Niedrigzinsphase lässt Ergebnisse der Sparkassen 2016 zusammenschmelzen

Die niedrigen Zinsen schlagen mehr und mehr auf die Ergebnisse der deutschen Sparkassen durch. „Wir haben in den letzten Jahren immer wieder vor deutlich zurückgehenden Geschäftsergebnissen gewarnt. Jetzt werden die Effekte der Niedrigzinspolitik überall in Wirtschaft und Gesellschaft sichtbar, auch bei uns. Das Betriebsergebnis vor Bewertung 2016 bei den deutschen Sparkassen liegt zinsbedingt rund 800 Millionen Euro unter dem Vorjahresergebnis. Das ist ein Rückgang um sieben Prozent. Diese Entwicklung wird sich 2017 trotz weiter verbesserter Provisionsüberschüsse fortsetzen. Ganz offen: Die Aufwands-/Ertragsrelation bei den Sparkassen wird in den nächsten drei Jahren wohl auf rund 75 Prozent ansteigen. Verbunden mit allen Herausforderungen, die eine solche Entwicklung für eine Flächenorganisation mit sich bringt“, warnte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon laut Redemanuskript auf einer Bankentagung in Berlin. 2016 lag das Betriebsergebnis vor Bewertung bei 10,8 Milliarden Euro.

Fahrenschon ging zudem hart mit der EZB ins Gericht: „Bei der aktuellen Geldpolitik der EZB können positive Nettorenditen nur noch mit sehr hoher Risikobereitschaft erwirtschaftet werden. Viele unserer Kunden können sich das schlicht nicht leisten. Andere könnten zusätzliche Risiken eingehen, haben aber eben ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Eine Geldpolitik, die diesen Menschen in dieser Lage sagt „Pech gehabt, ihr könntet ja die Kapitalmärkte nutzen“ ist nicht nur zynisch, sondern auch sozial- und gesellschaftspolitisch unverantwortlich – und zwar europaweit. Nun können Sie einwenden, Sozialpolitik sei nicht die Aufgabe der EZB. Ich sage: Eine Umverteilung von unten nach oben, eine Aufblähung volkswirtschaftlicher Risiken, eine Belohnung von Gläubigern zu Lasten von Schuldnern – das alles sind auch keine Aufgaben einer Notenbank. Mich hat die Begründung, man müsse durch expansive Geldpolitik eine Deflation vermeiden, noch nie überzeugt. Der entscheidende Faktor waren doch schon immer die Ölpreise, die bekanntlich nicht in Frankfurt festgesetzt werden. Spätestens die jetzt in ganz Europa ansteigende Inflation entzieht dieser Argumentation die Grundlage. Wir brauchen jetzt nicht neue Definitionen von Inflation. Jetzt kommt die Zeit, wo erste Schritte raus aus der expansiven Geldpolitik notwendig sind – langsam und behutsam.“

Die Weitergabe der negativen Zinsen an die breite Privatkundschaft lehnen die deutschen Sparkassen aber weiterhin ab. „Das hat uns 2016 einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag gekostet. Würden wir in der Breite Negativzinsen einführen, würde das Vertrauen in unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zusätzlich auf eine harte Probe gestellt. Deshalb stemmen wir uns dagegen. Ich hoffe, dass die Geldpolitik so rechtzeitig „die Kurve kriegt“, dass dies nicht eines Tages doch betriebswirtschaftlich zwingend wird“, so Fahrenschon.

Und auch die Bankenaufsicht kam nicht gut weg: „Nun empfiehlt uns die Aufsicht regelmäßig, wir sollten das zinsabhängige Geschäft reduzieren. Das ist leicht – zu leicht – gesagt. Denn es wird kaum gemeint sein, dass sich Sparkassen in internationale Kapitalmarktgeschäfte stürzen oder gar vor allem im Eigenhandel tätig werden sollen.“

Insgesamt ist sich der DSGV-Präsident aber sicher, dass seine Institute all die Herausforderungen meistern werden.

Die komplette Rede des Präsidenten finden Sie als PDF-Dokument im Anhang.

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