Gespräch des Tages

Corporate Governance - Frauen sind im Kommen

Frauen in Führungspositionen sind deutlich durchsetzungsstärker, überzeugender, einfühlsamer, risikofreudiger, kontaktfreudiger, flexibler und treiben Projekte entschiedener voran. Männliche Führungskräfte dagegen neigen eher dazu, die Machtbefugnisse ihrer Hierarchieebene zu nutzen und in Stresssituationen zu emotional zu reagieren. Das haben verschiedene Studien in den vergangenen Jahren herausgefunden. Darüber hinaus erwirtschaften Firmen mit besonders vielen Frauen in der Führungsriege durchschnittlich 35 Prozent mehr Gewinn, gehören 40 Prozent aller Privatunternehmen in den USA Frauen und gingen Start-ups im High-Tech-Bereich, die Frauen leiteten, seltener Pleite als die von Männern geführten Unternehmen. Kurzum: Weibliche Führungskräfte sind die besseren Manager - zumindest dann, wenn man all diesen Untersuchungen Glauben schenkt. Aber macht das Frauen auch zu besseren Aufsichtsräten?

Dann wären die Ergebnisse der jüngsten Umfrage von PwC eine gute Nachricht. Schließlich ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen seit Anfang des vergangenen Jahres um stolze 36 Prozent gestiegen. Per Ende Mai 2012 sind 91 der 500 Aufsichtsratsmitglieder beziehungsweise 18,2 Prozent weiblich - Anfang 2011 lag die Quote noch bei 13,4 Prozent. Damit sind die Dax-Unternehmen der Empfehlung der Corpo-rate-Governance-Kommission eine Stückchen weiter nachgekommen. Das selbst gesteckte Ziel von durchschnittlich 22 Prozent Frauen in den Kontrollgremien ist damit zwar immer noch nicht erreicht, und auch die politische Erwartungshaltung von einem Anteil von 30 bis 40 Prozent ist noch lange nicht erfüllt, allerdings hat sich PwC zufolge gerade die Anteilseignerseite stark verweiblicht. Von den 24 neu gewählten weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern sind 14 auf der Anteilseignerseite in das Gremium eingezogen, der Frauenanteil hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr verdoppelt.

Und wer glaubt, dass die Finanzbranche, in der Frauen in Führungspositionen rar gesät sind, hier ein Ausnahme darstellen, irrt: Bei der Deutschen Bank sind acht der 20 AR-Mitglieder weiblich, Ziel erfüllt, bei der Commerzbank ist es mit sechs von 20 Kandidatinnen bereits übererfüllt. Nachholbedarf haben Fresenius (keine Frau im AR), K+S, Linde und MN mit jeweils nur einer Aufsichtsrätin und Infineon, EON, Daimler, BASF und Adidas mit jeweils zwei. Sollte der Zusammenhang zwischen weiblichem Anteil und den Gewinnen auch für den Aufsichtsrat gelten, die Banken würde es sicherlich freuen.

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