Bankenaufsicht

Endlich mehr Fusionen wagen?

Quelle: pixabay.com

Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht: Die deutschen Banken sind europaweit höchstens noch zweite Liga, weltweit müssen sie die Spiele der Großen an den Bildschirmen verfolgen. Zumindest wenn es nach der Marktkapitalisierung, also dem Wert der Institute geht, der ihnen von Investoren und Anlegern beigemessen wird. Auf gerade mal 14,5 Milliarden Euro bringt es da aktuell die Commerzbank, auf immerhin fast doppelt so viel, nämlich 29,77 Milliarden Euro die Deutsche Bank. Die Santander, die größte rein europäische Bank - die HSBC mit asiatischen Wurzeln und einer Marktkapitalisierung von stolzen 168 Milliarden Euro mal außen vor gelassen, schafft immerhin eine Bewertung an den Börsen von knapp 90 Milliarden Euro. Es folgen BNP mit 85 Milliarden Euro, UBS mit 56 Milliarden Euro, BBVA mit 48 Milliarden Euro, Société Générale mit 38 Milliarden Euro und die Credit Suisse mit 35 Milliarden Euro. All diese großen (und stolzen und mehr oder weniger erfolgreichen) europäischen Banken zusammen sind an der Börse also knapp 400 Milliarden Euro wert. Das ist ein Problem: Denn allein die derzeit wertvollste Bank, JP Morgan Chase, bringt es auf einen Marktwert von knapp 300 Milliarden Euro. Da wäre eine Übernahme egal welches europäischen Konkurrenten den sprichwörtlichen Kopper'schen "Peanuts" gleichzusetzen.

Eine solche Bedrohung ist ein Zustand, der einer europäischen Bankenaufsicht natürlich nicht gefallen kann. Von daher kann die jüngste Anregung von der Vorsitzenden des SSM Supervisory Boards, Danièle Nouy, nicht ganz überraschen. Sie meint, es sei nun die richtige Zeit, den geschaffenen Rechtsrahmen der Bankenunion zu nutzen und paneuropäische Bankkonzerne zu schmieden. Und in der Tat halten sich seit Wochen hartnäckig Gerüchte über ein Interesse an der Commerzbank. Mal ist es die BNP, dann wieder sind es UBS, Unicredit, Santander oder BBVA. Immerhin nicht die Amerikaner, mag mancher denken. Aber macht diese Forderung auch Sinn? Zweifel mögen angebracht sein, immerhin sind die Erfahrungen mit derartigen europäischen Übernahmen, paneuropäischen Bankkonzernen oder auch nur einer europaweiten Expansion der führenden Geldhäuser nicht die besten. Die Liste des Scheiterns ist lang. Angesichts der anhaltenden innereuropäischen Spannungen und auch der höchst unterschiedlichen Risikolagen - sprich NPL-Belastungen - in den einzelnen Ländern ist da jeder Verantwortliche sicherlich gut beraten, genau zu prüfen, mit wem, an wen er sich da verbindet. Echte betriebswirtschaftliche Vorteile erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Der Abstand zu den US-Riesen bliebe bei nahezu jeder Variante eines Zusammenschlusses unendlich groß. Die Risiken sind schwer zu schätzen. Und das nur um den Börsen und der Aufsicht zu gefallen? Denn die darf sich so etwas zwar wünschen, entscheiden müssen es letztendlich aber immer noch die Eigentümer.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X