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Bücher - Kapitalmarktrecht

Prospekte sind ein wichtiges Instrument am Kapitalmarkt. Einerseits sind sie ein Informationsmedium für den Investor, welches für die Anlageentscheidung relevante Angaben über das Investment selbst und den Emittenten enthält. Zudem dienen Prospekte im Falle von gerichtlichen Auseinandersetzungen zumeist als zentrales Haftungsdokument im Verhältnis zwischen Anleger und Emittenten. Insofern gilt es, Fehler im Prospekt und damit ein latentes Haftungsrisiko für den Emittenten zu vermeiden.

Durch die aufsichtsrechtlich vorgegebenen Mindestangaben wird zwar eine gewisse formale Standardisierung erreicht, die jedoch in der Praxis durch die Vielfalt der Finanzprodukte und Emittenten signifikant relativiert wird. Durch diese Heterogenität, aber auch die unterschiedlichen inhaltlichen Anforderungen, je nachdem ob es sich etwa um Wertpapiere oder geschlossene Fonds handelt, ist das Prospektrecht eine komplexe Materie.

Das Buch von Keunecke liegt inzwischen in der zweiten vollständig überarbeiteten und erweiterten Fassung vor. Es widmet sich dem Problemkreis der Prospekte von verschiedenen Seiten. So werden zum einen die Rechtsgrundlagen (Kapitel I), die speziellen Prospekt- und Angabepflichten sowie Ausnahmen für das öffentliche Angebot von Wertpapieren (Kapitel III), für die Börsenzulassung (Kapitel II - IV), für geschlossene Fonds (Kapitel V) bis hin zu denen nach dem Investmentrecht (Kapitel VI) beziehungsweise für Angebotsunterlagen bei Übernahmen (Kapitel VII) thematisiert. Über die Frage der Erstellung der verschiedenen Prospektarten hinaus werden auch die maßgeblichen Aspekte Prospekthaftung, wie die der bürgerlich-rechtlichen Prospekthaftung (Kapitel VIII) beziehungsweise der deliktischen Haftung (Kapitel IX), abgehandelt.

Hervorzuheben ist neben der Breite der Darstellung über die verschiedensten Prospektarten eine Besonderheit, mit der sich das Werk von Keunecke gegenüber anderen abhebt: Die duale Darstellung der prospektrechtlichen Anforderungen im Zeitablauf. So beschränkt sich Keunecke nicht nur auf die aktuellen Anforderungen - wie bei anderen Autoren üblich - sondern zeigt daneben auch auf, wie die vormals gültigen prospektrechtlichen Anforderungen ausgestaltet waren. Insofern kann das Werk für Rechtsberater ausgesprochen hilfreich sein, insbesondere bei Streitigkeiten im Hinblick auf Altemissionen.

So wird beispielsweise für Wertpapieremissionen die alte Rechtslage vor dem 1. Juli 2005 thematisiert, wie auch die zu diesem Stichtag in Kraft getretenen aktuellen Regelungen. Lobenswert ist ebenso, dass sich der Autor mit dem Prospektprüfungsstandard IDW S4 und den CESR-Recommendations - also Auslegungsempfehlungen des Komitees der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörden - auseinandersetzt, da diese zwar nicht rechtsverbindlich, jedoch von großer Bedeutung für die Praxis sind.

Das Buch scheint prädestiniert zu sein für Emittenten, Rechts- und Emissionsberater, Anlageberater, Mitarbeiter von Banken sowie für Investoren, die sich mit der schwierigen Materie der Prospekte auseinandersetzen wollen oder müssen. Einsteiger finden einen gut strukturierten Überblick über die verschiedenen Prospekterfordernisse, -angabepflichten, Verfahrensabläufe und Haftungsregelungen. Für Sachkenner dürften insbesondere die Ausführungen zu den Auslegungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) interessant sein. Das Buch ist somit einem breiten Publikum zu empfehlen.

Prof. Dr. Lars Jäger, Professor für Investition und Finanzierung (Corporate

Finance), Fachhochschule Worms

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