Gespräch des Tages

Bundesbank - Motivation für die Fläche

Was hat die Bundesbank nach Einführung des Euro und dem Übergang der geldpolitischen Verantwortung auf die Europäische Zentralbank eigentlich noch zu tun? Braucht sie wirklich noch 10000 Mitarbeiter, davon die meisten in den Hauptverwaltungen über die ganze Bundesrepublik verteilt? Es ist durchaus legitim, diese Fragen gerade mit Blick auf die Vertretung der Notenbank in der Fläche zu stellen. Schließlich war es die Bundesbank selbst, die mit ihrer vom früheren Präsidenten Ernst Welteke und dem damaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel nicht unumstrittenen, aber doch vollzogenen Bundesbankreform die Zentralisierung vorantrieb, und mit der Umwidmung der Landeszentralbanken in Hauptverwaltungen ohne Stimme im Direktorium deren Bedeutungsverlust einleitete. Im Zuge der Neuaufstellung des Bundesbank wird es jetzt zu weiteren Einschnitten im Filialnetz und der Beschäftigungsstruktur kommen. Schließlich arbeiten immer noch 28 Prozent der Beschäftigten in den Hauptverwaltungen und 36 Prozent in den Filialen. Durch die sich wandelnden Aufgaben in der Bargeldversorgung und steigende Anforderungen in der Bankenaufsicht und der volkswirtschaftlichen Forschung sind weitere Strukturreformen mit Auswirkungen auf Filialen und Hauptverwaltung schon vorgesehen.

Trotzdem oder gerade deswegen betont Bundesbankpräsident Axel A. Weber gerne die Bedeutung der Präsenz vor Ort. Die neun Hauptverwaltungen samt der angeschlossenen 38 Filialen seien die regionale Verankerung der Notenbank, durch die ihnen obliegende Aufsicht über die Kreditinstitute deren erster Ansprechpartner und übernähmen so in Form regionaler Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Teil der Kommunikationspolitik der Zentralbank. "Trotz des Bedeutungswandels der vormaligen Landeszentralbanken infolge der Bundesbankreform spielt die Hauptverwaltung Frankfurt weiterhin ein wichtige Rolle. Sie hatte und hat nicht nur ein wichtige Beobachterfunktion für den Finanzplatz Frankfurt und seine Entwicklung, sondern ist ein anerkannter Austausch- und Veranstaltungsort für die am Finanzplatz Tätigen. Gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor nunmehr drei Jahren erleben, sind ein gutes Netzwerk und ein nachhaltiges Wirken auch in den Fläche besonders wertvoll", sagte Weber bei der Verabschiedung des langjährigen Präsidenten der Hauptverwaltung Frankfurt, Jürgen Hettinger.

Dabei kommt es natürlich besonders auf die handelnden Menschen an. Ein guter Hauptverwaltungspräsident muss nicht nur gut verdrahtet und stets am Finanzplatz präsent sein, er muss darüber hinaus die Institution Bundesbank am besten schon von frühester Ausbildungsstufe in sich aufgesogen haben, über gute kommunikative Fähigkeiten und eine hohe Sozialkompetenz verfügen, ein hohes Maß an Leistungsfähigkeit und Motivation und natürlich auch eine ordentliche Verbindung zur Zentrale haben. Jürgen Hettinger hat all das und war fast zehn Jahre lang eben jenes Gesicht der Bundesbank - neben dem Direktorium selbstverständlich - am Platz Frankfurt. Dass er nun, nach gut 36 Jahren in Diensten der Bundesbank, seinen Platz durchaus auch ein bisschen erleichtert räumt - wer mag es ihm verdenken. Die Zeiten sind wahrlich bewegt und die anstehende Strukturreform überlässt er sicherlich gerne seinem Nachfolger, dem man angesichts der Fülle der Herausforderungen unbedingt viel Glück wünschen muss.

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