalls würde weder der Banken- noch der Versicherungsbranche helfen.

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