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Zentralbanken - Euro-Zahlungsverkehr

Auf ihrer gemeinsamen Konferenz "The future of retail payments - opportunities and challenges" forderten Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) den Finanzdienstleistungssektor zu einer schnelleren Implementierung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (Single Euro Payments Area, Sepa) auf. Gertrude Tumpel-Gugerell, Mitglied des EZB-Direktoriums, und Wolfgang Duchatczek, Vize-Gouverneur der OeNB, betonten beide, dass das Sepa-Projekt nach der Einführung des Euro ein logischer weiterer Schritt sei und dass nur eine rasche Umsetzung von Sepa zur Errichtung eines integrierten und wettbewerbsfähigen europäischen Marktes für bargeldlose Zahlungen in Euro beitragen könne.

Gemeinsames Handeln und verstärkte Bemühungen zur Finalisierung der Umstellung seien vonnöten, so Gertrude Tumpel-Gugerell, da die Migration zu den neuen paneuropäischen Zahlungsinstrumenten der Sepa-Überweisung und der Sepa-Lastschrift - langsamer voranschreite als erwartet. Daher fordert das Eurosystem, konkrete Fristen für diese Migration, und zwar Ende Januar 2013 für Überweisungen und Ende Januar 2014 für Lastschriften.

Man war sich darüber einig, dass die im Sepa angebotenen Zahlungsinstrumente benutzerfreundlich und effizient, aber auch sicher sein müssen und für die Sicherheit des Massenzahlungsverkehrs die Aufsichtsbehörden, Zahlungsdienstleister, der Einzelhandel und die Kunden gemeinsam verantwortlich sind. Zur Reduzierung von Betrugsmöglichkeiten empfiehlt das Eurosystem, im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum Zahlungskarten nur mit Chip und nicht mit Magnetstreifen versehen auszugeben, da Letztere für Betrüger ein leichtes Ziel sind. Gertrude Tumpel-Gugerell wies erneut auf die Notwendigkeit zumindest eines zusätzlichen europäischen Kartensystems hin, dessen Leistungsangebot das der bereits bestehenden internationalen Kartensysteme ergänzen solle. Sie unterstrich zudem die Bedeutung innovativer Zahlungsverkehrslösungen und forderte die Einrichtung europaweit nutzbarer Online-Plattformen für elektronische Zahlungen auf der Grundlage des Online-Banking, sichere Kartenzahlungen im Internet und Zahlungslösungen via Mobiltelefon, die allesamt die Anforderungen der Kunden sowie des Handels erfüllen sollten.

Wolfgang Duchatczek betonte, dass für die Umsetzung eines integrierten Zahlungsverkehrsmarkts gemeinsame, koordinierte Schritte aller Beteiligten auf europäischer Ebene sowie in den einzelnen Sepa Teilnehmerländern erforderlich sind. Er bestätigte, dass bei der Umsetzung von Sepa in Österreich gute Fortschritte erzielt werden und dass fast alle österreichischen Banken in der Lage sind, entsprechende Überweisungen und Lastschriften auszuführen. Außerdem sei Österreich gegenwärtig das Land mit dem größten Anteil an Lastschriften im neuen Sepa-Format, da sich dort eine Reihe großer Unternehmen zu einer frühzeitigen Migration entschlossen haben. Duchatczek sprach sich für die vorgeschlagene EU-Verordnung zur Festlegung eines Endtermins für die Sepa- Migration aus und hob die entscheidende Bedeutung der Kommunikation hervor. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine laufende Informationskampagne der OeNB in allen österreichischen Großstädten, um der Bevölkerung die Implikationen von Sepa näher zu bringen.

Was die Forderung betrifft, ausschließlich auf Chipkarten umzustellen, merkte er an, dass fast alle Kassenterminals und Geldausgabeautomaten in Österreich bereits eine Chip- und PIN-basierte Autorisierung von Kartentransaktionen ermöglichen. Schließlich bestätigte er, dass in Österreich ein Clearinghaus geschaffen werden soll, über das Zahlungen in Zentralbankgeld abgewickelt werden. Dies dürfte nicht nur die vollständige Migration zu Sepa erleichtern, sondern zielt auch darauf ab, durch eine erhebliche Verringerung des Liquiditätsbedarfs und der Kosten der Banken die Sicherheit, Qualität und Effizienz des österreichischen Markts für Interbankzahlungen zu erhöhen. Der neue Clearingdienst wird im November 2011 eingeführt und von Geldservice Austria betrieben, einer öffent-lich-privaten Kooperation zwischen der OeNB und Geschäftsbanken. Über die neue Clearing-Infrastruktur soll ein Großteil der österreichischen Massenzahlungen abgewickelt werden. Angesichts der gemeinsamen Bemühungen sowohl im Bereich der Kunde-Bank-Beziehung als auch in der Bank-Bank-Beziehung geben sich die OeNB und die österreichischen Banken sicher, die anstehenden Herausforderungen eines einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums erfolgreich meistern zu können.

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