Gespräch des Tages

Genossenschaftsorganisation - Wie eine richtig gute Bank

Ergebnis vor Steuern von 6,649 Milliarden Euro, Anstieg des Zinsüberschusses um neun Prozent, Rückgang der Erträge aus dem Provisionsgeschäft um 2,8 Prozent, Swing im Handelsgeschäft von mehr als drei Milliarden Euro, Senkung des Verwaltungsaufwands um knapp 1,5 Prozent, Risikovorsorge im Kreditgeschäft zwar deutlich gestiegen, aber immer noch bei überschaubaren 0,21 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme, Aufwand-Ertragsrelation bei 63,3 Prozent - und das alles bei einer Bilanzsumme von 681 Milliarden Euro: Eine Bank, die für 2009 in ihrer IFRS-Berichterstattung diese Eckdaten präsentieren darf, gehört zweifellos weltweit in die Spitzengruppe der Kreditwirtschaft. Das gilt erst recht, weil dieses Ergebnis ohne staatliche Unterstützung erwirtschaftet werden konnte.

Vorgelegt worden ist diese höchst ansehnliche Bilanz übrigens in Deutschland. Es handelt sich um den seit 2003 mittlerweile schon zum siebten Mal vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken präsentierten konsolidierten Jahresabschluss des genossenschaftlichen Finanzverbundes. Gemessen an der aggregierten Bilanzsumme im Verbund tragen zu dieser zusammengehörenden Einheit die Volks- und Raiffeisenbanken mit einem Gewicht von 57 Prozent bei, die Konzerne DZ Bank mit 32 Prozent und WGZ Bank mit acht Prozent sowie die Münchner Hypothekenbank mit drei Prozent. Dass das Ergebnis im Berichtsjahr 2009 wieder so deutlich positiv ausfiel - für 2008 musste das konsolidierte Ergebnis vor Steuern noch mit minus zwei Millionen Euro ausgewiesen werden - ist ganz maßgeblich dem Swing im Handelsergebnis und im Ergebnis aus Finanzanlagen zu verdanken, der jeweils gut drei Milliarden Euro ausmachte. Beide Komponenten sind auf Ortsbankenebene weniger prägnant, sondern prägen eher die Ergebnisbeiträge der Zentralinstitute.

Deutliche Spreadeinengungen, so wird die Entwicklung beim Handelsergebnis erklärt, führten zu kräftigen Wertzuwächsen bei von den Zentralbanken gehaltenen Bonds und Schuldscheindarlehen. Und mit Blick auf ein reges Kundengeschäft in Kapitalmarktprodukten werden insbesondere den Zertifikaten und Zinsprodukten wesentliche positive Ergebnisbeiträge zugeschrieben. Somit trägt das Handelsergebnis diesmal einen Gewinn von 1,692 Milliarden Euro zum Gesamtergebnis bei. Das Ergebnis aus Finanzanlagen profitierte von umfangreichen Wertaufholungen bei Anleihen, konnte aber durch Wertberichtigungen bei Asset Backed Securities mit minus 107 Millionen Euro (minus 3,143 Milliarden Euro) noch nicht ganz aus der Verlustzone herausgeführt werden.

Viel weniger dramatisch als befürchtet haben sich auch im Genossenschaftssektor die erforderlichen Wertberichtigungen im Kreditgeschäft niedergeschlagen. Die Risikovorsorge von 2,176 (1,589) Milliarden Euro ist trotz der erheblichen Aufstockung viel weniger als es angesichts des absehbar starken Einbruchs des BIP in die Planungsrechnungen eingestellt worden war. Und im sonstigen Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten (minus 48 nach minus 738 Millionen Euro) entfielen die im Vorjahr zu bildenden bonitätsmäßigen Wertabschläge auf Wertpapiere aus dem Immobiliensegment.

Insgesamt geht es der genossenschaftlichen Bankengruppe also vergleichsweise gut, wenngleich der Durchschnitt nicht auf jedes Einzelinstitut zutreffen muss. Dass der Genossenschaftssektor die öffentlichen Haushalte im Berichtsjahr mit 2,011 Milliarden Euro an Ertragsteuern beglückt hat, wurde gleich mehrfach betont. Vieles klang dabei als Aufforderung an die Politik, die Organisationen in ihren historisch gewachsenen Geschäftsmodellen und Strukturen weiterarbeiten zu lassen und nicht durch gleichmachende Regulierung einzuschnüren.

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