Gespräch des Tages

BVR - Ein gutes Jahr

Die Nachricht mit dem vermeintlich größten Öffentlichkeitsinteresse gleich vorweg: Beim prominenten Sanierungsfall der deutschen Genossenschaftsbanken, der mit derzeit 200 Millionen Euro gestützten Düsseldorfer Apotheker- und Ärztebank (Apobank), kochen derzeit (wohl) keine weiteren Probleme hoch. Zumindest rechnet man beim hauptstädtischen Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken nicht damit. Und auch sonst gab es 2009 zumindest bei den Ortsbanken keinen neuen Sanierungsfall. Dass im vergangenen Spätsommer trotzdem die Beiträge für die Sicherungseinrichtung angehoben wurden, verteidigt die Verbandsspitze erst einmal mit dem Argument, dass dort nun ausreichende Mittel zur Verfügung ständen - für normale Verhältnisse (siehe auch Leitartikel in diesem Heft).

Dank des anhaltenden Sicherheitsbedürfnisses und der lange Zeit herrschenden Unsicherheit der Anleger konnte der Verband auch hinsichtlich der Geschäftszahlen 2009 fast nur Gutes berichten. Allein beim Provisionsergebnis gab es im zurückliegenden Jahr einen - aufgrund der rückläufigen Wertpapierbewegungen branchentypischen - Rückgang von 0,63 auf 0,58 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) zu verzeichnen. Überall sonst konnte man mit genießerischer Bescheidenheit die Zahlen für sich sprechen lassen: So ist der Zinsüberschuss von 2,06 auf 2,25 Prozent der DBS gestiegen, während gleichzeitig die Verwaltungskosten von 2,01 auf 1,98 Prozent der DBS gesenkt wurden. Die Cost Income Ratio verbesserte sich so von 74,7 auf 70,0 Prozent, als mittelfristiger Zielwert werden 65 Prozent skizziert.

Und noch mehr gute Nachrichten: Statt eines negativen Bewertungsergebnisses im Wertpapierbereich von 0,32 Prozent der DBS im Jahr 2008 konnten die 1 156 genossenschaftlichen Primären für die zurückliegende Berichtsperiode ein Plus von 0,2 Prozent der DBS vermelden - ein Umschwung von einem halben Prozentpunkt. Weil die Risikovorsorge im reinen Kreditgeschäft mit 0,24 Prozent der DBS nur leicht über dem Niveau des Vorjahres von 0,22 Prozent lag, wurden die Vorsorgereserven mit 2,4 Milliarden Euro dotiert. Am Ende der GuV stand damit ein Jahresüberschuss von 0,27 nach 0,23 Prozent der DBS, die Kernkapitalquote lag mit 10,7 nach 10,6 Prozent ebenfalls leicht über dem Vorjahresniveau.

Mit Blick nach vorn tut all das gut: Erstens nämlich könnten die Mitgliedsinstitute ihre gestärkten Rücklagen und die aufgestockte Sicherungseinrichtung mitunter schneller benötigen, als ihnen lieb sein kann. Den Grund dafür liefert die Statistik: In der Vergangenheit hat sich klar gezeigt, dass in Phasen nach einer wirtschaftlichen Flaute insbesondere im Mittelstand aufgrund leerer Kassen, leerer Lager und aufgezehrter Reserven mit einem deutlichen Anstieg der Unternehmenspleiten zu rechnen ist. Da eben jene kleinen und mittelgroßen Unternehmen freilich die Kernklientel der Volks- und Raiffeisenbanken darstellen, könnten sich Insolvenzen schnell im Kreditportfolio der Ortsbanken - und jedes anderen in diesem Segment aktiven Instituts - niederschlagen.

Zweitens profitierte die Ergebnisentwicklung deutlich von der Aufwertung von Wertpapieren, deren Wert im Vorjahr heruntergeschrieben worden war. Das ist zwar legitim, aber ein durchaus signifikanter Einmaleffekt. Drittens schließlich konnten die genossenschaftlichen Primären, gleich ihren öffent-lich-rechtlichen Pendants, in gehörigem Maße von den 2009 gegebenen guten Möglichkeiten der Fristentransformation zehren. Auf die beiden letzten Hilfestellungen wird man im kommenden Jahr nicht bauen können. Allein um das Ergebnis 2009 einigermaßen halten zu können, muss es bei den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken also im operativen Geschäft wieder deutlich vorangehen. Doch woher sollen die Erträge kommen?

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