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Edelacker

Dort, wo einst die Edelleute gezwungenermaßen das Feld bestellten, kultiviert heute der Freyburger Winzer Bernard Pawis seine Reben. Der terrassierte Edelacker befindet sich auf einer Höhe von 150 bis 220 Metern über dem Meeresspiegel. Bei einer Hangneigung von 35 bis 45 Prozent bekommen die Trauben tagsüber sehr viel Sonne. Das wird dadurch unterstützt, dass der helle Boden die Strahlen in die untere Traubenzone reflektiert. Außerdem ist die Hanglage von Sträuchern und Bäumen umschlossen und vor Kaltluftströmungen gut geschützt. Der nordwestlich vorgelagerte Harz bringt die regenreichen atlantischen Tiefdruckgebiete zum Abregnen, bevor sie zum Anbaugebiet Saale-Unstrut gelangen können. So herrscht am Edelacker ein subkontinentales Klima. Der Untergrund des Edelackers ist von Buntsandstein und verwittertem Muschelkalkboden mit hohem Lössanteil geprägt, der am Sockel des Hangs auch Spuren von rotem Keuper zeigt.

Erst zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Edelacker als Einzellage deklariert; seitdem fasst er die bis dahin eigenständigen Lagen Abtei, Haineberg, Schweigen- und Schlossberg zusammen. Bernard Pawis begann im November 1990 als Winzer im Nebenerwerb, hier einen halben Hektar zu bewirtschaften. Die Nachfrage und die positiven Kritiken der Weinkenner waren so gut, dass er 1998 das Weingut seines Vaters übernahm und expandierte. Im Freyburger Ortsteil Zscheiplitz errichtete er neue Wirtschaftsgebäude. Die Anbaufläche ist auf mittlerweile elf Hektar angewachsen.

Bei der Arbeit im Weinberg setzt

Pawis auf bedarfsgerechte Düngung, Humusmehrung und Erosionsschutz durch Begrünung zwischen den Rebzeilen. Die genaue Beobachtung der Vegetation im Weinberg und der behutsame qualitätsorientierte Eingriff sind Erfolgsgaranten für gesunde Trauben mit hohem Aromenpotenzial. Dazu gehören ertragsreduzierende Maßnahmen vom Rebschnitt bis zur selektiven Weinlese. Seine Erträge liegen bei durchschnittlich 55 Hektolitern pro Hektar.

Pawis legt großen Wert darauf, die für das Gebiet typischen Geschmacksbilder der Rebsorten zu erhalten. Seine Weine baut er überwiegend trocken und fruchtbetont aus. In 24 Barriquefässern aus regionaler Trias- Eiche reifen Rot- und Weißweine heran. Eine moderne pneumatische Traubenkelter, gezügelte Gärführung, sorgfältige Schönung und Filtration sowie die individuelle Reife der verschiedenen Weinqualitäten bilden die Garantie für harmonische Weine wie den Edelacker Riesling trocken aus dem Jahr 2006. Sein verführerisches Bukett betört durch einen kühlen und angenehm mineralischen Duft (typisch für den Muschelkalk) mit Anklängen an reife Limonen und Orangen. Am Gaumen ist er dicht und konzentriert, dabei voller Eleganz und Finesse.

Er ist es wert, sich für ihn vor den Pflug spannen zu lassen. Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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