Kapitalmarkt

Green Bonds - Impulsgeber im Kampf gegen den Klimawandel

Cover image: Planet Earth, ph. by BJ Hale via Flickr

Der sogenannte "Earth Overshoot Day", zu Deutsch Welterschöpfungstag, fiel in diesem Jahr auf den 2. August. Er beschreibt den Zeitpunkt, an dem die Erdbewohner die vom Planeten zur Verfügung gestellten Naturressourcen eines Jahres aufgebraucht haben. Ab diesem Tag lebt die Erde quasi auf Pump. Und dieser Zeitpunkt verschiebt sich immer weiter Richtung Jahresbeginn. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren datierte er noch auf den 30. September. Inzwischen gibt es zu Recht einen breiten Konsens, diesem Trend entgegenzusteuern. Dass die Problematik mittlerweile den ihr angemessenen hohen Stellenwert genießt, zeigen große internationale Übereinkünfte wie die von der UN im Januar 2016 in Kraft getretenen "Sustainable Development Goals" (SDGs) beziehungsweise das seit November 2016 verbindliche Pariser Klimaabkommen. Die Umsetzung dieser ebenso hehren wie ambitionierten Ziele kommt einer Mammutaufgabe gleich, die enorme finanzielle Anstrengungen impliziert. Zwei Beispiele: Um das im Pariser Abkommen definierte Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssen nach Schätzungen der International Energy Agency bis zum Jahr 2035 Investitionen in Höhe von 53 Billionen US-Dollar aufgebracht werden. Noch höher liegen die von der UN-Generalversammlung prognostizierten Dimensionen zur Finanzierung der SDGs: Auf 90 Billionen US-Dollar wird der Investitionsbedarf in den kommenden 15 Jahren beziffert. Dabei ist klar, dass diese Summen angesichts klammer öffentlicher Haushalte ohne signifikante private Investitionen nicht zu stemmen sein.

Ein wichtiger Impuls zur Schließung dieser sich abzeichnenden Finanzierungslücke könnte vom Kapitalmarkt in Form von Green Bonds ausgehen. Anlässlich des zehnten Geburtstags des Marktes lud die DZ Bank, deren Researchabteilung das Geschehen seit Anbeginn verfolgt, zu einem Zwischenfazit. Das Segment erlebte gerade im vergangenen Jahr einen kräftigen Schub: Das Emissionsvolumen der Green Bonds verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr fast - von 47,9 auf 95,1 Milliarden US-Dollar - und lag somit nur noch knapp unter der Marke von 100 Milliarden US-Dollar. Passend zum runden Geburtstag dürfte dieser "Meilenstein" deutlich vor Jahresende erreicht sein: Die DZ Bank rechnet mit Neuemissionen im Volumen von 125 Milliarden US-Dollar. Dabei macht das Institut keinen Hehl daraus, derzeit ein eigenes Green-Bond-Debüt intensiv zu prüfen.

Setzt man diese Zahl in Relation zum Gesamtvolumen des globalen Fixed-Income-Marktes (rund 100 Billionen Euro), so handelt es sich freilich nach wie vor um ein Nischensegment. Die Vorzeichen, dass es diesen Status zeitnah hinter sich lässt, stehen jedoch gut, denn Wachstumstreiber für künftige Höhenflüge sind zahlreich vorhanden. Neben besagter Umsetzung der politischen Klimavereinbarungen liegt dies nicht zuletzt an dem veränderten Nachfrageverhalten von Investoren: Diese sind bekanntlich zusehends darauf bedacht, die Nachhaltigkeit ihrer Geldanlage sicherzustellen. Einer Umfrage unter öffentlichen Investoren weltweit hat beispielsweise ergeben, dass 40 Prozent von ihnen einen Ausbau der Anlage in Green Bonds auf bis zu drei Prozent des Gesamtportfolios in den nächsten 12 bis 24 Monaten anstreben. Dass komplexe und langfristige Klima- und Umweltschutzprojekte oftmals keine kurzfristigen Erträge erzielen, wird dabei in Kauf genommen. Offensichtlich werden an den Kapitalmärkten eindimensionale ökonomische Renditeüberlegungen zusehends um ökologische beziehungsweise soziale Aspekte erweitert. Mit steigender Bedeutung und Nachfrage ist die Professionalisierung des Green-Bond-Marktes, etwa bei der Setzung von Standards, unabdingbar. Hier wurden in jüngerer Vergangenheit wichtige Eckpfeiler gesetzt: Der Gründung der "Climate Bonds Initiative" im Jahr 2009 folgte 2014 die Lancierung der "Green Bond Principles", die seit Juni dieses Jahres von den "Social Bond Principles" ergänzt werden. Auch existieren mittlerweile Green-Bond-Indizes von vier verschiedenen Anbietern.

Diese Initiativen sind jedoch nur ein erster Schritt und das Ziel einheitlicher globaler Standards ist noch ein gutes Stück entfernt. So wird eine wichtige Voraussetzung für die Vertrauensbildung und damit das künftige Gedeihen dieses Marktes darin bestehen, kritische Begrifflichkeiten präzise und verbindlich zu klären. Nur dann können "grüne" beziehungsweise "nachhaltige" Projekte und ihre Eignung für Green-Bond-Emissionen zweifelsfrei festgestellt und bei Missachtung sanktioniert werden. Eine Gefahr für qualitative Verwässerungseffekte (Green Washing) birgt nach Ansicht der DZ Bank die zuletzt infolge zahlreicher neuer Emittenten aus den Emerging Marktes gestiegene Diversifizierung des Marktes. Die implizite Botschaft, wonach Quantität nicht vor Qualität gehen darf, erscheint einleuchtend. Ein Reputationsschaden könnte das junge Segment um Jahre zurückwerfen.

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