Börsennachrichten Ausgabe 6/2016

EU: Clearing für CDS (OTC)

Anfang März 2016 hat die EU-Kommission eine Entscheidung in Form einer delegierten Verordnung zur Umsetzung der Clearingpflicht im Rahmen der Verordnung über europäische Marktinfrastrukturen (EMIR) getroffen. Demnach müssen bestimmte außerbörslich (OTC) gehandelte Kreditderivatekontrakte über zentrale Gegenparteien (CCP) abgerechnet werden. Die Verordnung bezieht sich insbesondere auf bestimmte auf Euro lautende Credit Default Swaps (CDS), an denen einige europäische Unternehmen beteiligt sind. Die Clearingpflicht soll vorbehaltlich der Prüfung durch das Europäische Parlament und den Rat der EU in Kraft treten. Sie wird schrittweise über einen Zeitraum von drei Jahren eingeführt, um kleineren Marktteilnehmern mehr Zeit für die Anpassung zu geben.

Die erste Clearingpflicht für OTC-Zinsswaps wurde am 6. August 2015 angenommen und trat am 21. Dezember 2015 in Kraft. Die Pflicht zum zentralen Clearing ist Bestandteil der als Reaktion auf die Finanzkrise getroffenen Maßnahmen; mit ihrer Einführung sieht die EU-Kommission die Zusage der Staats- und Regierungschefs vom G20-Gipfel 2009 in Pittsburgh eingelöst, die Transparenz zu erhöhen und Risiken zu verringern.

Six: neue Collateral & Repo-Plattform

Die Nachhandelseinheit der Schweizer Finanzmarktinfrastruktur, Six Securities Services, hat ihre neue, vollintegrierte Echtzeit-Repo-Handelsplattform in Betrieb genommen. Das Handelssystem bietet rund 160 nationalen und internationalen Kunden einen zentralen Zugangspunkt zur Liquiditätsbeschaffung in 14 Währungen. Die Handelsplattform löst das vorhandene System komplett ab. CO:RE (Collateral & Repo) soll den Bereich Post-Trading näher an die eigentliche Han delsaktivität heranführen. Es ist die Überwachung der Sicherheiten in Echtzeit möglich. Eine Prognose über einen Projektionszeitraum von fünf Tagen soll die Händler bei deren proaktiven Verwaltung unterstützen.

BME und Deutsche Börse: Infobolsa

Der Aufsichtsrat des spanischen Börsenbetreibers BME hat der Übernahme des Deutsche-Börse-Anteils an Infobolsa S.A. zugestimmt. Durch den Kauf übernimmt BME auch die 100-prozentigen Infobolsa-Tochtergesellschaften Difubolsa - Serviços de Difusão e Informação de Bolsa S.A. und Infobolsa Deutschland GmbH. Zudem wird BME durch die vollständige Übernahme von Infobolsa auch Eigentümer von Open Finance S.L. Bislang hatten BME und die Deutsche Börse jeweils 50 Prozent der Anteile an Infobolsa und ihren Tochtergesellschaften gehalten. Als Kaufpreis zahlt die BME der Deutschen Börse einen Barbetrag von 8,2 Millionen Euro.

BME übernimmt die Anteile mit Blick auf das Geschäftspotenzial von Infobolsa und Open Finance in Spanien und Lateinamerika. Die Transaktion unterstütze das strategische Ziel von BME, seine Präsenz in Lateinamerika vor dem Hintergrund der zunehmend engen Verbindungen zu den dortigen Börsen auszuweiten. Die Deutsche Börse will mit dem Verkauf ihrer Beteiligung an Infobolsa ihren Ansatz eines aktiven Portfoliomanagements als Teil der neuen Unternehmensstrategie "Accelerate" unterstrichen wissen.

Wiener Börse: Xetra

Die Deutsche Börse und die Wiener Börse haben ihren Vertrag für die Nutzung der Handelstechnologie der Deutschen Börse durch die Wiener Börse um weitere sechs Jahre, bis mindestens 2021, verlängert. Auch die Kooperationspartner der Wiener Börse sollen die Handelsinfrastruktur der Deutschen Börse nutzen. Alle künftigen Anpassungen oder Neuerungen der Handelsinfrastruktur der Deutschen Börse sollen parallel auch an der Wiener Börse und ihren Partnerbörsen eingeführt werden. Seit November 1999 basiert der Kassamarkt-Handel der Wiener Börse auf dem Xetra-System. Im Dezember 2010 führte die Wiener Börse diese Technologie auch in Ljubljana ein. Die Börsen in Prag und Budapest nutzen das Handelssystem seit November 2012 beziehungsweise Dezember 2013.

EEX: Ankündigung von OTF-Handelsplätzen

Die Energiebörse EEX hat angekündigt, im zweiten Quartal 2016 zusätzliche Handelsplätze für Strom und Erdgas zu etablieren, die im Einklang mit der Überarbeitung von MiFID II stehen. Letztere wird auch die Rahmenbedingungen für den Handel mit Strom- und Erdgasderivativen verändern. Diese Produkte sollen nunmehr als Finanzinstrumente eingestuft werden. Die Betreiber der Energiebörse halten es für wahrscheinlich, dass viele Commodity-Händler, die Energiederivative an der Börse handeln, daher mit zusätzlichen Anforderungen für den Handel konfrontiert werden.

Die MiFID-II-Richtlinie gibt einen speziellen Rahmen für Strom- und Erdgas-Terminkontrakte vor, die physisch erfüllt werden können und nicht an einer Börse gehandelt werden. Die Möglichkeit, Strom- und Gasderivate künftig auf einer neuen multilateralen Plattform, dem OTF (Organised Trading Facility) zu handeln, soll im Laufe des Jahres 2016 rechtlich auf den Weg gebracht werden. An einem OTF gehandelte physisch erfüllte Kontrakte zählen dann gemäß MiFID II nicht als Finanzinstrumente. Derzeit sind diese Plattformen unter der Bezeichnung "non-MTF" im Markt bekannt, da die Lizenz für den Betrieb einer OTF noch nicht verfügbar ist.

Börsen Hamburg und Hannover: Bitcoins

Die Anlegerseminare an der Börse Hamburg und der Börse Hannover können seit Februar dieses Jahres auch mit der Digitalwährung Bitcoins bezahlt werden. Damit wollen die Börsen im Norden einen ersten Schritt machen, um die Digitalwährung in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren.

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