Asset Management

"Wenn die Inflation erst mal aus der Flasche ist ..."

Quelle: Deutsche Börse

Der Markt für Exchange Traded Funds (ETFs) boomt und wächst, da hat auch die Pandemie nichts daran geändert, im Gegenteil. Auch die ETFs haben vom Aufschwung der Kapitalmärkte profitiert. Und wie! Einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge haben sich die globalen Assets under Management in ETFs von 3,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2016 auf über 10 Billionen US-Dollar im November 2021 fast verdreifacht. Doch damit nicht genug, in der gleichen Studie prognostiziert PwC, dass sich das Volumen bis zum Jahr 2026 nochmals auf dann rund 20 Billionen US-Dollar verdoppeln könnte und damit den Wert des US-amerikanischen Bruttoinlandprodukts erreichen würde.

Atemberaubendes Wachstum, das auch auf dem ersten ETF-Forum der Deutschen Börse nach Ausbruch der Corona-Pandemie für Zufriedenheit und Schulterklopfen sorgte. Die Deutsche Börse berichtete dabei von einer Rekordzahl von mittlerweile 1 800 bei ihr gelisteten Exchange Traded Funds, davon allein im vergangenen Jahr 200 neu hinzugekommene. Weiteres Wachstum erwartet die Branche vor allem durch die Themen Nachhaltigkeit und Exchange Traded Products im Kryptosegment. Allerdings herrschte auch Klarheit, dass die Zeiten schwierig sind und es viele Probleme gibt, die auch den ETF-Markt belasten könnten.

So war es auch nur folgerichtig, dass das erste - und auch spannendste - Panel der Veranstaltung als Diskussion mit drei hochkarätigen Volkswirten zu den vielfältigen Risiken stattfand. Neben dem DZ-Bank-Chefvolkswirt Dr. Michael Holstein waren auch der Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater sowie der Senior European Economist and Chief German Economist der UBS Investment Bank Dr. Felix Hüfner an Bord. Der Diskussion voran gab es eine Umfrage unter den Teilnehmern, welche Risiken sie in ihren Anlageentscheidungen aktuell am meisten beeinflussen. Wenig überraschend waren die Inflation und daraus folgend auch Zinssteigerungssorgen ganz vorne dabei. Zur Auswahl standen sonst noch: Ressourcenknappheit, Energiekrise und die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges auf weitere Länder.

Ulrich Kater verdeutlicht die Krux der heutigen Zeit mit einer Frage: Welche Prozentzahlen hätten die genannten Risiken denn alle vor einem Jahr bekommen? Seine Antwort: Null Prozent! Wir stehen vor mehreren potenziell existenziellen Krisen und Problemen. Kater ging sogar so weit zu sagen, dass diese sich jedoch sogar erst vor gut sechs Monaten zu materialisieren begannen. Eine wahrlich schnelllebige Zeit. Etwas überrascht zeigte sich hingegen Hüfner vom Abstimmungsergebnis, wonach eine mögliche Energiekrise nur bei 7 Prozent der Teilnehmer zu Sorgenfalten führt. Er warb dafür, diesem Risiko größere Bedeutung einzuräumen.

Einigkeit herrschte am Ende darüber, dass die Bekämpfung der Inflation durch die Notenbanken das wohl langwierigste Problem sein dürfte. Wie Kater es ausdrückte: "Wenn die Inflation erst mal aus der Flasche ist, ist sie schwierig wieder einzufangen ..." Allerdings wiesen die Volkswirte auch darauf hin, dass im Unterschied zu den 1970ern, als die Inflation mehr als ein ganzes Jahrzehnt lang belastete, diesmal die Notenbanken viel schneller reagieren. Sogar Isabel Schnabel hat jetzt schon die Notwendigkeit einer baldigen Zinsanhebung angedeutet. Angesichts der Tatsache, dass schon seit Anfang 2021 von verschiedensten Autoren in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen vor einer Eskalation der Inflation gewarnt wird, hat es gefühlt jedoch dennoch ewig gedauert. Dem Wachstum der Branche dürfte das jedoch keinen Abbruch tun, denn erfahrungsgemäß sind Realwerte wie Aktien (und damit auch ETfs) der beste Schutz gegen inflationären Vermögensverlust und werden daher auch weiter Absatz finden.

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