Fragen an Anno Lederer

"Wir sind Vordenker für die Banken"

In welchen Geschäftsfeldern stufen Sie die Qualität der Rechenzentren als besonders wichtigen Wettbewerbsfaktor ein?

Insbesondere die strategische IT-Beratung der Banken durch die Rechenzentrale nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Es geht nicht nur um die Umsetzung der aktuellen und konkreten Anforderungen der Banken und des Marktes. Die Rechenzentren müssen sich heute mehr denn je mit neuen Trends, technologischen Neuerungen, aber auch mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen. Die Aufgabe der Rechenzentralen ist es, sich vo rausschauend mit den Anforderungen der Zukunft zu beschäftigen, Trends zu erkennen und die Banken entsprechend darauf vorzubereiten. Wir sind gewissermaßen Vordenker für die Banken. Nur so können die Banken im Wettbewerb mithalten und anderen vielleicht sogar einen Schritt voraus sein. Der Kunde bestimmt heute, was der Markt braucht - nicht umgekehrt. Daran haben Banken und wir als ihr IT-Dienstleister uns zu orientieren. Und daran misst sich letztlich die Qualität der Rechenzentrale.

In der (genossenschaftlichen) Kreditwirtschaft wird immer wieder die Bedeutung des Online-Abschlusses von Bankgeschäften betont. Wie weit ist Ihr Haus an dieser Stelle?

Der Kunde möchte seine Bankgeschäfte heute möglichst flexibel und mobil erledigen. Das gilt für die ganze Bandbreite des Bankgeschäftes: Ob Kontoinformationen, Überweisungen oder Wertpapiergeschäfte - und zwar möglichst fallabschließend. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir frühzeitig unser Bankenverfahren auf Browsertechnologie umgestellt haben. Bereits heute können Bankkunden viele Vertragsabschlüsse online tätigen. Der besondere Vorteil: Daten, die vom Kunden online eingegeben werden, müssen in der Bank nicht mehr umständlich nachbearbeitet werden. Auch bei der mobilen Kundenberatung profitieren Bank und Kunde von der webbasierten Lösung unseres Bankenverfahrens: Sämtliche Daten stehen online zur Verfügung, und Verträge können fallabschließend vor Ort abgeschlossen werden. Das spart den Banken letztlich viel Zeit und damit auch Kosten. Zur Erarbeitung einer gemeinsamen Internetstrategie der Volksbanken und Raiffeisenbanken arbeiten wie aktuell mit anderen Dienstleistern aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe im Projekt "Web- Erfolg" des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisen banken (BVR) eng zusammen. Ebenso im BVR-Projekt "Beratungsqualität", das einen einheitlichen standardisierten Beratungsprozess in den VR-Banken zum Ziel hat.

Welchen Aufwand verursacht das Einpflegen von regulatorischen Themen, steuerlichen Vorschriften und Vorgaben zum Verbraucherschutz in die Beratungstools Ihres Hauses?

Die gesetzlichen Anforderungen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Jede gesetzliche Änderung zieht eine entsprechende Anpassung in der IT nach sich. In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Anpassungen zum Beispiel im Bereich des Steuerrechts, des Verbraucherschutzes oder auch im Bereich des Zahlungsverkehrs gegeben. Ich denke hier an Themen wie Sepa, an geänderte steuerliche Vorschriften wie zum Beispiel die Besteuerung von Kapitalerträgen, Änderungen im Rechnungs- und Meldewesen. Die Aufwände für die Anpassung der IT haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht und nehmen einen bedeutenden Teil unserer Entwicklungskapazitäten in Anspruch. Dies betrachten wir allerdings nicht nur als Last, sondern auch als Chance. So können wir durch entsprechende technische Unterstützung zum Beispiel bei der Erfüllung des Verbraucherschutzgesetzes die Vertriebskraft der genossenschaftlichen Finanzgruppe stärken.

Welche Anliegen an Ihr Haus sind derzeit den angeschlossenen Volksund Raiffeisenbanken besonders wichtig?

Oberste Priorität bei den Banken hat zurzeit die IT-Kosten-Entlastung. Und damit steht dieses Thema auch bei uns im Fokus. Die Banken sind aktuell einem hohen Wettbewerbs- und Kostendruck ausgesetzt. Wir leisten Unterstützung, indem wir wettbewerbsfähige Lösungen bieten und gleichzeitig bei den IT-Kosten entlasten. Das ist kein Widerspruch, im Gegenteil. Durch die strategische Ausrichtung auf Web- und Browsertechnologien haben wir frühzeitig die richtigen Weichen gestellt: für eine innovative und zukunftssichere IT, die nachhaltig die IT-Kosten für die Banken senkt.

Mit der Weiterentwicklung unseres Bankenverfahrens "Bank-21" zur browserbasierten Lösung "Bank-21 im Web" und die Zentralisierung sowie Standardisierung der heute vor Ort in den Banken betriebenen Anwendungen werden wir in den nächsten Jahren deutliche Einsparungen bei den IT-Kosten für die Banken erreichen. Gleichzeitig wird Bank-21 im Web allen Anforderungen an das moderne Bankgeschäft gerecht. Die IT lässt sich plattformunabhängig nutzen, das heißt: Egal, ob auf dem Laptop, am PC oder auf dem Tablet - der Bankmitarbeiter kann flexibel auf Bank-21 zugreifen und auch von unterwegs oder beim Kunden zu Hause fallabschließend beraten. Bank-21 bietet darüber hinaus bereits heute viele Möglichkeiten, Prozesse zu vereinfachen, neue Geschäftsmodelle umzusetzen und in der Konsequenz auch neue Erlöspotenziale zu generieren.

Sehen Sie die Kreditwirtschaft durch Technikanbieter aus anderen Branchen bedroht? Wenn ja, in welchen Geschäftsfeldern?

Insbesondere im Bereich des Zahlungsverkehrs drängen vermehrt Anbieter aus anderen Branchen auf den Markt. Ich denke hier etwa an Internetkaufhäuser wie Amazon, oder an ebay, die mit ihren Services und Dienstleistungen in die klassische Domäne der Banken eindringen. Diese Tatsache stellt eine große Herausforderung dar. Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und setzen uns aktiv mit Lösungsansätzen auseinander. Beispielsweise veranstalten wir gemeinsam mit Banken dazu auch Workshops in unserem Innovationsforum. Hier sind wir wie bei vielen anderen Themen gemeinsam mit unseren Partnern in der genossenschaftlichen Finanzgruppe am Ball, damit die VR-Banken im Wettbewerb gut aufgestellt sind.

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